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Niederlauer
Richard Knaier: Bürgermeister mit Optimismus und sozialer Ader
Das Ehrenamt und insbesondere die Vereine haben für Richard Knaier (Zweiter von rechts) schon von klein auf und besonders in den 36 Jahren seines politischen Wirkens für seine Heimatgemeinde Niederlauer einen besonderen Stellenwert. Das Foto zeigt ihn bei der „Rhön-Meisterschaft“ im Stickeln anlässlich des Saalemusicums am Niederläurer Lauerstrand im Sommer 2017.
Foto: Manfred Mellenthin | Das Ehrenamt und insbesondere die Vereine haben für Richard Knaier (Zweiter von rechts) schon von klein auf und besonders in den 36 Jahren seines politischen Wirkens für seine Heimatgemeinde Niederlauer einen ...
Manfred Mellenthin
 |  aktualisiert: 19.10.2020 10:23 Uhr

Nach 36 Jahren politischer Verantwortung für seine Heimatgemeinde Niederlauer, davon 25 Jahre als 1. Bürgermeister, verabschiedet sich Bürgermeister Richard Knaier in seinen politischen Ruhestand. Eine Bilanz, die, nicht nur auf die Dauer seiner ehrenamtlichen Tätigkeit bezogen, sondern auch auf die positive Entwicklung der drei Ortsteile gesehen, wohl nur wenige Bürgermeister in Bayern vorweisen können. In den Jahren seines Wirkens hat Bürgermeister Richard Knaier die Gemeinde Niederlauer mit ihren drei Ortsteilen Niederlauer, Unter- und Oberebersbach zu einer familienfreundlichen, lebenswerten und finanzkräftigen Gemeinde entwickelt.

In Niederlauer am 16. Juni 1954 als ältestes von vier Kindern der Eheleute Oskar und Hildegard Knaier geboren absolvierte er nach seinem Realschulabschluss eine Lehre als Großhandelskaufmann bei der Firma Julius Graf in Bad Neustadt (jetzt Igros Salz), dann seinen Wehrdienst und schließlich eine Weiterbildung zum Handelsfachwirt beim Möbelhaus OPTI Wohnwelt. Im Jahr 1990 machte er sich als Finanzberater selbstständig und übt diese Tätigkeit auch heute noch aus. 1979 heiratete er seine Ehefrau Jutta, geborene Bauer, aus Kleinbardorf. 1983 wurde der älteste Sohn Bernd geboren, 1986 Manuel und 1989 Lukas.

Soziale Einstellung wurde Richard Knaier in die Wiege gelegt

Eines kann man Richard Knaier sicher nicht absprechen: Die Verantwortung für das Gemeinwohl und die Bereitschaft, sich für seine Vereine und sein Dorf zu engagieren, haben in seinem Leben eine herausragende Bedeutung. Dafür sind fast 50 Jahre ehrenamtliche und sehr erfolgreiche Arbeit ein unwiderlegbarer Beweis. Die soziale Einstellung wurde ihm praktisch in die Wiege gelegt. Getreu dem Vorbild seines Vaters, der im Dorf zahlreiche Ehrenämter ausübte und auch lange Jahre als 2. Bürgermeister wirkte, war Richard Knaier bereits mit 18 Jahren in der Vorstandschaft des SV Niederlauer aktiv.

Schriftführer, Abteilungsleiter, 1. Vorsitzender des größten Vereins in der Gemeinde, lange Jahre Schriftführer der Freiwilligen Feuerwehr – der Weg in die Politik war vorgezeichnet. 1984 wurde er in den Gemeinderat gewählt, bevor er mit 40 Jahren im Februar 1995 nach dem Tod des amtierenden Bürgermeisters Josef Volkmuth das Amt des 1. Bürgermeisters übernahm. Seit 1996 gestaltete er bis zum Ende der diesjährigen Wahperiode die Kreispolitik im Kreistag mit, 2006 wurde er außerdem Gemeinschaftsvorsitzender der VG Bad Neustadt.

