Ein Verband regle das, was der Einzelne nicht mehr leisten könne, deshalb werde es immer notwendig sein, dass man einander gegenseitig helfe, betonte Thomas Fischer zum Auftakt der Sitzung des Abwasserzweckverbands (AZV) "Obere Streu".
Nun muss sich zeigen, ob es gelingt, die Herausforderung der Generalsanierung des Klärwerks zu meistern. Erklärtes Ziel: Der Erhalt einer Betriebsgenehmigung für weitere 20 Jahre.
Der Vorsitzende versicherte, die Verbandsanlage funktioniere dem Alter entsprechend gut. Zum 31. Dezember 2020 lief die gültige Betriebserlaubnis ab, die zunächst bis Ende 2025 verlängert wurde. Auch wenn unter Fischers Vorsitz bereits Investitionen von mehreren hunderttausend Euro ins Klärwerk getätigt wurden, besteht dringender Handlungsbedarf.
So stellt sich die Frage, ob man die Verbandsanlagen generalsaniert, oder ob alternativ ein Anschluss an den AZV "Mellrichstädter Gruppe" angestrebt werden sollte. "Die Summe für die eine Variante ist hoch, für die andere noch höher", hieß es wenig optimistisch.
Machbarkeitsstudie vorgestellt
Aktuell setzt sich der AZV "Obere Streu" aus 15 stimmberechtigten Vertretern der Mitgliedskommunen Fladungen, Nordheim, Hausen, Ostheim und Sondheim. zusammen. Thomas Fischer begrüßte unter anderem Hans-Ulrich Hoßfeld vom Ingenieurbüro Hoßfeld & Fischer (Bad Kissingen) und Markus Schlereth als Vertreter des Wasserwirtschaftsamts. Entscheidungen fielen an diesem Abend keine – alleine die Vorstellung der Machbarkeitsstudie sorgte für Diskussionen.
Zunächst habe man die Auswertung vorliegender Daten vorgenommen, begann Ingenieur Hoßfeld seine Präsentation. Hierin hatten er und sein Team relevante Kriterien wie den Verbrauch im Einzugsgebiet, Einwohnerzahlen, Fremdwasserzulauf, Zulauf bei Trocken- und Regenwetter sowie geografische Aspekte betrachtet und daraus entsprechende Schlüsse gezogen.
Der durchschnittliche Verbrauch je Einwohner liegt bei 125 Litern pro Tag. 10.500 Einwohner leiten ihr Abwasser in das Klärwerk – eine Teichanlage – ein. Schnell machte der Sachverständige klar, weshalb der Erhalt der bestehenden Anlage keine Option ist: Bei Teichanlagen sei der Reinigungsprozess im Allgemeinen nur begrenzt regelbar, insbesondere im Bereich der Stickstoffelimination. Zudem seien Stabilisierung und Entnahme des Klärschlamms nicht optimal.
Zwei Varianten
Somit blieben zwei Varianten. Entweder der AZV investiert in eine ein- beziehungsweise zweistraßige Belebungsanlage, oder er schließt sich dem AZV "Mellrichstädter Gruppe" an. Letzteres würde bedeuten, dass ein Abschnitt von rund fünf Kilometern mit neuem Kanalnetz versehen werden müsste, der zweite Abschnitt über rund sieben Kilometer bräuchte größere Rohre.
Laut Hoßfelds Meinung sei die Anschlussvariante "Jenseits von Gut und Böse". Den Berechnungen zufolge stehen hierfür Investitionskosten (inklusive Baunebenkosten) von 18,54 Millionen Euro im Raum.
Bei einer einstraßigen Belebungsanlage geht es um 8,72 Millionen Euro; die erweiterte, zweistraßige Variante wird mit 10,06 Millionen Euro veranschlagt. Letztere liefere gemäß Hoßfeld den höchsten Nutzen.
Schlimmstensfalls droht Schließung
Nachdem der erste Schock verdaut war, wurde lebhaft diskutiert. Andreas Hoch wies auf die finanzielle Belastung der Bürger hin und meinte, bevor Millionen investiert würden, sei es günstiger, Strafe zu bezahlen. Dieser Einwurf konnte seitens des Wasserwirtschaftsamtes schnell entkräftet werden. Sollte es zum Äußersten kommen, könnte das Klärwerk geschlossen werden.
Thomas Fischer betonte, dass Gesetze und Fristen eingehalten werden müssen. Jetzt gelte es, zeitnah zu prüfen, ob Fördermöglichkeiten bestehen (Stichwort: Härtefallschwelle).
Hausens Bürgermeister Friedolin Link stimmte seinem Vorredner zu. "Der gravierende Punkt ist, wie und woher wir Zuwendungen bekommen. Wir sind Kommunalpolitiker, müssen Beschlüsse fassen und uns hierfür vor den Wählern rechtfertigen", brachte Link es auf den Punkt.
Bis zur finalen Entscheidung dürfte noch jede Menge Gesprächsbedarf bestehen. Viel Zeit bleibt nicht, da der Baubeginn für Sommer/Herbst 2024 geplant ist.