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BAD NEUSTADT
Rote Karte für die braune Tonne
Ines Renninger
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:51 Uhr

Auf Kronkorken wachsen keine Geranien, in der Plastiktüte wird der Biomüll schwerlich zu Kompost: Aus organischen Abfällen soll wertvoller Humus gewonnen werden. Das getrennte Sammeln von biologisch abbaubaren Abfällen ist ein wichtiger Beitrag zum Umweltschutz. Doch immer öfter trennen Rhön-Grabfelder den Müll nicht sorgfältig.

Prinzipiell fällt seit Jahren auf: Jedes Jahr fällt etwas mehr Biomüll an. 2016 wurden in Rhön-Grabfeld 3171 Tonnen entsorgt. 2010 waren es noch 2594 Tonnen gewesen. Dass dieser vermehrt Störstoffe enthält, diese Rückmeldung bekommt der Landkreis verstärkt seit zwei Jahren.

Jede zehnte Tonne mit Störstoffen

„Es gibt viele ganz vorbildliche Bürger“, sagt Klaus Bittorf, Leiter des Wertstoffzentrums Bad Neustadt, vorweg. In den vergangenen beiden Jahren sei aber aufgefallen, dass die Zahl der Störstoffe in den Biotonnen gestiegen ist, so Bittorf. Etwa in jeder zehnten Tonne fänden sich mittlerweile Abfälle, die da nicht hingehören: Schlachtabfälle, Tierkadaver, Steine, Plastiktüten, Glas, Dosen – zählt er typische Fehlwürfe auf.

Tierkadaver im Biomüll

Er selbst habe sich in diesem Jahr schon ein Bild von der Situation in der Anlage in Themar im benachbarten südthüringischen Landkreis Hildburghausen gemacht. Dort wird der Rhön-Grabfelder Biomüll derzeit noch kompostiert. „Ich war schockiert.“ Mitarbeiter hätten damals einen nicht mehr identifizierbaren Tierkadaver aus dem angelieferten Biomüll holen und separat entsorgen müssen. „Das ist für Auge und Nase nicht angenehm.“

Entsprechend kritisch äußerten sich auch die Verantwortlichen aus Themar. Tatsächlich hätten die Fehlwürfe die Verträge mit Themar gefährdet, so Bittorf, mittlerweile seien sie verlängert. Ende 2018, so die Planung, soll eine Biogasanlage vor Ort Rhön-Grabfelds Biomüll verarbeiten. Auch dann könne man aber getrost auf Störstoffe verzichten.

Bewusst falsche Nutzung

Bittorf ist überzeugt, dass die wenigsten aus „Nichtwissen“ die Biotonne falsch befüllen. 95 Prozent der Störstoffe stammten wohl aus einer „bewusst falschen Nutzung“. Manchem diene die Biotonne als „Ersatz für die bereits volle Restmülltonne“. Auch wenn Schlachtabfälle oder Tierkadaver absichtlich unter Gartenabfällen verborgen würden, müsse man von Absicht ausgehen. Häufig würde auch schlecht gewordene Nahrung der Einfachheit halber mit Verpackung im Biomüll entsorgt.

Keine kompostierbaren Tüten!

Was möglicherweise tatsächlich viele nicht wissen: Die im Handel erhältlichen kompostierbaren Plastiktüten aus sogenannten Biokunststoffen bereiten dem Kompostwerk Probleme, weil sie sich nicht rasch genug zersetzen. Ihre Rottedauer liegt deutlich über der von normalem Biomüll. So wird letztlich auch die kompostierbare Plastiktüte samt Inhalt zum Störstoff.

Statt derer, so Bittorf, solle man Papiertüten oder Zeitungspapier – auch hier keine farbig bedruckten Illustrierten – zum Biomüll-Sammeln verwenden. Zeitungspapier verhindere zugleich, dass sich Flüssigkeit am Boden der Tonne ansammelt und der Abfall gegebenenfalls bei Frost festfriert.

Bemerken die Müllwerker Störstoffe in der Biotonne, bleibt diese, mit einem entsprechenden Hinweis versehen, stehen – und die Hausbewohner müssen aussortieren. Meist erkennen die Müllwerker ein falsche Befüllung am Gewicht, andere Möglichkeiten haben sie kaum, denn sie sind angewiesen, nicht in die Tonnen zu greifen, auch um Verletzungen vorzubeugen.

Alles ist ein Kreislauf

Störstoffe können den Landkreis, letztlich über die Müllabfuhrgebühren jeden einzelnen Bürger, teuer zu stehen kommen. Die Schredder in den Fahrzeugen beziehungsweise, die Siebanlagen bei der Verarbeitung werden durch Störstoffe wie etwa Bauschutt beschädigt. Auch ist das Aussortieren – ob per Hand oder maschinell – zeitaufwendig.

Noch dazu belastet es die Umwelt, nicht zu trennen. „Am Ende ist alles ein Kreislauf“, so Bittorf. Plastik-Rückstände im Kompost landen als Dünger auf den Feldern und die darin enthaltenen Bestandteile, etwa Weichmacher und Flammschutzmittel, am Ende auf dem Teller.

Was gehört in die Biotonne?

In die Biotonne gehört:

• Küchenabfälle jeglicher Art

• Teebeutel, Kaffeefilter und -satz, Eierschalen, Obst (auch Südfrüchte)

• Gartenabfälle

• Blumensträuße, Topfblumen (ohne Topf), Haare, Federn, Holzwolle, Sägemehl, Holzspäne

Das gehört nicht hinein:

• Mülltüten, Tragetaschen, Hygieneartikel

• Staubsaugerbeutel, Textilien, Gummiartikel

• Steine, Tapeten, Knochen, Gräten

• Behandeltes Holz, Holzkohle

• Exkremente von Tieren

• Tierkadaver, Schlachtabfälle

 
 
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Kommentare
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  • maeva
    Eine sehr gute Idee, diesen Artikel zu schreiben. Ich denke, dass es in sehr vielen Fällen doch Unwissenheit ist, die hier eine Rolle spielt. Den anderen muss man natürlich ins Gewissen reden, das ihre fehlende, kleine Mühe später große Mühe macht. Die groben, falschen Inhalte lassen sich gegebenenfalls leichter aussortieren aber z.B. Wattestäbchen stellen sich im Sieb hoch und rutschen durch. Es wäre vielleicht interessant im Fernsehprogramm über das Problem zu berichten, bzw. in der Zeitung auf Termine über einen entsprechenden Beitrag hinzuweisen.
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