
Dienstagmittag, kurz nach 12 Uhr, gingen in weiten Teilen des Streutals telekommunikativ nichts mehr. Großflächig versagten Internet und WLAN den Dienst, viele Handys hatten keinen Empfang. In Unternehmen, Supermärkten, Banken, Verwaltungsgemeinschaften, zahlreichen Einrichtungen und auch bei der Polizei sorgte die Störung für reichlich Ungemach. Betroffen waren Kunden der Deutschen Telekom. Und die fragten sich allerorten: Was ist da los?
Mal schnell googeln, was die Ursache der Störung ist? Fehlanzeige. Bekannte anrufen, ob auch sie betroffen sind? Keine Verbindung. In Mellrichstadt, Unsleben, Oberstreu, Hendungen, Stockheim, Ostheim, Fladungen, Oberelsbach und weiteren Orten im Streutal ging für Nutzer der Telekom nichts mehr.
Fünf Stunden ohne Telefon und Internet
Die Ursache für den fünfstündigen großflächigen Ausfall war laut Telekom, dass bei Tiefbauarbeiten für die Deutsche Bahn im Bereich von Heustreu ein ganzer Verband von Glasfaserkabeln beschädigt worden war. Das erfuhren die Betroffenen aber erst am Abend. Bis 17.30 Uhr waren rund 8000 Haushalte vom Telekom-Ausfall lahmgelegt, wie die Stadt Mellrichstadt am Dienstag via Push-Mitteilung informierte.
Bürgermeister Michael Kraus, der als Kunde eines anderen Mobilfunkanbieters die Störungsursache eruieren konnte, hatte die Meldung aus dem Urlaub heraus abgesetzt. Die Mitarbeiter der Verwaltungsgemeinschaft waren telefonisch am Dienstagnachmittag nicht zu erreichen.
Auch die Polizei war vom Telefonnetz abgeschnitten. Die Beamten der Inspektion Mellrichstadt informierten die umliegenden Dienststellen per Funk über die Störung, die Kollegen wären in Notfällen auch auf diesem Weg erreichbar gewesen. Laut dem stellvertretenden Dienststellenleiter Thomas Pfennig hatte es im Störungszeitraum aber keine Notfälle gegeben.
Kartenzahlung im Supermarkt funktionierte nicht mehr
Auch manche Supermärkte mussten sich darauf einstellen, dass urplötzlich die Kartenzahlung nicht mehr funktionierte. Bei Nah & Gut Schlembach in der Mellrichstädter Innenstadt informierten die Mitarbeiterinnen die Kunden daher schon beim Auflegen auf das Band über die Störung im bargeldlosen Zahlungsverkehr. Wer nun dachte, er läuft schnell über die Straße und hebt in der Filiale der VR-Bank am Roßmarkt Geld für den Einkauf ab, wurde enttäuscht: Auch der Bankautomat war lahmgelegt und spuckte kein Geld aus.
Immerhin: Die Bestellung für den nächsten Tag konnte bei Nah & Gut erfolgen, da eine Kollegin über einen anderen Mobilfunkanbieter die Daten an die Zentrale durchgeben konnte. "Die Störung hat es mal wieder gezeigt: Alles soll man nur noch online erledigen und nicht mehr mit Bargeld zahlen, aber wenn dann etwas nicht funktioniert, ist man komplett aufgeschmissen", brachte es Mitarbeiterin Anette Würll am Mittwoch auf den Punkt.
Tankstellentechnik und Lottoannahmestelle funktionierten
Manche Geschäfte traf es weniger hart: An der Aral-Tankstelle in Mellrichstadt konnten Autofahrer ihre Tanks befüllen. "Unsere Tankstellentechnik war von der Störung nicht betroffen", so Leiterin Simone Grötsch. Hier funktionierte auch die Kartenzahlung ohne Probleme.
Wer sein Glück im Lotto versuchen wollte, konnte im Bürocenter Sterzinger in Mellrichstadt seinen Schein abgeben. Das System war laut Frank Härter ebenfalls nicht von der Störung betroffen. Die Kunden der Postbank hingegen konnten gestern in seiner Filiale keine Bankgeschäfte erledigen, so Härter, und auch der DHL-Paketversand war nur eingeschränkt möglich.
Firma Weihrauch: Fertigung war nicht beeinträchtigt
Beim Waffenhersteller Weihrauch & Weihrauch Sport in Mellrichstadt hat sich der Telekom-Ausfall in der Verwaltung ausgewirkt, die Firma war in der Kommunikation nach außen komplett abgeschnitten. "Die Fertigung hat die Störung aber nicht beeinträchtigt", sagt Hans-Hermann Weihrauch. "Hier wäre ein Stromausfall fatal gewesen", so der Firmenchef.
Viele Nutzer vermuteten zunächst Probleme in ihrem Heimnetz, bis sich im Laufe des Nachmittags in den Orten herumgesprochen hatte, dass es ein großflächiges Problem im Telekom-Netz gibt. Erst gegen 17.30 Uhr funktionierten die Systeme wieder. Nach Angaben der Telekom hatten die Techniker mit Hochdruck daran gearbeitet, den Schaden so schnell wie möglich zu beheben.