
Kann man so viel Pech haben? Es ist noch nicht einmal drei Wochen her, da fand Christian Kick einen der Damhirsche tot im Wildgatter am Sambachshof liegen, als er zum Füttern vorbeischaute. Und jetzt das: Der erste von den drei Stürmen, die ab Mitte vergangener Woche übers Grabfeld fegten, war zu viel für eine der Fichten innerhalb des Geheges. Der Baum fiel genau auf den Drahtzaun, der das Gatter umgibt und drückte es an einer Stelle nieder. Fünf Stück Rotwild – der gesamte Harem des einzigen Hirschs – nutzte die Gelegenheit und büxte aus.

Der einsame Hirsch vermisst seinen Harem
Die Hoffnung, dass eine der Ausreißerinnen noch einmal zurückkehrt, ist nicht groß bei Christian Kick, obwohl doch im Gehege der Tisch immer gedeckt ist und die Tiere somit nicht auf Futtersuche gehen müssen. Der Rothirsch - einen menschlichen Namen hat er nicht - ist als einziger geblieben und wirkt etwas belämmert, weil ihm die Gesellschaft offenkundig fehlt. Einsam läuft er am Zwischenzaun, der das Damwild vom Rotwild getrennt hat, auf und ab. Mit der sechsköpfigen Damwild-Familie, zu der ihn Kick gelotst hat, ist er noch nicht so recht warm geworden, wie es scheint. Jedenfalls hält er deutlichen Abstand.

Christian Kick, von Beruf Verwaltungsleiter des Wasserzweckverbandes Gruppe Mitte, ist etwas geknickt angesichts der Situation. Rund 4000 Euro haben er und sein Kompagnon Lars Müller bei Übernahme der Pacht im August für den Kauf der Tiere und einen neuen Rothirsch investiert, der für eine Blutauffrischung in der kleinen Herde sorgen sollte, die jetzt ausgebüxt ist. Der Nadelbaum muss in der Nacht von Donnerstag auf Freitag durch eine Orkanböe des Sturms "Ylenia" gefallen sein. Ein Stück Bauzaun schließt jetzt die Lücke, nachdem der Baum in zwei Hälften gesägt und entfernt worden war.
Das Wildgatter wurde vor mehr als 20 Jahren errichtet
Wie es jetzt weitergeht, ist noch nicht klar. Die Pächter sind für den Besatz des Wildgatters zuständig, wie Bürgermeister Thomas Helbling auf Nachfrage dieser Redaktion deutlich machte. Noch nicht geklärt ist die Frage, ob eventuell eine Versicherung für den Schaden aufkommt. Ob er sich weiterhin am Wildgatter des Sambachshofes engagieren wird, darüber macht sich Christian Kick noch so seine Gedanken. Eigentlich waren er und sein Kompagnon angetreten, um die Herden von Rot- und Damwild Schritt für Schritt zu vergrößern.
Das gut drei Hektar große Wildgatter am Sambachshof wurde nach einer Idee des damaligen Marketingvereins von der Stadt Bad Königshofen im Jahr 2000 als Attraktion für Einheimische und Touristen errichtet. Das Gelände gegenüber der damaligen Heimvolkshochschule bot sich quasi an, weil dorthin schon immer Hirsche zur Brunftzeit hinzogen, um mit dem typischen Röhren ihren Anspruch auf das Territorium zu erheben und Rivalen in die Schranken zu verweisen. Betreut wurden die anfänglich zehn Damhirsche und fünf Stück Rotwild durch den Landwirt Benno Schömig. Beliebt war die Anlage vor allem bei den Kindern, die so Gelegenheit hatten, die normalerweise in freier Wildbahn lebenden Tiere aus der Nähe betrachten zu können.
Naja, möglich ist alles...
1 Juni gehen schmalspieser und Tiere auf
Spass und Ironie beiseite, das ist für die Pächter natürlich tragisch, aber passieren kann halt immer was. Hoffentlich nimmt die Sache ein für beide Seiten postives Ende.