Längst vergangene Zeiten wurden am Wochenende in der Kirchenburg in Ostheim wieder lebendig. Um fast vier Jahrhunderte hatte man beim großen Historienfest das Rad der Zeit zurückgedreht.
Neben den Auftritten der Laienspielgruppe, die nach einer wahren Begebenheit den Kroatenüberfall von 1634 am Originalschauplatz nachstellte, wurde ein abwechslungsreiches Programm mit zeitgenössischer Musik, bäuerlichem Leben und Darstellung alter Handwerkskunst geboten. Feierlich eröffnet wurde das bunte Festgeschehen am Samstagvormittag mit dem Schirmherrn, dem Landtagsabgeordneten Sandro Kirchner.
Ein Historienwochenende zu veranstalten und an Ort und Stelle in den alten Gemäuern ein geschichtliches Ereignis lebendig werden zu lassen – damit hatten die Mitglieder des Vereins Freunde der Kirchenburg schon 2014 großen Erfolg gehabt. „Das hatte all unsere Erwartungen übertroffen“, sagte der Vorsitzende, Ostheims Altbürgermeister Adolf Büttner, in seiner Begrüßungsrede. Die positive Besucherresonanz und die Begeisterung der Spielleute, die auf einen erneuten Auftritt brannten, haben die Vorstandschaft denn auch bewogen, den Kroatenüberfall nochmals in die Gegenwart zu holen.
Plünderndes Söldnerheer
Pfarrer Christian Schümann hatte nach alten Aufzeichnungen das Theaterstück verfasst, in dem eindrucksvoll die Ereignisse von 1634 wiedergegeben werden, als die katholischen Siegermächte raubend und mordend in das protestantische Ostheim einfielen und das kroatische Söldnerheer die Kirchenburg belagerte. Büttner freute sich, dass Schümann, der inzwischen in Fürth lebt, zum Festwochenende angereist war und bei den Vorstellungen auch wieder die Rolle des früheren Ortsseelsorgers Herbart übernommen hat.
Das historische Wochenende ist ein großes Gemeinschaftswerk, welches die Kirchenburgfreunde nur mit Hilfe örtlicher Vereine, der Stadt, zahlreicher Sponsoren und vieler weiterer Unterstützer haben verwirklichen können, wie Büttner anführte. Sein Dank galt stellvertretend für alle Mitwirkenden den Eheleuten Ingrid und Burkard Metz für die Gestaltung und Organisation des historischen Festplatzes sowie Sonja Kovacevic für die Leitung der Laienspielgruppe.
Veranstaltungen wie das Historienspiel seien sehr wertvoll, sie stärkten die Zusammengehörigkeit und die Identifikation mit der Heimat, sagte Schirmherr Sandro Kirchner. Er würdigte, wie die Kirchenburgfreunde für Leben in den historischen Gemäuern sorgten und lobte insbesondere den großen Aufwand, den die Vereinsleute und ihre Mitstreiter für das Historienspektakel betrieben haben. Die Zusammenarbeit von Vereinen und viel ehrenamtliches Engagement würden diese Veranstaltung zu etwas ganz Besonderem machen, sagte Kirchner und dankte den Beteiligten für ihre Einsatzfreude.
In sein Grußwort schloss Kirchner auch ein Gedenken an die Opfer des Amoklaufs von München und das Leid der Angehörigen ein. Angesichts der erschütternden Ereignisse am Vorabend stelle sich die Frage, wie man mit solchen Situationen umgeht und ob Feste abgesagt werden sollten. Doch eine aktive Gesellschaft dürfe sich nicht einschüchtern lassen, befand der Abgeordnete. „Es ist wichtig, dass Menschen zusammenkommen, aufeinander zugehen und gesellschaftlichen Zusammenhalt zeigen“, erklärte der Schirmherr und legte den Besuchern ans Herz, schöne, gemeinsame Stunden in Ostheim zu verbringen.
„Ostheim ist eine geschichtsträchtige Stadt, Bauwerke wie die Lichtenburg und die Kirchenburg sind erhaltene Bauwerke einer bewegten Vergangenheit“, sagte Bürgermeister Ulrich Waldsachs in seiner Grußadresse und griff kurz die Ereignisse des Dreißigjährigen Krieges auf, die auch für die kleine Stadt an der Streu und ihre Bewohner dramatische Folgen hatten.
Tolle Gemeinschaftsleistung
Auch Waldsachs strich den Gemeinsinn der Ostheimer heraus. Stolz äußerte er sich darüber, dass der Aufruf der Kirchenburgfreunde, ein solches Fest in Kooperation mit anderen Vereinen und Einzelpersonen auf die Beine zu stellen, wieder so großen Zuspruch erfahren hat und dass sich dabei so viele Ostheimer mit Herzblut einbringen. „Einmal mehr wird hiermit der gute Geist in Ostheim, gemeinsam ein Ziel zu verwirklichen, bewiesen“, so das Stadtoberhaupt. Sein besonderer Dank richtete sich an die Vorstandschaft der Kirchenburgfreunde für die Organisationsarbeit und für die Bereitschaft, die große Verantwortung auf ehrenamtlicher Basis zu tragen.
Nach den starken Regenfällen am Morgen ging am Samstag immer wieder der bange Blick der Verantwortlichen gen Himmel, und leider war auch der Fest-Auftakt verregnet, aber davon ließen sich die Akteure nicht verdrießen. Am frühen Nachmittag, als dann auch die erste Aufführung der Theaterleute angesetzt war, setzte endlich Wetterbesserung ein. Die Sonne lachte sogar vom Himmel und das Event blieb am Nachmittag und Abend, als noch zünftiges Lagerleben rund um die alten Gemäuer herrschte, von weiterem Nass verschont. Am Sonntag herrschte dann bestes Wetter für die Fortsetzung des Spektakels.