Schon über Jahrhunderte hinweg sind die Gemeinden im Grabfeld eng mit den Nachbarn in Thüringen verbunden. Dies galt vor allem auch in Notzeiten oder bei Katastrophen. So am 18. April 1891, also vor 125 Jahren, als in Römhild, heute Partnerstadt von Bad Königshofen, ein Feuer ausbrach. Die Flammen vernichteten 32 Wohnhäuser, 63 Nebengebäude und Scheunen. Betroffen waren viele teilweise sehr arme und bedürftige Familien, die ihr Hab und Gut verloren. So kann man es im „Römhilder Zeitvertreibs-Kalender“ aus dem Jahr 1941 nachlesen. Damals erinnerte das Blatt an den 50. Jahrestag des Großbrandes, der ein Drittel der Stadt in Schutt und Asche gelegt hatte. „Bei starkem Winde verbreitete sich das Feuer mit großer Schnelligkeit auf die umliegenden Scheunen und Gebäude, sodass es nicht möglich war, es auf seinen Herd zu beschränken, trotzdem die Feuerwehr sofort zur Stelle war“, heißt es in dem Bericht.
21 Feuerwehren aus der Umgebung rückten aus
Zur Bekämpfung des Feuers waren die auswärtigen Wehren aus Höchheim, Irmelshausen, Gollmuthhausen, Herbstadt, Breitensee, sowie aus Haina, Exdorf, Obendorf, Jüchsen, Westenfeld, Wolfmannshausen, Sülzdorf, Behrungen, Mendhausen, Berkach, Milz, Eicha, Hindfeld, Gleichamberg, Dingsleben und Zeilfeld zu Hilfe geeilt. „Da die Hilfe nicht ausreichend erschien und die Mannschaften infolge der stundenlang andauernden großen Anstrengungen matt wurden, hatte man die Hildburghäuser Feuerwehr und die militärische Hilfe aus Hildburghausen angefordert. Das Feuer war am 17. April gegen 21.30 Uhr ausgebrochen und erst am nächsten Tag gegen 6 Uhr unter Kontrolle. Großes Lob gibt es in dem Bericht für die neue Wasserleitung, die sich hervorragend bewährt hatte, „denn sie gab fast acht Stunden bei vollem Drucke unaufhörlich Wasser.“
Bei dem Brand gab es ein Todesopfer. „Das Frl. Johanne Höfling wollte noch etwas retten, sprang in das brennende Haus hinein und konnten den Ausgang nicht mehr gewinnen.“ Das Feuer wurde vor allem durch starken Wind immer wieder angefacht, so dass die Häuser bis zum Markt hin auf beiden Seiten zerstört waren. „Das Auge schaute bis hinauf zum Marktbrunnen ins Freie auf ein weites Trümmerfeld, auf welchem viele arme Bewohner tränenden Blickes umhergruben, um noch etwas zu bergen, woran sie vielleicht in glücklichen Tagen mit ganzem Herzen gehangen haben,“ heißt es in den Aufzeichnungen. Viele hatten nur das gerettet, was sie auf dem Leib trugen, darunter auch Familien, die nicht versichert waren. „Eine Leiche, welche in einem Haus aufgebahrt war, musste während des schrecklichen, alles mit Windeseile verzehrenden Brandes schleunigst in Sicherheit gebracht werden.“
Die Hitze war so groß, dass Telegrafenleitungen geschmolzen sind
Nachlesen kann man weiter, dass die Hitze so groß war, dass die Telegrafenleitungen geschmolzen sind. Der schöne Marktplatz mit seinen originellen Gebäuden und Akazienbäumen bot ein trauriges Bild der Verwüstung. Der Autor des Berichts schreibt von rauchenden Trümmerfeldern und von in sich zusammenstürzenden Häusern. „Der Brandplatz begann bei dem Gasthaus zum Schlundhause, welches unversehrt blieb. Auf der rechten Seite wurden sämtliche Wohnhäuser und Hintergebäude, Scheunen und Ställe bis zur Schlundgasse und nahe dem unteren Turm ein Raub der Flammen.
Auf der linken Seite reichte der Brandplatz vom Glaser Schippelschen- bis zum Bäcker Frauenbergschen Hause und rückwärts bis zur Webergasse. Unter anderem ragte noch das aus massiven Steinen erbaute Portal des Weißgerberischen Hauses hervor. Sofort im Kreis Hildburghausen und Meiningen eingeleitete Hilfsaktionen brachten innerhalb von vier Tagen 1000 Mark und unzählige Mengen an Kleidung, Betten und weitere Hilfsgüter. Der Autor listete auch alle betroffenen Einwohner mit Namen auf. Über 75 Personen waren betroffen. Vom Apotheker über die Hebamme bis hin zum Polizeidiener.