Mit Applaus und "Oh, wie ist das schön…", gespielt vom Musiktrio Clemens, Thomas und Engelbert, wurden die frischgebackenen Deutschen Meister der Frauenbundesliga im Schlundhaus in Bad Königshofen empfangen. Bis in den Nachmittag hinein hatte das Bad Königshöfer Frauenteam noch an den Schachbrettern beim Endspiel dieser Saison in Berlin gesessen, dann stand es endgültig fest: Sie sind nach 2014 erneut an der Spitze und konnten den großen Wanderpokal sowie Goldmedaillen in Empfang nehmen.
Mit zehn Spielerinnen war der SC Bad Königshofen in Berlin angetreten, vier mussten direkt nach der elften Spielrunde zu weiteren Verpflichtungen weiterreisen. So blieben sechs Aktive, mit denen in Bad Königshofen gemeinsam mit Sponsoren, Vereinsvertretern und Bürgermeister gefeiert werden konnte. Schachsenior Gerhard Müller sprach Begrüßungsworte und wies auf den stetigen Aufstieg der Frauenmannschaft hin, der jetzt zum zweiten Mal durch die Meisterschaft gekrönt wurde. "Ihr habt lange gekämpft und verdient gewonnen."
Die ganze Familie hilft mit
Vieles ist Vorstand Jürgen Müller zu verdanken, der gemeinsam mit Sohn und Teamcaptain Maximilian Müller in Berlin dabei war. Jürgen Müller hat als internationaler Schiedsrichter, der immer wieder zu den "Moskau Open" eingeladen wird, dort viele Kontakte knüpfen können. Irina Zakurdjaeva und Anastasia Savina, die beide als Au pair-Mädchen im Haushalt Müller waren, gehören zu den festen Größen der "verrücktesten Mannschaft der Frauenbundesliga", wie sie von den Kolleginnen genannt werden. Die ganze Familie hilft mit, übernachtet wird bei Heimspielen im Haus Müller - da müssen keine extra teambildende Maßnahmen angesetzt werden, die laufen nebenbei auf der gemütlichen Couch, beim gemeinsamen Essen oder beim Vorbereiten auf den nächsten Gegner.
Jürgen Müller bedankte sich bei allen Unterstützern, ohne die Fahrt- und Übernachtungskosten an den Austragungsorten nicht finanzierbar wären. Bei allen Sponsoren soll der Meisterpokal für einige Wochen ausgestellt werden, so Müller. Er stellte die anwesenden Spielerinnen vor: Tatjana Melamed, die an jeder Runde dieser Saison mitgewirkt hat, und als "Glücksfall" bezeichnet wurde, Irina Zakurdjaeva, Julia Gromova, Anastasia Savina, Jana Schneider und Alexandra Obolentseva. Alle erhielten die goldene Ehrennadel des Vereins. Eingeladen waren auch die ehemaligen Bürgermeister Wolfgang Mack und Clemens Behr sowie der amtierende Thomas Helbling, auch sie erhielten die goldene Ehrennadel für ihre Unterstützung des Vereins und wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt.
Stolze Bürgermeister
Zwei Bundesligavereine in einer kleinen Stadt - das ist ungewöhnlich, wie die Vertreter der Tischtennisabteilung des TSV, Josef Ort und Andreas Albert bei ihrer Gratulation erwähnten. Der Werdegang des Schachvereins erinnert an den eigenen, der allerdings noch nicht den Höhepunkt erreicht hat. Die Beziehungen der Tischtennisleute reichen statt nach Russland nach Japan. Bürgermeister Thomas Helbling lobte die Verdienste des Schachvereins und gratulierte im Namen der Stadt. Bürgermeistersekt hatte er mitgebracht und das Goldene Buch der Stadt, in das sich alle eintrugen.
Wie fühlen sich die Spielerinnen, nachdem das Saisonziel erreicht ist? Tatjana Melamed, die gut deutsch spricht und Trainerin in Sachsen-Anhalt ist, fasste es zusammen: "Wir sind superglücklich." Bereits nach Runde acht stand fest, dass die Meisterschaft erreichbar war, aber nichts sei sicher. "Auch bei schwächeren Gegnern kann man patzen", gab sie zu bedenken. Deshalb erlaubten sich die Teamkolleginnen nicht, an den Sieg zu denken, bevor sie ihn nicht in der Tasche hatten. Auch Jürgen Müller hatte keine Meisterschaftsfeier, sondern eine Saisonabschlussfeier angesetzt. "Es war spannend bis zum Schluss", so Melamed. Die weniger guten Leistungen der anderen Favoriten haben auch dazu beigetragen, dass der Pokal noch einmal nach Bad Königshofen kam.
Anstengende Schlussrunden
Anstrengend waren die drei Schlussrunden in Berlin, Partien, die bis zu sechs Stunden dauern, sind keine Seltenheit. Höchste Konzentration ist erforderlich, um die eigenen Züge und die zu erwartende Reaktion der Gegnerin voraus zu berechnen, Zuschauer und Nachbarn müssen ausgeblendet werden. Kein Wunder, dass die Spielerinnen schließlich glücklich, aber müde nach Kleinbardorf ins Müller-Quartier fuhren, um sich noch einmal gemeinsam zu freuen und ein paar Stunden zu schlafen.