Baugebiete moderat ausweisen, aber auch die leerstehenden Gebäude in den Altorten mit Leben zu füllen - das sieht Bürgermeister Richard Knaier als eine der wichtigsten Aufgaben für die Zukunft.
Foto: Manfred Mellenthin | Baugebiete moderat ausweisen, aber auch die leerstehenden Gebäude in den Altorten mit Leben zu füllen - das sieht Bürgermeister Richard Knaier als eine der wichtigsten Aufgaben für die Zukunft.

Viele Projekte in Niederlauer, Unter- und Oberebersbach auf den Weg gebracht

Markante Punkte seiner Arbeit waren unter anderem die Erneuerung der Wasserversorgung und Neubaugebiete in allen drei Ortsteilen. Ebenso die 1997 begonnene Sanierung des Altorts von Niederlauer. Außerdem die Erweiterung der Friedhöfe in Niederlauer und Unterebersbach. In Niederlauer wurde vor einigen Jahren der Kindergarten einer Generalsanierung unterzogen und gleich daneben entstand neu ein schöner und funktional wertvoller Dorfplatz. Jüngstes abgeschlossenes Projekt ist der Umbau und die Generalsanierung des Gemeindehauses zum neuen behindertengerechten Bürgerhaus in Niederlauer.

In Unterebersbach ist der Ausbau der Palmsbergstraße mit der Neuschaffung des Gehweges zur Kirche und der neuen Bushaltestelle hervorzuheben, die von Landrat Habermann schon mal als eine der schönsten im Landkreis bezeichnet wurde. In Oberebersbach ist zurzeit die Sanierung und Erweiterung des Gemeinschaftshauses mit Feuerwehrräumen und der Neugestaltung des Platzes davor im Gange.

Bürgermeister Richard Knaier und Landrat Thomas Habermann haben sicher etliche Gemeinsamkeiten. Eine davon ist die Begeisterung für die Arbeiten des Künstlers Herbert „Jimmy“ Fell, dessen Skulpturen am „Dicken Turm“ in Niederlauer zahlreiche Besucher anlocken.
Foto: Manfred Mellenthin | Bürgermeister Richard Knaier und Landrat Thomas Habermann haben sicher etliche Gemeinsamkeiten. Eine davon ist die Begeisterung für die Arbeiten des Künstlers Herbert „Jimmy“ Fell, dessen Skulpturen am „Dicken Turm“ ...

Richard Knaier hatte stets ein offenes für alle Bürger

Als „politischer Rentner“ kann er sich Richard Knaier erwartungsvoll auf die Projekte freuen, die er auf den Weg gebracht hat und die von seinem Nachfolger fortgeführt und abgeschlossen werden. Angelaufen ist die Planung eines Dorfplatzes mit Bürgerhaus in Unterebersbach. In Niederlauer wird im nächsten Jahr mit der Sanierung der Mühlstraße der Bereich um die Bäckerei und das Seniorenheim deutlich aufgewertet werden.

Kennzeichen seiner Jahresrückblicke war immer der Optimismus, dass die Gemeinde die notwendige Finanzkraft hat, um die durchaus kostenintensiven Vorhaben zu bewältigen. Holger Schmitt, neu gewählter Bürgermeister, bescheinigte seinem Amtsvorgänger, „immer nach vorne geschaut und die Infrastruktur der gesamten Gemeinde entscheidend verbessert zu haben“. Sein Amtsnachfolger sprach Richard Knaier auch die Fähigkeit zu, „stets ein offenes Ohr für alle Bürger gehabt zu haben und sich unermüdlich zum Wohl der Gemeinde eingesetzt zu haben“. Schmitt lobte die ruhige und diplomatische Art des Ortsoberhauptes, mit der er manche Wogen geglättet habe.

Der Garten wird künftig mehr Zuwendung erhalten

„Besonders wichtig war mir das intakte Vereinsleben in der Gemeinde, das unseren Bürgern zahlreiche Freizeitmöglichkeiten bietet. Hier konnte ich mich auf die Vereine mit ihren Führungsteams wirklich verlassen“, blickt Knaier zurück. Zum Blick zurück gehört für ihn auch die in Niederlauer überwiegend gute und harmonische Zusammenarbeit im Gemeinderat in all den Jahren. Natürlich auch die Unterstützung durch seine Ehefrau Jutta, die ab und an als erster Prellbock bei Telefonanrufen dienen durfte. Wert legt Knaier darauf, dass in seiner Amtszeit fast 23 Millionen in die gemeindliche Infrastruktur investiert wurden und sich dabei der Schuldenstand nur um etwa 1,5 Millionen Euro erhöht habe.

