Die Zukunft für den Sängerverein Oberstreu sieht nicht rosig aus. Dies wurde bei der Hauptversammlung deutlich. Traditionell findet die Versammlung immer am 20. Januar, dem Gründungstag des Vereins, statt. Nun scheint es, dass der Verein, der 1898 gegründet wurde, vor der Auflösung steht.
Tradition ist es auch, die Versammlung mit einem Lied zu eröffnen. Unter der Leitung von Heike Dankert wurde „Nimm dir Zeit zu leben“ angestimmt. Der Vorsitzende Ludger Stäblein begrüßte die Chormitglieder, die Chorleiterin, die Ehrenmitglieder sowie Bürgermeister Matthias Liebst.
Derzeit singen 13 Frauen und fünf Männer im Verein, informierte der Vorsitzende. Das Durchschnittsalter der Chorsänger beträgt 73 Jahre. Daneben gibt es 88 passive Vereinsmitglieder. Im Jahr 2016 waren fünf Sterbefälle zu verzeichnen. Da man keine öffentlichen Auftritte mehr absolviert, erfolgten die Chorproben nur noch sporadisch. Vorbereitet werden etwa Geburtstagsständchen, zudem sang der Chor im Dezember in einem Altenpflegeheim und brachte den Bewohnern ein Ständchen dar.
Zukunft des Vereins diskutiert
Vier Vorstandschaftssitzungen wurden im vergangenen Jahr abgehalten, so Ludger Stäblein. Hier sei auch ausführlich über die Zukunft des Vereins diskutiert worden. Stäblein dankte Heike Dankert, dass sie trotz der kleinen Sängerschar weiterhin die Chorproben leitete.
Kassiererin Sabine Tolksdorf informierte über die Finanzen. Leider war auch im vergangenen Jahr wieder ein Defizit zu verzeichnen. Dies sei vor allem mit den hohen Stromkosten für den Vereinsraum zu begründen. Da auch keine Auftritte mehr absolviert werden, gebe es kaum Einnahmen.
Von 13 Proben im Jahr 2016 berichtete Chorleiterin Heike Dankert. Die Probenbeteiligung sei sehr gut. Dies zeige, dass die Mitglieder Spaß am Singen haben. Stimmlich sei der Sopran noch gut aufgestellt. Allerdings sieht sie die Zahl der Stimmen im Alt, Bass und Tenor als kritisch. Wenn hier jemand ausfalle, sei ein Auftritt nicht mehr möglich. Trotzdem sei sie weiterhin bereit, nach Oberstreu zu kommen, so Dankert.
Bei den anstehenden Neuwahlen lehnte der Vorsitzende Ludger Stäblein seine Wiederwahl entschieden ab. Auch sein Stellvertreter Albrecht Erhard stellte sich nicht mehr zur Verfügung. Zusammen mit Stäblein habe er den Verein in den letzten Jahren aufrechterhalten, stellte er fest. Er sehe allerdings für den Fortbestand des Vereins schwarz. Eine Auflösung sei unumgänglich. Bürgermeister Matthias Liebst brach daraufhin die Wahl ab. Auch in Anbetracht einer drohenden Zahlungsunfähigkeit des Vereins sei ein geordneter Rückzug notwendig, empfahl er. Man habe zwar Versuche unternommen, wie etwa die Singgruppe „Vollmundig“ zu integrieren, jedoch ohne Erfolg. Das Ende des Vereins sei für die Mitglieder sicherlich keine Überraschung. Bereits seit vier Jahren stehe dies im Raum, so der Bürgermeister.
Kein leichter Schritt
Im Jahr 2011 wurde eine Satzungsänderung bezüglich des Verbleibs des Vereinsvermögens nach der Auflösung vollzogen. Für die Vereinsauflösung ist eine außerordentliche Mitgliederversammlung einzuberufen. Der Auflösung müssen 75 Prozent der Chormitglieder zustimmen. Bis dahin werden Ludger Stäblein und Albrecht Erhard kommissarisch den Verein leiten.
Erhard machte deutlich, dass man im vergangenen Jahr alle Möglichkeiten besprochen habe. Man habe sich diesen Schritt nicht leicht gemacht. „Vielleicht gibt es noch irgendwo einen Funken Hoffnung für den Verein, der bisher noch nicht erkannt wurde“, so der stellvertretende Vorsitzende.
Ludger Stäblein geht diesen Weg ebenfalls mit schwerem Herzen, zumal er acht Jahre als Vorsitzender aktiv war. Die Auflösungsversammlung ist für den 7. April festgesetzt. Bis dahin werde man sich über alle Notwendigkeiten informieren. Dies betrifft auch den bestehenden Raumnutzungsvertrags des Sängerheims „St. Florian“ im Feuerwehrhaus. Trotzdem werde man weiterhin Ständchen singen, sofern dies vom Jubilar gewünscht werde, hieß es.