Seit mehr als zehn Jahren wird beim Sommernachtsfest der Kolpingfamilie Mittelstreu Theater gespielt. Die Einakter, den die Theaterspieler auf der Bühne im Scheunentheater zum Besten geben, sind immer einer der Höhepunkte beim Festwochenende. Heuer kam mit dem Stück "Theater macht Freude" von Claudia Gysel eine klassische Verwechslungskomödie zur Aufführung.
Die kurzweilige Komödie, unter der Regie von Sabine Pagel, sorgte für Lacher beim Publikum, das am Ende der Aufführung nicht mit Applaus sparte. In ihrem Stück "Julia und der Sepp auf der Gemsen-Alm" nahm sich die Theatergruppe der Kolpingfamilie teilweise auch selbst aufs Korn, denn es geht um die Proben einer Theatergruppe, die im Kolpingheim stattfinden. Die neue Wirtin Ingrid (Lena Mock) ist hauptsächlich um die Sauberkeit des Bodens besorgt. Umsatz kann sie mit der Truppe auch keinen machen. Da der bisherige Regisseur davongelaufen ist, hat Susi (Sarah Blümm) einen Profiregisseur für die Gruppe engagiert. Dieser soll ihnen den letzten Schliff verleihen.
Auch drei Wochen vor der Aufführung sitzt der Text bei den Mitspielern noch nicht. Ulrich (Leo Mock) war bis vor kurzem auf Weltreise und strickt lieber, Anna (Manuela Kraus) muss ihr Kind durch die Gegend chauffieren, bei Bauer Markus war es gerade ideal, die "Strotze" auszufahren. Zu allem Übel fehlt ihnen auch die Souffleuse. Doch Anna, Ulrich und Markus finden ohnehin, sie hätten einen Profi-Regisseur überhaupt nicht nötig. Schließlich sei man fast schon reif für das Meininger Theater.
Unmut beim Regisseur
Mit Verspätung taucht der neue Regisseur, Bruno Meier (Jonathan Schmitt), auf. Voller Tatendrang stürzt er sich in die Aufgabe. Das Bühnenbild müsste zwar noch geändert werden, befindet er. Auch die Rollenbesetzung mit Susi als Julia und Ulrich als Roman findet er nicht passend. Seiner Meinung nach heißt der Darsteller außerdem Romeo und nicht Roman. Bereits die Probe der ersten Szene stößt auf Unmut beim Regisseur. Der Dialekt der Akteure ist furchtbar. Schließlich bemühen sich alle um ein sauberes, reines Hochdeutsch, das natürlich völlig übertrieben daher kommt.
Auch dass Anna als Ersatz-Souffleuse an der Bühnenseite aushilft, passt dem Meister-Regisseur nicht. Ihm missfällt außerdem, dass der Hauptakteur am Ende erschossen wird und nicht erstochen. Insgesamt findet er es eine sehr seltsame Interpretation des Stückes. Mangels Balkon auf der vermeintlichen "Gemsen-Alm", steht Julia auf einer Bank. Die Nerven der Akteure sind schon recht strapaziert, der Regisseur steht kurz vor dem Herzinfarkt. Zu allem Überfluss stört ständig Wirtin Ingrid die Proben mit ihrem Putzfimmel. Für die letzte Szene, die geprobt wird, legen sich alle Schauspieler nochmals richtig ins Zeug. Susi als Julia verteidigt ihren Feriengast, den Anna mimt, mit der Mistgabel, vor deren rachsüchtigen Ehemann Roman Hungerbüchler alias Ulrich. Sie ruft schließlich ihren Ehemann Sepp, gespielt von Markus, zur Hilfe. Sepp erschiesst den rachsüchtigen Ehemann. Die Truppe ist stolz auf ihre Leistung, der Regisseur kennt sich in seinem Textbuch nicht mehr aus.
Letztendlich klärt sich auf, dass sich Regisseur Meier im falschen Theater befindet. Eigentlich wollte er im Theaterverein Oberstreu "Romeo und Julia" einstudieren. Erbost verlässt Meier den Probenraum. Als doch noch die versprochene Souffleuse erscheint, wird diese kurzerhand rausgeworfen. Sie seien selber Profis und lassen sich in Zukunft von niemandem mehr herumkommandieren, finden Anna, Ulrich und Markus. Sehr zum Leidwesen von Susi.