Mehr Zeit wird Richard Knaier künftig für seinen Garten haben, steigern kann er seine Fantätigkeit bei den Spielen der SG Niederlauer wohl schwerlich, da er sowieso nahezu alle Spiele zwar emotional, aber fair begleitet („Mein Stammplatz ist auf nahezu allen Plätzen an der gegnerischen Torauslinie“). Intensiver wird er zusammen mit seiner Frau die Familienbande pflegen können und die drei Enkel besuchen.

Seine ins Auge gefasste neue Tätigkeit als „Eventmanager“ in Niederlauer musste er allerdings „Corona-bedingt“ verschieben. Das weit über die Grenzen Niederlauers geschätzte „Brauhausfest“ Mitte Mai, das erstmals von den Ortsvereinen unter seiner Leitung durchgeführt werden sollte, wurde abgesagt. Dafür hat er sich wieder von seiner sozialen Ader leiten lassen, als er im März bei der Jahreshauptversammlung des Hospizvereins Rhön-Grabfeld den Vorsitz übernommen hat. „Das Ehrenamt hat mich ein Leben lang begleitet, jetzt möchte ich mich – mit etwas mehr Freizeit ausgestattet – auch im sozialen Bereich engagieren“, blickt Richard Knaier in die Zukunft.

Zehn Fragen an Richard Knaier
1. Ich kam zur Politik ... weil ich einerseits durch mein Elternhaus politisch geprägt war, und mir andererseits durch verschiedene ehrenamtliche Tätigkeiten der Einsatz fürs Allgemeinwohl seit meiner Jugend ein besonderes Anliegen war.
2. An der Gemeinde Niederlauer gefällt mir besonders ... die wunderschöne Lage im Wiesengrund an Lauer und Saale und die Dorfgemeinschaft in allen drei Ortsteilen.
3. Arbeiten kann man noch ... an der Sanierung einiger Ortsstraßen, ab hier ist uns ja durch die Abschaffung der Straßenausbaubeiträge ein Strich durch die Rechnung gemacht worden.
4. Meine prägendste Begegnung in der Politik: Ich habe, wo immer es ging, Impulse von erfahrenen Politikern aufgenommen. Aber da gab es keine Begegnung, die ich als prägend bezeichnen möchte.
5. In der CSU bin ich, weil ... dort schon immer eine fortschrittliche Politik gemacht wird, die die Bayern in den letzten Jahrzehnten nach vorne gebracht hat.
6. Gab es einen oder mehrere Momente, bei denen Sie an Rücktritt dachten? Eigentlich nie, obwohl es schon den einen oder anderen Moment gab, wo Frust und Verbitterung aufkamen und schlaflose Nächte die Folge waren.
7. Immer mehr Vereine sind gezwungen, sich zusammenzuschließen. Wie sehen Sie diese Entscheidungen in Ihrer Gemeinde? Eine nicht umkehrbare Entwicklung, die jedoch gewährleistet, dass die vielfältigen Angebote für die Bürger erhalten bleiben.
8. Die Anekdote, dass Sie vor Ihrem Einsatz in der Prominentenmannschaft bei der Einweihung des Kunstrasenplatzes im vorigen Sommer in  Strahlungen mehrmals abends trainiert haben, stimmt? Ja, aber das Training war erfolglos, denn nach fünf Minuten musste ich mit einem Riss der Achillessehne vom Platz.
9. Auf Reisen hat mich am meisten beeindruckt ... die Vielfalt der unterschiedlichen Kulturen und Bräuche. Sei es in Deutschland, Europa, oder in der Welt. Dies möchte ich künftig noch öfter erleben.
10. Kandidiert Markus Söder als Bundeskanzler? Nein.
 
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