"Meinem Hund geht es besser als mir. Der wurde frisch geschoren." Kommentare wie diese hört man aktuell viele. Während der Lockdown für die Friseure selbst ein ernstes Thema ist,witzeln derzeit viele über ihre lange Haarmatte. Die Menschen vermissen ihren Friseur. Die Haare werden immer länger und geraten immer mehr außer Form - die Lage auf den Köpfen spitzt sich zu. Auch in Rhön-Grabfeld?
Sozusagen Glück im Unglück hatte Martin Link, der Bürgermeister von Stockheim. Drei Tage vor dem großen Lockdown hatte er letztmalig einen Friseurtermin. "Natürlich wusste ich bei der Terminvergabe noch nicht, dass der Lockdown in Sicht ist", sagt er. Denn er geht alle sechs Wochen zum Friseur und macht dabei auch gleich einen Termin für das nächste Mal aus. Bei seiner Drei-Millimeter-Frisur sei das ein optimaler Turnus.
Der Lockdown sorgte aber auch im Hause Link für friseurtechnische Neuerungen - gezwungenermaßen. "Ich habe mir für das Haareschneiden eine Maschine gekauft und mir vor 14 Tagen das erste Mal die Haare selbst geschnitten", erläutert der Bürgermeister. Bei seiner speziellen Frisur sei das einigermaßen unkompliziert gewesen. Aber auch ungewohnt, da es nicht leicht sei, sich die Haare selbst zu schneiden. "Meine Partnerin hat öfter prüfen müssen, ob alles so passt. Das Ganze war ungewohnt, da man im Spiegel nicht jede Stelle sieht, die man schneiden muss", so Link.
Klön und Föhn beim Friseur
Für ihn wäre das Ganze aber keine Lösung von Dauer und er ist froh, wenn die Friseure wieder aufmachen dürfen. "Es ist ja nicht nur das Haareschneiden. Man kann sich mit dem Friseur unterhalten und einfach mal 30 Minuten lang herunterkommen. Das ist sehr angenehm", findet das Ortsoberhaupt von Stockheim. Seinen markanten Bart hat er übrigens behalten, mit dem Mund-Nasen-Schutz gab es hier keine Probleme. "Da ich einen Oberlippenbart mit klein angesetzter Spitze am Kinn habe, klappt das mit der FFP2-Maske sehr gut." Er würde sich für die Zukunft wünschen, dass Friseure und Gastronomen mit einem guten Hygienekonzept bald wieder aufmachen dürfen. "Davon hängen ganze Existenzen ab", meint er. Er findet es gefährlicher, wenn Menschen sich privat die Haare schneiden lassen, wo es keine Hygienekonzepte gibt.
Pfundweise Gel und Haarspray
Wer Karola Back kennt, weiß, dass sie eine stets gepflegte Erscheinung ist. Dementsprechend vermisst die ehemalige Bürgermeisterin von Strahlungen ihren Friseur sehr, auch wenn sie die Notwendigkeit, dass die Friseursalons geschlossen sind, vollkommen einsieht. Derzeit behilft sie sich mit "pfundweise Gel und Haarspray". Entgegen kommt ihr momentan, dass sie sich sowieso ihre Haare wachsen lassen will und sich dafür entschieden hat, zu den grau-weißen Haaren zu stehen. "Wenigstens muss ich mir nun die Haare nicht mehr tönen." Einen weiteren Vorteil sieht sie im Winter: "Da kann ich mir einen Hut aufsetzen und meine Haare darunter verstecken."
Ein Nachteil seien die derzeit vielfach üblichen Videokonferenzen. "Da sieht man sich die ganze Zeit stundenlang selbst und kann nicht an seinen Haaren herumzupfen." Wovon Karola Back gar nichts hält, ist, sich Schwarzarbeit zunutze zu machen. "Das müssen wir jetzt alle zusammen durchstehen."
