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Saaler Bürger kämpfen für Umgehungsstraße
Der erste Schritt: Spontan wurden 52 Unterschriften zur Unterstützung der Bürgerinitiative „Umgehungsstraße Saal“ gesammelt.
Foto: Vossenkaul | Der erste Schritt: Spontan wurden 52 Unterschriften zur Unterstützung der Bürgerinitiative „Umgehungsstraße Saal“ gesammelt.
Von unserer Mitarbeiterin Regina Vossenkaul
 |  aktualisiert: 11.12.2019 20:23 Uhr
Saal

Auf große Resonanz stieß die Informationsveranstaltung der Bürgerinitiative Umgehungsstraße im Schützenhaus

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Auch Gemeinderäte und Bürgermeister Georg Böhm waren gekommen. Ziel ist die Aufnahme in den Bedarfsplan und der Bau einer Umgehungsstraße, denn der Lkw- und Pkw-Verkehr führt auf der B 279 mitten durch den Ort. Das belastet seit dem Ausbau der A 71 die Anwohner immer mehr mit Lärm und Feinstaub (wir berichteten mehrfach).

Keine Illusionen machen sich die Bürger bezüglich der schnellen Durchführung ihrer Pläne, denn im Regionalplan ist zwar von wünschenswerten und anzustrebenden weiteren Ortsumgehungen beziehungsweise Ausbaumaßnahmen bei Saal und Rentweinsdorf die Rede, aber in der Praxis kann es viele Jahre dauern, bis Pläne Realität werden – wenn überhaupt. Die Aktiven wollen aber, dass wenigstens ihre Kinder mehr Lebensqualität erleben können und dass die Saaler Bevölkerung, die wegen der Geschäfte, Tankstelle, Banken und Arztpraxen als Kleinzentrum gilt, sich nicht weiter reduziert, weil niemand mehr dorthin zieht und der demografische Wandel noch dazu kommt. Saal habe innerhalb der VG-Gemeinden den größten Bevölkerungsrückgang, führte Eberhard Werner aus. In Hollstadt beispielsweise stieg die Einwohnerzahl nach dem Bau der Umgehungsstraße.

1991 hatten schon einmal Bürger einen Vorstoß unternommen und eine Unterschriftensammlung zwecks Umgehung durchgeführt - die Willensbekundung von 90 Prozent aller Wahlberechtigten blieb ohne Ergebnis, darauf wies Eberhard Dietz hin. Man wolle aber nicht in die Vergangenheit, sondern in die Zukunft schauen, hieß es. Von 14 Gemeinden, die früher von der B279 durchquert wurden, haben bis auf Obereßfeld, Untereßfeld und Saal alle eine Umgehung bekommen, für Wegfurt ist sie angekündigt, trug Dietz vor. „Sind diese Orte inzwischen ausgestorben oder haben sie sich positiv entwickelt?“, fragte er.

Alle müssten an einem Strang ziehen, Bürger und Gemeinderat, hieß es in der Diskussion. Bürgermeister Georg Böhm kündigte an, sich „neutral“ zu verhalten und die Initiative nach Möglichkeiten zu unterstützen. Er erinnerte daran, dass sich Gewerbe an den Straßen niederlasse, was die Frage nach einem Gewerbegebiet für Saal aufkommen ließ. Sollte eine Umgehung gebaut werden, würde die Hauptstraße herabgestuft abgestuft und die Anlieger könnten bei Instandsetzungen zur Kasse gebeten werden, sagte Böhm. Die Planung einer Umgehung dauere ungefähr 15 Jahre, so seine Erfahrung. Er sieht keine realistische Chance, in den Bedarfsplan hineinzukommen.

Er müsse sein Haus an der Hauptstraße so oft neu streichen, das Geld könnte er auch für eine Straßenrenovierung ausgeben und hätte mehr Lebensqualität, sagte ein Anwohner. Eine junge Mutter hat Angst mit einem Kinderwagen auf den zu schmalen Gehsteigen zu fahren. Außerdem werde der Lärm durch Schallschutzfenster nur wenig reduziert.

Ein Anwohner lud alle zum Bier in seinen Garten an einem Sonntagabend ein, da verstehe man sein eigenes Wort nicht mehr. Wenn Saal eine attraktive Wohngemeinde werden will, müsse man jetzt anfangen und zäh bleiben, sagte einer der Anwesenden.

52 Unterschriften von Bürgern, die die BI unterstützen, wurden spontan an diesem Abend gesammelt. Die Unterstützungsunterschriften für die Infoversammlung gelten hier nicht, darauf wurde aufmerksam gemacht. Wer sich noch eintragen möchte, kann unterschreiben bei: Eberhard Diez, Marktplatz 2, Familie Schineller, Hauptstraße 61, Umhöfer Ernst und Heike, Hauptstraße 38 und Dr. Karl-Heinz und Maria Schmitt, Hauptstraße 25.

Gesundheitsrisiken durch zu viel Verkehr

Karl-Heinz Schmitt, Arzt und Psychotherapeut hatte Informationen über die Auswirkungen von Lärm und Feinstaub auf die Gesundheit und die Psyche mitgebracht. Lärm, auch wenn er bewusst nicht mehr wahrgenommen werde, könne auf Dauer die Leistungsfähigkeit, unter anderem durch unruhigen Schlaf und kürzere Tiefschlafphasen, beeinträchtigen, reizbar machen, Kopfschmerzen und Magenprobleme verursachen, das Immunsystem, das Herz- Kreislauf-System schädigen und das Risiko für Bluthochdruck und somit für Herzinfarkt und Schlaganfall erhöhen. Stresshormone werden ausgeschüttet, besonders im Schlaf, weil der Körper bei Lärm in „Alarmbereitschaft“ versetzt wird.

Feinstaub entsteht auf einer viel befahrenen Straße durch den Reifen-, Bremsen- und Asphaltabrieb sowie durch Dieselruß und wird eingeatmet. Über die Lunge kann er in die Blutbahn geraten und Schäden anrichten. Betroffen sind vor allem die Atemwege, das Allergierisiko wird erhöht. Der Feinstaub verbreitet sich mit dem Wind, er nimmt erst nach 50 Metern in der Konzentration etwas ab. Da helfe auch keine Schutzmauer vor dem Kindergarten, so Schmitt.

In Kalifornien dürfe keine Schule näher als 300 Metern an einem Highway liegen. Die Frage, ob Saal aus medizinischer Sicht eine Umgehungsstraße braucht, beantwortete er mit einem klaren „Ja“.

 
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