
Als Gottfried Müller im Jahr 1957 in Stuttgart die Bruderschaft Salem gründete, konnte er noch nicht ahnen, dass aus der kleinen Hilfsorganisation einmal ein weltweit tätiges Hilfswerk mit sozialen Einrichtungen auf mehreren Kontinenten werden würde. Unter dem Motto „Frieden stiften“ unterstützt „Salem International“ heute Projekte nicht nur in Deutschland, sondern auch in Afrika, Südamerika oder Russland.

Fast 400 Mitarbeiter sind für die gemeinnützige Organisation aktuell tätig und kümmern sich nicht nur um etliche Kinder- und Jugenddörfer, sondern engagieren sich auch für den Natur- und Umweltschutz oder betreiben Ökolandbau mit nachhaltiger Forstwirtschaft. Einer von ihnen ist Gerhard Lipfert, Geschäftsführer der „Salem International GmbH“. Er ist so etwas wie der Vater des in Höchheim (Lkr. Rhön-Grabfeld) angesiedelten Salem-Dorfes, das er Anfang der 1970er-Jahre mit Hilfe seiner Frau und einiger weiterer Pioniere aus der Taufe hob.
Von Anfang an auf Bio gesetzt
Dass sich das Höchheimer Kinder- und Jugenddorf im Laufe der Jahrzehnte fest in der Gemeinde im Milzgrund etablieren und mit heute knapp 50 Mitarbeitern einmal zu den größten Arbeitgebern in der Gegend gehören würde, daran war zu Beginn noch nicht zu denken. „Es war nicht einfach damals, denn dort, wo heute das Kinder- und Jugenddorf steht, gab es damals gerade einmal einen renovierungsbedürftigen Gutshof“, erinnert sich Lipfert. „Auch dass wir die ersten waren, die hier mit dem Anbau von Bioprodukten begannen, wurde von so manchem ortsansässigen Landwirt kritisch beäugt.“ Von der anfänglichen Skepsis im Dorf ist heute nichts mehr zu spüren, wie Lipfert betont: „Wir sind heimisch geworden hier in Höchheim und mit den Menschen, die wir in unserem Dorf betreuen, voll in der Dorfgemeinschaft integriert.“

Die anfänglich von der Größe her noch recht überschaubare Einrichtung wurde im Laufe weniger Jahre deutlich erweitert. Nach der Einrichtung von drei Kindergruppen wurden zunächst vier Fertighäuser für Kinderfamilien und zwei Blockhäuser gebaut. Später kam ein Gästehaus mit Wirtschaftsräumen, Küche und Waschküche dazu, bevor Mitte der 1980er-Jahre eine Arbeitstherapie eingerichtet wurde. Heute leben rund 40 Jugendliche und Erwachsene im Höchheimer Salem-Dorf. Ein Großteil von ihnen geht tagsüber einer Beschäftigung nach, sei es in der Gärtnerei, als Geländepfleger, in der Waschküche oder in der Küche. In der Schreinerei entstehen viele nützliche Dinge wie zum Beispiel Kleinmöbel oder Nistkästen für Vögel.
Ende 2020 bezugsfertig
Über 45 Jahre nach der Gründung des Höchheimer Salem-Dorfes, in dem mittlerweile auch Erwachsene leben, ist nicht mehr zu übersehen, dass einige Gebäude doch in die Jahre gekommen sind. „Deshalb haben wir uns dazu entschlossen, einen großen Neubau zu errichten“, so Marianne Bär, seit sechs Jahren Leiterin der Einrichtung. Dass es nach längerer Planungsphase jetzt endlich losgeht mit den Bauarbeiten, darüber freut sich auch ihre Stellvertreterin Manja Meyong. „Mit dem neuen Gebäude können wir unseren Bewohnern ein modernes Lebensumfeld in größeren Zimmern bieten und bleiben so auf der Höhe der Zeit.“ 24 erwachsene Menschen mit leichter geistiger Behinderung werden voraussichtlich Ende 2020 in das neue Haus einziehen, das rund 3,6 Millionen Euro kosten und von verschiedenen Stellen gefördert wird, unter anderem vom Freistaat Bayern und dem Bezirk Unterfranken.
