"Und was sagt Ihr zum neuen Kandidaten?" Diese Frage hat Franz-Josef Rösch gerne gestellt bei seinen Besuchen in der Redaktion. Nicht selten war das für die Lokalredakteure der erste Hinweis überhaupt, dass sich was tut hinter den Kulissen der Parteien und Gruppierungen. Sie selbst hatten oft davon noch keine Ahnung.
Nicht so fjr. Unser Mitarbeiter aus Herschfeld hatte sein Ohr immer auf Empfang gestellt, draußen im Groß-Landkreis Rhön-Grabfeld. Vor allem, wenn es um Posten-Geschachere in den Parteien ging. Aber auch die Feuerwehren in und um Bad Neustadt fielen in sein Metier, genauso wie sämtliche Vereine und Institutionen in seinem Heimatort. Sein Kürzel und das seiner Frau Karin (kar) fehlt nun in der lokalen Berichterstattung. Sie haben nach langen Jahren Dienst vor Ort ihre Mitarbeit beendet. "Wenn ich mal 70 Jahre alt bin, dann ist es gut!", hat der gelernte Großhandelskaufmann seit langem angekündigt. "Ich habe gerne geschrieben. Das war mein Hobby!" Und zwar ein zeitaufwändiges, weil Rösch nach seiner regulären Arbeit in einem Möbelhaus Abendtermine besuchte. Seine Artikel schrieb er, wenn die Vögel den Morgen einzwitscherten.
Geselliges Essen am anderen Ende des Landkreises
Auch Manfred Zirkelbach wird nicht mehr bei Gemeinderatssitzungen, Theater-Aufführungen, Kirmestänzen, Schützen-Proklamierungen in und um Schönau als Berichterstatter zu finden sein. "Alles hat seine Zeit", hat der Verwaltungsbeamte i.R. - er arbeitete bei der Verwaltungsgemeinschaft in Bad Neustadt - gesagt. Bei einem geselligen Essen am anderen Ende des Landkreises mit seiner Frau Gertrud und den beiden Röschs hat die Redaktion zurückgeblickt auf das jahrzehntelange Schreiber-Leben in der Rhön. zir war seit 1996 für die Rhön und Saalepost und seit 1999 auch für die Main Post unterwegs, fjr - er gilt als einer der längstgedienten Mitarbeiter der hiesigen Zeitungen - seit 1989.
Und dabei sind durchaus heitere Geschichten hervorgekramt worden, die damals alles andere als lustig waren für unsere Mitarbeiter. Wie zum Beispiel die von einer Schützen-Ehrung in Bad Neustadt. Franz-Josef Rösch war von der Redaktion zu diesem Termin eingeteilt, schrieb ordnungsgemäß seinen Bericht und lieferte anderntags ein Ehrungsfoto mit, das ihm vom Verein zur Verfügung gestellt worden war. Die Redaktion setzte in Unkenntnis dieses Sachverhalts Röschs Namen unter das Foto. "Prompt hab' ich eine Zahlungsaufforderung von einem professionellen Fotografen bekommen", erinnert sich Franz-Josef Rösch. "Da hab' ich halt die geforderten 50 Mark überwiesen!"
Wenn die Redaktion wichtige Namen aus dem Text kürzt
Auch die für ihn ärgerliche Geschichte vom Kolping-Jugendzeltlager in den Saalewiesen erzählte fjr. "Ich geb' ja zu, dass das zu viel Text gewesen ist!", sagt er heute. Die Redaktion hatte seinen Artikel um die Hälfte gekürzt, dabei aber auch den Namen einer wichtigen Organisatorin herausgestrichen. "Das hat den Vater des Mädchens ziemlich geärgert, was er uns deutlich zu verstehen gab." Als er aber seinen Ursprungstext in den Postkasten der Familie geworfen hatte, sei postwendend die Entschuldigung gekommen.
Manfred Zirkelbach fiel in diesem Zusammenhang das Drama vom "Zerberus vor der Kloster-Pforte" ein. Er hatte in seiner Mazi-Glosse scharf auf den selbst erlebten Missstand am Kreuzberg hingewiesen, dass die Musikanten nach getaner Darbietung im Dreikönigs-Gottesdienst in der Kirche keinen Platz mehr für ihren Krug in der überfüllten Kloster-Schenke fanden. Auch der Zugang zum nur für Hausgäste offenen Antonius-Saal wurde ihnen verwehrt vom damaligen Geschäftsführer im Franziskaner-Gewand. Mit gewohnt bissigen Sätzen hatte Mazi den für ihn unhaltbaren Zustand beschrieben - und der Redaktionskollege dessen Zeilen mit der Überschrift "Zerberus vor der Kloster-Pforte" betitelt.
Die Drucker-Schwärze war noch nicht trocken - damals gab es noch keine Online-Ausgabe vorab -, klingelte das Telefon in der Redaktion. Am anderen Ende der Leitung schnaubte ein ziemlich erboster Ordensmann über die "Frechheit" ihn mit einem Tier aus der heidnischen Mythologie zu vergleichen. Das verbitte er sich. "Und außerdem haben alle, die mit dieser Veröffentlichung zu tun haben, ein Betretungsverbot auf dem Kreuzberg!"
Eine Runde Rhön-Diesel zur Beruhigung der Gemüter
Das saß. Und das konnten wir so nicht stehen lassen. Bei einem mit Engelszungen verabredeten Sühne-Termin ging es zunächst weiter heiß her zwischen den gespaltenen Lagern, eine Versöhnung schien weiter entfernt als die Kreuzigungsgruppe vom Kloster. Erst eine Runde Rhöndiesel - verabreicht vom moderierenden Redaktionsleiter - beruhigte die Gemüter. "Und am Ende haben wir uns sogar wieder die Hände gereicht", kann Manfred Zirkelbach heute wieder lachen über das damals Erlebte.
Und weil viele Leute über Mazis Mundart-Glossen weiterhin schmunzeln wollen, hat sich der 76-Jährige bereit erklärt, dieses Schreiben nicht einzustellen. Und dafür brauchte es keine Engelszungen.