Die Sandberger Musikanten feiern jetzt ihr 40-jähriges Bestehen. Doch nicht erst seit 40 Jahren wird in Sandberg Musik gemacht. Beim Stöbern in der Dorfchronik wird schnell deutlich, dass schon immer in den Walddörfern musiziert wurde. Sandberg, das jüngste und größte unter den Walddörfern – gegründet im Jahr 1691, war gekennzeichnet von einer kargen Lebensweise seiner Bewohner.
Doch die Menschen haben vielleicht gerade wegen der harten Arbeit Zeit aufgebracht, bei Musik und Gesang ihr nicht einfaches Leben zu vergessen, mutmaßt Rudi Söder in einer Chronik der Musikkapelle zum Kreismusikfest 1981.
Musikkapelle schon um 1820
Dass in Sandberg schon um 1820 eine Musikkapelle existierte, beweist ein Sitzungsprotokoll, in dem die Wahl eines Dirigenten beschrieben ist. Auch nach mündlicher Überlieferung sind ab 1850 viele Musikanten bekannt. Sie haben die kirchlichen und sonstigen Anlässe im Dorf mit Musik begleitet. Doch die Sandberger musizierten nicht nur im Dorf, sondern machten sich ab 1840 „auf die Walz“ gingen, um auch andere mit ihrer Musik zu erfreuen.
Josef Friedel, der sich im Ersten Weltkrieg bei einer Militärkapelle musikalisch weiterbildete, übernahm 1919 die Kapelle. Unter ihm wurde sie weithin bekannt. 1935 bildete Eduard Zehe eine Jazzkapelle, die sich rasch zur zur beliebten Tanzkapelle entwickelte.
Helmut Friedel, der spätere langjährige Vorsitzende und Dirigent der Sandberger Kapelle, nahm 1960 Musikunterricht in Bad Neustadt bei Musikmeister Julius Geis, der eine junge Kapelle in Sandberg aufbaute. Nach seinem Weggang übernahm Friedel 1961 das Dirigentenamt.
Vom Wiesen- zum Kirchweihfest
Die Trachtenkapelle Sandberg, wie sie dann genannt wurde, spielte bei örtlichen, kulturellen und kirchlichen Anlässen. Das erste Wiesenfest in eigener Regie veranstaltete die Trachtenkapelle 1967. In den folgenden Jahren wurde daraus ein Kirchweihfest. Bei einem solchen Fest wurde die Idee geboren, die Trachtenkapelle einmal in die Schweiz zu verpflichten. Die Reise wurde zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Dass auch die Jugend Musikinstrumente erlernen konnten, ging auf das Engagement von Helmut Friedel und Rudi Söder zurück. Dazu musste ein Ausbilder gewonnen werden. Im Dezember 1973 gab es ein erstes Gespräch mit Musikmeister Toni Kümmeth, der die Herausforderung annahm und in Sandberg eine neue Jugendkapelle aufbaute. Das Echo war groß, es meldeten sich 64 Jugendliche. Nun ging es Schlag auf Schlag. Im März 1974 wurden für die gesamte Jugendkapelle die Instrumente geliefert, Einzel- und Gruppenproben begannen. Nach nur fünf Monaten war die Grundausbildung beendet, der Musikverein „Jugendkapelle“ wurde am 23. März 1975 gegründet.
Marsch beim Feuerwehrfest
Da Musikmeister Toni Kümmeth nur samstags bei den Musikproben anwesend sein konnte, erklärte sich der Dirigent der Trachtenkapelle, Helmut Friedel, bereit, auch die Jugendkapelle zu dirigieren. Der erste öffentliche Auftritt war ein Konzert im Kindergarten. Die erste Marschmusik wurde beim Feuerwehrfest 1975 vorgeführt. Nicht weniger als 34 Auftritte kamen 1976 zusammen.
Erfolg bei Wertungsspielen
Es folgten hervorragende Ergebnisse bei den Wertungsspielen in den nächsten Jahren. Aus den Kindern wurden Erwachsene, sie nannten sich ab 1987 nicht mehr „Jugendkapelle Sandberg“, sondern „Sandberger Musikanten“, der Name unter dem sie heute noch bekannt sind.
1988 wurde den Sandberger Musikanten die „Pro-Musica-Plakette“ für über 100-jährige Musikgeschichte verliehen. Ein Jahr später wurde Helmut Friedel der Titel „Dorfmusikmeister“ verliehen. Nach über 20 Jahren übergab er sein Dirigentenamt 1994 an Joachim Bühner.
Friedel Ehrendirigent
Für besondere Verdienste um die Kirchenmusik wurde Friedel 1996 mit der Sankt-Bruno-Medaille ausgezeichnet. Bei der Jahresversammlung 1999 übernahm Joachim Bühner den Vorsitz bei den Sandberger Musikanten. Helmut Friedel wurde Ehrenvorsitzender und Ehrendirigent.
Heute ist Joachim Bühner noch immer Vorsitzender, Dirigent ist Udo Dünisch. Zu den Sandberger Musikanten zählen 195 Mitglieder, 70 aktive und 125 passive. Der Altersdurchschnitt der Aktiven liegt bei 36,8 Jahren. Sie setzen sich zusammen aus 32 Sandberger Musikanten, zwölf Musiker der Trachtenkapelle Sandberg, 14 Musikanten auf der „Aushilfsliste“ und Kirchenmusiker, die noch gemeldet sind. Zwölf Jungmusiker sind in der Bläserklasse, die im September 2009 gegründet wurde.
Das Festprogramm
Am Samstag, 17. Mai, laden die Sandberger Musikanten zum Fest- und Ehrenabend anlässlich ihres 40-jährigen Bestehens ein. Um 18 Uhr findet zunächst ein Gottesdienst zum Gedenken an alle verstorbenen Mitglieder der Sandberger Musikanten statt. Im Anschluss findet im Sportheim ein Ehrenabend in lockerer Atmosphäre statt, bei dem Ehrungen für die Gründungsmitglieder ausgesprochen werden. Außerdem wird es einen Rückblick über die vergangen Fahrten und Ausflüge geben sowie die große Polentournee im Jahr 2014 mit Pfarrer Andreas Krefft.
Das Jubiläumsfest wird vom 6. bis 8. September unter dem Motto „Der Berg ruft“ im Festzelt gefeiert. Am Samstagabend spielt ab 19 Uhr „Spilk“, ab 21 Uhr „Spinnich“. Am Sonntag findet um 13 Uhr ein Festzug satt, anschließend unterhält der Musikverein Eckweisbach, ab 15.30 Uhr spielt „Bedöhrend Röhrend“ und ab 18 Uhr die „Scherzachtaler Blasmusik“. Am Montag gibt es um 17.30 Uhr Kesselfleisch mit den Sandberger Musikanten.