"Der Umbau unserer Wälder auf klimaresistente Baumarten geht nur gemeinsam mit Land-, Forst- und Jägerschaft." Das war die Kernbotschaft des Präsidenten des Bayerischen Jagdverbandes, Ernst Weidenbusch, bei seinem Besuch im Landkreis.
Steffen Vogel, stellvertretender Vorsitzender der BJV-Kreisgruppe Haßfurt, hatte Weidenbusch eingeladen, damit dieser der Jägerschaft im Landkreis Rede und Antwort steht. Der Bayerischen Jagdverband auf Landesebene werde als „zerstrittener Haufen“ wahrgenommen, was die Basis der Jägerschaft sehr frustriere, so Steffen Vogel.
Folgender Text ist einer Pressemeldung des Jagdverbandes entnommen: Weidenbusch machte deutlich, dass er mit großer Stehvermögen für die Interessen des Wildes und der Jäger als Schützer von Wild und Natur eintrete. „Das Reh kann nichts für die Trockenheit und den Klimawandel“, so Weidenbusch als Seitenhieb auf diejenigen, die das Rehwild als „Schädling“ ansehen würden, das ausgerottet werden müsse.
Wildäcker als Nahrungsquelle für das Wild
Weidenbusch plädierte für intelligente Jagdstrategien und für das Anlegen von Wildäckern als Nahrungsquelle für das Wild, um so Verbiss an den jungen Bäumen zu vermeiden. Er wolle jedenfalls einen Wald mit Wild.
Die Landwirte müsse man dazu bringen, dass in den Maisäckern auch Schussschneisen für die Wildschweine freigehalten werden, weil sonst die Bejagung nur schwer gelingen könne. Aufgabe der Jäger sei eben nicht nur das Erlegen des Wildes, sondern vor allem die Hege und Pflege und das Sorgen um einen gesunden und ausgewogenen Wildbestand.
Überhaupt bemängelte der Präsident, dass sich die Jägerschaft die Stellung als Naturexperten in den letzten Jahrzehnten haben abringen lassen. „Wenn früher jemand im Ort oder eine Schulklasse etwas über die Natur, Bäume oder den Wald und über das Wild wissen wollte, war der Jäger der erste Ansprechpartner, heute sind es andere.“
Weidenbusch forderte wieder stärker herauszustellen, dass jeder Jagdscheininhaber eine umfassende, über Monate hinweg dauernde Ausbildung mit anschließender staatlicher Prüfung ablegen musste, um Jäger zu werden. Dabei gehe es um die Abläufe in der Natur, um Seuchenbekämpfung, Tierschutz oder Lebensmittelhygiene. Nicht umsonst sei der Bayerische Jagdverband ein anerkannter Naturschutzverband.
Jagd für den Artenschutz unerlässlich
Die Jagd sei auch im Sinne des Artenschutzes unerlässlich. So zeige gerade die Rhön, dass man Füchse bejagen müsse, damit das Niederwild, wie Rebhühner, Fasane oder Hasen überleben könnten.
Eine größere Diskussion entbrannte beim Thema Wolf. „Wir werden den Wolf flächendeckend bekommen“, so Weidenbusch. Er plädierte für gezielte Entnahmen von Wölfen, wenn diese Schaden für Menschen und Tiere verursachen würden. Er sehe den Wolf zwar kritisch, aber nicht allzu gefährlich, weil der Wolf ein großflächiges Revier besetzen und er andere Wölfe vertreiben würde.
Gefahr in der Zukunft: der Goldschakal
Zur Überraschung der anwesenden Jägerinnen und Jäger stellt der BJV-Präsident als größere Gefahr in der Zukunft den Goldschakal heraus. So würde der Goldschakal sich rasend schnell vom Süden her verbreiten und auch bald in Bayern und in Franken sein. Der Goldschakal sei sehr standorttreu und würde so lange verbleiben, wie es ein ausreichendes Nahrungsangebot geben würde. Dies würde eben zu dieser flächendeckenden Ausbreitung sorgen.
Zu der Zukunft der Rotwildgebiete machte Weidenbusch klar, dass es darum gehen müsse, den Hirsch als „Königs des Waldes“ zu erhalten. Für den Erhalt der Art sollten ein gewisses Maß an Schäden im Wald hingenommen werden.
Diese ließen sich aber deutlich reduzieren, wenn man den Hirsch auf der Freifläche nicht bejagen würde, da der ursprüngliche Lebensraum des Hirsches nicht der Wald, sondern die Freifläche war. Durch die Bejagung sei der Hirsch in den Wald gedrängt worden und würde dort „Schälschäden“ verursachen.
Der BJV-Präsident hob hervor, dass man „frisches Blut“ in den Rotwildgebieten einbringen müsse, um eine „genetische Verarmung“ zu vermeiden. Weidenbusch sprach sich weiter für eine Erweiterung der Rotwildgebiete aus. Auch plädierte er für Wanderkorridore nach Thüringen oder in die Rhön, um diesen genetischen Austausch zu fördern.
Rotwild in der oberen Rhön
Landrat Thomas Habermann zeigte sich offen dafür, zum Beispiel die Freiflächen der oberen Rhön als Rotwildgebiet zuzulassen. „Die großen Freiflächen der Rhön sind ein idealer Lebensraum für Hirsche. Diese würde sogar helfen eine Verbuschung der Rhön zu vermeiden, was erheblich Geld sparen würde, da derzeit der Mensch teure Arbeitsmaßnahmen vornehmen müsse“, so Habermann.
Der Landrat sah dabei auch wenig Konfliktpotential mit der Landwirtschaft und eine Förderung des Tourismus, wenn man Hirsche in der freien Natur beobachten könne. Weidenbusch nahm den Vorschlag gerne auf und werde diesen weiter verfolgen.
"Legale Waffen sind nicht das Problem"
Wenig überraschend äußerte sich der BJV-Präsident gegen die Verschärfung des Waffenrechts. „Nicht die ‚legalen‘ Waffen sind das Problem in unserem Land, sondern die illegalen Waffen.“
Angesprochen auf die Quererlen im Jagdverband drückte Weidenbusch die Hoffnung aus, dass man endlich zur Einigkeit und konstruktiven Zusammenarbeit finden müsse, um die Interessen der über 50.000 Jägerinnen und Jäger in Bayern nach Außen zu vertreten, was die Gäste mit Applaus begleiteten.
Umrahmt wurde der Nachmittag einer Abordnung der Jagdhornbläsergruppe Bad Königshofen.