
„Ich bedauere nichts! Man muss viele Leidenschaften haben in seinem Leben, es ist zu kurz, als dass man so etwas nur einmal erleben sollte“, meinte die Schauspielerin Romy Schneider anlässlich herber Rückschläge in ihrem Leben und in der Liebe.
An diesem Freitag, 27. Oktober, 19.30 Uhr, steht sie, gespielt von Chris Pichler, in der Kammerspiel-Premiere von „Zwei Gesichter einer Frau“ mit ihrem ereignisreichen Leben im Rampenlicht. Die legendären „Sissi“-Filme, mit denen sie aufs Engste verbunden scheint, bildeten hier nur den Anfang, den sie mit dem Ausspruch „Die Lehrlingszeit ist vorbei – jetzt fangen die Gesellenjahre an“ lachend quittierte und sich vornahm: „Ich werde mich nicht bemogeln lassen, ich werde raffiniert lieben und küssen ohne Ende.“
Die Deutschen waren entsetzt über ihre Romy, die nach Paris ging, dort in freier Liebe lebte, Huren und Ehebrecherinnen spielte und mit Filmen wie „Der Swimmingpool“, internationalen Erfolg hatte. Die französische Romy stürzte sich in Filme wie in lang entbehrte Affären, sie drehte bisweilen fünf Produktionen in zehn Monaten. Und mit den Filmen wechselte auch ihre Affären.
Ihre Professionalität ließ sie nie von den Ereignissen ihres Lebens beeinträchtigen. Der entscheidende Charakterzug ihrer Persönlichkeit war Disziplin. Kollegen beschrieben, dass ihr nichts schnell genug gehen konnte und sie sich oft bis zur Erschöpfung und Selbstgefährdung verausgabte, so als wäre sie eine Kerze, die an beiden Enden brennt. Was sie ausmachte, waren ihre Entschlossenheit und der Mut zur Selbstgestaltung und Selbstbestimmung in einem Metier, das durch Fremdbestimmung geprägt ist. Die Vereinnahmung durch ihre Familie, vor allem Mutter Magda Schneider, und die Festlegung auf Sissy machten dieser selbstbewussten Frau das Leben schwer
Das Solostück, das Chris Pichler unter Verwendung von Tagebuchaufzeichnungen, Briefen, Telefonaten und Interviews dieses Stars geschrieben hat, war bereits am Berliner Ensemble, am Deutschen Schauspielhaus Hamburg, in Prag, Köln und Paris zu sehen und bescherte der Darstellerin 2008 die Auszeichnung als Schauspielerin des Jahres durch das ORF. „Ein fesselnder Soloabend“, so die Wiener Zeitung, für den in den Meininger Kammerspielen noch einige Karten zu haben sind. Nächste Vorstellungen sind am Samstag, 3. November, und Sonntag 25. November, jeweils 20 Uhr.
In Meiningen rückte Romy Schneider zuletzt durch die Foto-Ausstellung der Rhön-Rennsteig-Sparkasse, die noch bis zum 31. Oktober zu sehen ist, ins Augenmerk des Publikums. Hier findet man in Aufnahmen der Fotografen Will McBride, Robert Lebeck, Benno Wundshammer und Helga Kneidl den Beweis von der Doppelgesichtigkeit dieser Frau.