Oldtimerflugzeuge über Mellrichstadt? Elf Hochdecker, die an die bekannte und erfolgreiche Piper Cub erinnern, sind am Samstag auf dem Bischofsberg gelandet. Diese in Tandem-Anordnung doppelsitzigen Ultraleicht-Flugzeuge (UL), Typ Savage Cub, sind der Piper nachempfunden und sind wie diese mit einem „konventionellen Fahrwerk“ ausgerüstet, das im Gegensatz zu den heute üblichen Dreibein-Fahrwerken ein Spornrad unter dem Leitwerk am Heck hat.
Die Savage-Cub-Typtreffen fanden meist in Süddeutschland, im Alpenraum, einmal auch in Italien statt. Matthias Schulze Dieckhoff, stellvertretender Vorsitzender der Flugsportvereinigung Mellrichstadt und selbst begeisterter Savage-Pilot, hat nun dieses Treffen mithilfe des Vorsitzenden Jürgen Boxberger sowie Gerald Sick und weiteren Vereinsmitgliedern auf dem Mellrichstädter Flugplatzgelände organisiert. Schulze Dieckhoff wies bei dieser Gelegenheit auf die Vorzüge von Mellrichstadt und der Rhön hin, welche den Piloten bis dato noch gänzlich unbekannt waren. Natürlich stellte er auch sein Hotel, das Bio-Hotel Sturm, vor. Es ist das einzige seiner Art im Biosphärenreservat Rhön, und die „Spornradflieger“ trafen sich dort zur obligatorischen Feier.
Die Piloten waren aus Speyer, dem Saarland, aus Niedersachsen und dem Alpenraum – einer sogar aus Tirol – nach Mellrichstadt geflogen. Darunter auch Tom Huber aus Antdorf, seit 2004 der Importeur der Zlin Savage Cub für Deutschland und Österreich. 250 Flugzeuge wurden bisher produziert, 50 davon sind in Deutschland registriert. Der Hersteller Zlin Aviation in Tschechien baut Rümpfe aus geschweißten Stahlrohren, die Tragflächen haben Holme und Rippen aus Aluminium. Das Ganze wird mit Stoff bespannt. Die Endmontage erfolgt in Verona in Italien. Antdorf liegt übrigens südlich des Starnberger Sees – Importeur Huber hat dort seit 2008 einen eigenen Flugplatz und heuer eine neue Werkstatt eröffnet.
Das Flugzeug ist auch als Bausatz lieferbar; etwa ein Drittel der Kunden baut sich seine Maschine selbst, so Huber. Die Savage Cub ist mit einem Vierzylinder-Rotax-Boxermotor ausgerüstet, der aus 1,6 Liter Hubraum 100 PS leistet. Die Reisegeschwindigkeit wird mit 150 km/h angegeben. Das Flugzeug hat laut Huber sehr gute STOL-Eigenschaften, wobei die Buchstaben für „Short Take Off and Landing“ stehen. Was heißt, dass die Savage Cub – wie übrigens auch die Piper – in der Lage ist, auf sehr kurzen Strecken zu starten und zu landen. Und ebenso wie die Piper kann auch die Savage mit Kufen oder Schwimmern ausgerüstet werden. 288 Kilogramm beträgt das Leergewicht des Fliegers, 272 Kilo dürfen zugeladen werden, bis das zulässige Gesamtgewicht von 560 Kilogramm erreicht ist.
Bei bestem Flugwetter erfolgte der Start der leichten Flugzeuge zu einem Dreiländer-Rundflug mit Zwischenlandung auf der Wasserkuppe. Ziel dort war natürlich das Segelflugzeugmuseum mit den Flugzeugen, die als „Meilensteine“ in der Segelflugzeug-Entwicklung gelten. Zum Beispiel die HKS, das erste Kunststoffflugzeug. Beim Start durften alle elf Maschinen „am Stück raus“, so Schulze Dieckhoff, was, wie zu erfahren war, eine nicht alltägliche Schau auf dem Berg der Flieger war. Nach einer weiteren Zwischenlandung auf dem UL-Flugplatz am Dolmar ging's wieder zurück nach Mellrichstadt.
Tags drauf bewies Importeur Huber mit seinem „Tiger-Flieger“, dass die Savage Cub auch zum Schleppen von Segelflugzeugen geeignet ist. Dabei hat das Ultraleicht-Flugzeug das Mellrichstädter Segelflugzeug ASK 21, einen Doppelsitzer, mit Pilot und Passagier besetzt, problemlos in die Luft gezogen.