Seit eineinhalb Jahren nicht beim Friseur
Viel geredet über Haare schneiden und Co. wird auch im Sport. Nicht zuletzt, weil Kritik an Profi-Fußballern laut wurde, dass diese trotz Lockdown top-gestylt über das Spielfeld laufen würden. Im Gegensatz dazu bleibt Franziskus Gerr ganz gelassen. "Ich war seit eineinhalb Jahren nicht mehr beim Friseur", sagt der Kreisläufer und Kapitän des HSC Bad Neustadt. Da ab der dritten Liga abwärts seit Monaten keine Handball-Spiele stattfinden, war er schon eine Weile nicht mehr in gewohnter Weise präsent. Insofern wird sich wohl so mancher wundern, wenn er ihn wieder sieht.
Die Haare von Franziskus Gerr sind nämlich in der Zwischenzeit ganz schön gewachsen. Sie gehen mittlerweile über die Schultern hinweg. "Um im weiblichen Jargon zu sprechen, da müssen nur ab und zu die Spitzen geschnitten werden." Anders sieht es bei seinem prägnanten Bart aus. "Das kriege ich mit einer Nass-Rasur und einer kleinen Bartschere selbst hin." Außerdem könne er diesen momentan unter der Maske eh nicht mit Stolz präsentieren.
Der Termin beim Fotografen muss warten
Ganz aktuell ist das Thema bei Dr. Astrid Hedrich-Scherpf, der Leiterin der Kulturagentur Rhön-Grabfeld. "Wir wollten jetzt eigentlich vom ganzen Team Fotos machen lassen. Dieses Vorhaben rief aber bei einigen Kollegen Entsetzen hervor. Nun warten wir halt ab, bis wieder die Friseure öffnen." Die Kulturexpertin hat eine einfache Lösung für das Problem: "Ich schaue nicht in den Spiegel." Was es in der Kulturagentur aber auch gibt: "Der ein oder andere Kollege lässt sich derzeit einen Bart wachsen."
Sehnsucht nach dem Gefühl, frisch frisiert zu sein
Was ist mit Werner Angermüller? Vermisst der Bad Königshöfer Kurdirektor einen Friseur? "Auf einer Skala von 1 bis 5, von gar nicht bis sehr, liege ich zwischen 3 und 4, aber mit wachsender Tendenz und wachsendem Humor nach oben." Er freue sich auf das Gefühl, wieder einmal frisch frisiert zu sein. "Die Friseure können mit mir rechnen." Noch meine er beim Blick in den Spiegel, dass seine Haare ansehnlich seien. "Sollte der Lockdown bei den Friseuren aber noch länger dauern, werde ich jemanden zu Hause bitten, zur Schere zu greifen", weiß er eine Abhilfe.
Natürlich geht das haarige Problem auch an der Zeitungsredaktion nicht spurlos vorbei. Da sehen die einen erstmals etwas Positives darin, dass sich der Haarwuchs schon seit geraumer Zeit in Grenzen hält, während es bei anderen um Kopf und Kragen geht.
"Für einen Friseurtermin würde ich alles geben", entfährt es der frustrierten Kollegin Martina Harasim. Sie war im November zum letzten Mal beim Friseur, hätte am Tag des Lockdowns kurz vor Weihnachten einen Friseurtermin gehabt und weiß jetzt nicht mehr, wie sie ihre Kurzhaarfrisur bändigen soll. "Ohne Festiger und Haarspray geht nichts mehr", sagt sie. Damit liegt sie mit einem Großteil der Bevölkerung sicherlich auf einer (Haar-)Wellenlänge.
unter maßgeblicher Federführung von BK Merkel, MP Markus Söder ....in deren
"Corona-Euphorie" überhaupt noch wahrgenommen wird, dürfte eher zweifelhaft sein.
Mir fehlen die Worte in so einer Pandemie sich über sowas überhaupt Gedanken zu machen.