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FLADUNGEN
Schlager wurden zur Nebensache
Besucher mit Musik im Blut: Bei den Fladungen Classics 2014 war Bill Ramsey zu Gast.
Foto: Kerstin Junker | Besucher mit Musik im Blut: Bei den Fladungen Classics 2014 war Bill Ramsey zu Gast.
Steffen Standke
Steffen Standke
 |  aktualisiert: 08.07.2014 16:11 Uhr

„5. Juli 1963“, prangte es auf einem Plakat bei den Fladungen Classics, „Tanzvergnügen mit Tanzvergnügen mit Bill Ramsey, Eintritt 1,50 DM“.

Ehe jemand anfängt, im Gedächtnis zu kramen: Das Plakat war ein Schwindel, Staffage. Ramsey trat nie im kleinen Fladungen auf, schon gar nicht in seiner besten Zeit Anfang der 1960er. Aber bei den Fladungen Classics 2014 – da sollte es ein. Und der Amerikaner verlieh dem Fest seine eigene Note.

Im Internet finden sich Videos aus der großen Zeit, da hüpft Ramsey locker, grimassenschneidend über über die Bühne. Das tat der Amerikaner aus Cincinnati/Ohio in Fladungen nicht mehr. Verständlich, wurde er doch im April 83 Jahre alt.

Ramsey ist grau und breiter geworden; das Laufen fällt schwer. Fast während des gesamten Konzerts saß er, das Notenpult als Erinnerungsstütze vor sich.

Aber der Vollblutmusiker – der steckt immer noch in ihm. Das zeigte der Mann, der 1952 als GI nach Deutschland kam, bei den Fladungen Classics. Nur nicht so, wie es viele Besucher wahrscheinlich erwartet hatten.

„Souvenirs, Souvenirs“ und „Pigalle“ – die Gassenhauer der 1960er-Jahre gerieten zur Randnotiz. Ersteren Schlager – 1959 immerhin sechs Wochen in Deutschland auf Hitparaden-Platz 1, „verbrannte“ er gleich als zweiten Song, letzteren kurz nach der Pause.

Der „Mann mit der schwarzen Stimme“ hatte anderes vor. Seine Band war in Jazzbesetzung angetreten. Und in diese Richtung ging sein Konzert auch: wenig wirklich Bekanntes, viel Improvisation. Das Publikum reagierte verhalten, hatte sich wohl eher auf Songs zum Mitgrölen eingestellt.

Bill Ramsey war es egal. Keine Lust auf Gassenhauer. Mit 83 Jahren konnte er sich das leisten.

Und zeigen, wo seine Wurzeln liegen, nämlich im Jazz, Swing und Blues. Der Amerikaner packte Klassiker aus seiner Heimat aus: „Summertime“ von George Gershwin, „Sittin' on the dock of the bay“ von Otis Redding.

Auch erzählte Ramsey von seiner Geburtsstadt Cincinnati am Ohio. Dem Fluss, den zu überwinden für schwarze Sklaven einst die Freiheit bedeutete. Und so wunderte es kaum, dass der frühere Schlagerstar auch einen modernen Gospel im Programm hatte: „Put your hand in the hand“ von „Ocean“.

Das ganze Konzert über hatte Bill Ramsey gesessen. Doch für den letzten Song stand er auf: Louis B. Armstrongs „What a wonderful world“.

Ein Liedtext, dessen Botschaft wunderbar auf die Fladungen Classics passte.

 
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