Beim Keglerball im Nordheimer Gasthaus "Zur Post" hatte es einst gefunkt. Das Datum wissen Paula und Rudi Dietz noch ganz genau: Es war Sonntag, 30. Januar 1955. Vier Jahre sind sie miteinander gegangen, bis dann am 9. Mai 1959 schließlich in der Kapelle am Hillenberg die Hochzeitsglocken läuteten. Zwei Töchter und fünf Söhne machten das Familienglück komplett. Inzwischen kamen 14 Enkel und vier Urenkel dazu. "Sie sind alle gesund und munter, was für ein Glück", strahlt Paula Dietz dankbar und zufrieden.
Den maßgeschneiderten Hochzeitsanzug musste der Bräutigam damals in Heufurt abholen, wobei die Ärmel aus Zeitmangel nur angeheftet waren. Da habe Paula tüchtig geschimpft, denn der Schneider war für seine Unzuverlässigkeit bekannt, schmunzelt Rudi Dietz. Geschadet hat’s dem Eheglück nicht.
Zunächst lernte der junge Mann das Tüncher- und Verputzerhandwerk. Später wechselte er zur Standortverwaltung nach Mellrichstadt in den mittleren Verwaltungsdienst. Rudi Dietz liebt die Geselligkeit, bezeichnet sich als "Vereinsmeier". Paula singt gerne, früher spielte sie Harmonium.
Rudis kommunalpolitisches Interesse erwachte früh, 1972 gelang ihm der Sprung in den Gemeinderat. Als Alex Hösl 1977 verunglückte, übernahm er das Bürgermeisteramt, welches er bis 1994 innehatte. Besonders die Feiern zum 1200-jährigen Bestehen der Gemeinde Nordheim 1989 vergisst er nie. "Man schrieb noch Briefe per Post und wartete auf Antwort", blickt Dietz zurück und bedauert, dass die Familie oft zurückstecken musste.
Für seine Frau stand der Nachwuchs stets an erster Stelle. Bis am Morgen alle aus dem Haus waren, hatte sie bereits einen ganzen Stollen Pausenbrote geschmiert. Täglich kochte sie frisch, meistens kam das Gemüse aus dem eigenen Garten. Tochter Maria betont, dass ihre Mutter bis zu viermal Mahlzeiten wärmte, wenn die Geschwister zu unterschiedlichen Zeiten heimkamen. Auch an Ausflüge auf die Rhön denkt sie gerne. "Bei uns war immer was los, wir hatten eine schöne Kindheit."
Nach dem Geheimnis ihrer langjährigen Ehe gefragt, meint Paula Dietz: "Man braucht vor allen Dingen Gottvertrauen – in guten wie in schlechten Zeiten." Und ihr Rudi ergänzt: "Wichtig ist, dass man nach einem Streit auch wieder zusammen lachen kann."
Enkelin Lisa ist mit ihrem Mann und der einjährigen Mira zum Jubeltag aus Mönchengladbach angereist. Sie streicht besonders die Herzlichkeit der Großeltern heraus. "Es gibt immer etwas Gutes zu essen und wir lachen viel."
Bei einer kleinen Vorfeier schaute auch Nordheims Bürgermeister Thomas Fischer mit Ehefrau Birgit vorbei. Er überbrachte dem Jubelpaar Glück- und Segenswünsche im Namen der Gemeinde Nordheim. Der "Eisernen Lady" überreichte er einen Blumenstrauß.