
Sowohl von außen, als auch von innen nahmen Handwerker, Kirchenverwaltung, Dieter Federlein vom gleichnamigen Architekturbüro in Salz den Kirchturm in Bad Königshofen unter die Lupe. Der Grund war, dass Wasser bis in die Decke der Türmerstube eindringt. Dabei verschafften sie sich auch einen ersten Eindruck über den Zustand des Gebälks der welschen Haube des Kirchturms.
"Hier musste gehandelt werden," sagte Kirchenpfleger Manfred Staub. Die Haube ersetzte 1603 das Spitzdacht des Turmes und aus dieser Zeit dürften auch noch einige der Eichenbalken stammen. Vor 35 Jahren wurde die Generalsanierung des Kirchturms abgeschlossen, nun gibt es so einige Schadstellen, die beseitigt werden müssen, sagte auch Dieter Federlein. In einem Arbeitskorb, der von einem Kran in die entsprechende Höhe gezogen wurde, nahm er gemeinsam mit Dachdeckermeister Maximilian Neumann die Turmspitze sowie vor allem die sogenannte "Laterne" auch von außen in Augenschein.

Schnell stellte man große Schäden am Holz fest, das 1985 auf Anraten des Landesamtes für Denkmalpflege keine Blechverschalung bekam, sondern wie in den Jahrhunderten zuvor Wind und Wetter ausgesetzt war. Das hat dem Holz natürlich geschadet. "Holzteile sind zum Teil gelockert, andere haben sich bereits nach unten verschoben und oftmals ist zwischen der Balkenkonstruktion so viel Platz, dass man mit dem Metermaß rein greifen kann", stellte Schreinermeister Michael Heusinger fest, der mit Zimmermeister Rainer Bulheller die Schäden vor Ort begutachtete. Es zeige sich, dass vor allem im Außenbereich Wind und Wetter dem Holz enorm zugesetzt und geschadet haben. Zur Absicherung der anstehenden Arbeiten im Turm hat die Firma Wentorf-Bulheller nun die "Laterne" mit starken Bändern umspannt.
Sofortmaßnahmen feststellen
Bei der Besprechung vor Ort verwies Dieter Federlein darauf, dass als erstes versucht werden soll, Reparaturen, eventuell vom Arbeitskorb aus zu erledigen, ohne ein teureres Gerüst stellen zu müssen. Sicher müssten einige Arbeiten zurück gestellt werden, die nur mit einem Gerüst möglich sind. Das ist allerdings aktuell nicht finanzierbar. Dabei spielt das Moratorium der Diözese Würzburg eine Rolle, womit in den kommenden fünf Jahren Zuschüsse für solche Projekte gestoppt sind. "Die Sichtung vor Ort sollte dazu dienen, die erforderlichen Sofortmaßnahmen festzustellen und erste Absicherungen und Notreparaturen vor zu nehmen," so Federlein. Eine große Rolle spielt dabei der sogenannte "Kaiserstil". In diesem steckt der Stab des Kirchturmkreuzes. Dieser "Kaiserstil" setzt sich auch innerhalb der Haube unterhalb der Laterne fort. An ihm hängen die Sparren und Gebinde des Turms.

Konkret geht es aber zunächst um das Kreuz und die Verblechung, die dicht sein muss, um Wasser abzuhalten. Dass sich das Turmkreuz mit einer Höhe von 2,50 Metern beim Läuten aller Glocken bis zu zwei Meter bewegt, ist bekannt. "Das ist auch nicht das Problem, sondern es geht um den Eisenstab, inwieweit er ebenfalls in Bewegung gerät und Schäden im Kaiserstil anrichtet," erklärt der Architekt. Das nahm Dieter Federlein selbst von außen wie von innen in Augenschein, in dem er in der Laterne nach oben kletterte. Ob die Verblechung von außen noch die notwendige Dichte aufweist, war nicht festzustellen.
Laterne wird geschlossen
Ob die Arbeiten vom Arbeitskorb aus erledigt werden können, ist bislang noch unklar. Begutachtet wurde von Federlein aber auch die große Turmzwiebel. Dort ist im Innern ein Wassereinbruch erkennbar. "Arbeiten, die von Innen erledigt werden können." Als dringend erforderlich nennt Federlein die Sicherung und Instandsetzung der "Laterne". Die Bänder, die derzeit um die Laterne zu sehen sind, dienen vor allem der Absicherung bei den kommenden Arbeiten. Die Laterne selbst ist stark beschädigt, die Hölzer sind größtenteils aufgerissen. "Zum Glück ist die Laterne von innen versteift." Um weitere Schäden zu vermeiden, soll sie zunächst geschlossen werden, um Wind und Wetter möglichst abzuhalten. Wann die grundlegende Sanierung erfolgen kann, "steht noch in den Sternen."
Bei der Besichtigung stand auch die historische Turmuhr in Blickpunkt, denn auch sie hat in den vergangenen drei Jahrzehnten stark gelitten. Vor allem das Zifferblatt ist stark in Mitleidenschaft gezogen. Kirchenpfleger Manfred Staub verweist darauf, dass nach wie vor unklar ist, wer die Kosten übernimmt. Bürgermeister Thomas Helbling zweifelt die Baulast an und verweist auf die Kirchtürme in den Stadtteilen. Auch da ist die Baulast unklar. "Wir können das aber nicht schultern." Manfred Staub wiederum verweist auf Unterlagen, die bis ins Mittelalter zurückreichen, als der Turm als Wachturm genutzt und mit einem Stadttürmer besetzt war. "Das muss noch geklärt werden," sagen beide Parteien.
