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Mellrichstadt
Ribery und die goldene Meisterschale
Energiebündel. Kabarettist und Comedian Chris Boettcher in der Oskar-Herbig-Halle.
Foto: Stefan Kritzer | Energiebündel. Kabarettist und Comedian Chris Boettcher in der Oskar-Herbig-Halle.
Stefan Kritzer
 |  aktualisiert: 02.05.2019 02:11 Uhr

Selbstverständlich war Chris Boettcher nicht allein gekommen. Mit ihm waren Angela Merkel, Oliver Kahn, der Maffay, der Grönemeyer, der Udo und auch Donald Trump sowie - selbstverständlich - Lothar und Franz mit nach Mellrichstadt gekommen. In der Oskar-Herbig-Halle bot Bayern 1-Moderator, Comedian und Lästermaul Chris Boettcher ein hyperaktives kabarettistisches Feuerwerk in seinem aktuellen Programm "Freischwimmer".

Schon klar, dass man als bayerischer Comedian sein E-Klavier samt Hocker mit einem Kuhfell dekorieren muss. Seine Ingolstädter Heimat zu verleugnen, kommt für Chris Boettcher überhaupt nicht in Frage. Warum auch, Bayern, Deutschland, die Welt liefert so viel Unglaubliches, dass sogar Superschnellsprecher Boettcher mit den Themen kaum noch hinterher kommt. Immer wieder, das ist der Kern seines abendfüllenden Programms, imitiert er die Promis dieser Welt. Und das so gekonnt, dass man aus dem Lachen kaum heraus kommt. Weil Chris Boettcher sie alle zusammenpackt und gemeinsam auftreten lässt.

Dass der ein oder andere Kalauer schon ein paar Jährchen auf dem Buckel hat, geschenkt. Lothar und Franz ("Gute Freunde, die kann man kaufen!") werden seit einer gefühlten Ewigkeit im Hörfunk verquasselt, was der Peter Maffay ("So einen Meter, oder so") alles macht, interessiert eigentlich kaum noch jemanden. Bei Christ Boettcher dürfen sie aber alle noch mal auf die Bühne. Der Grönemeyer natürlich, den Boettcher so herrlich knödeln lässt, genauso wie der Udoooo (Lindenberg), der ohne sein Likörchen kaum zu singen vermag.

Und so geht es in dem gut zweistündigen Programm dahin. Kaum aufgestanden vom Klavier, stürzt sich Boettcher schon wieder auf die Tasten, blättert den nächsten Song in seinem kunterbunten Ordner auf und legt los. In dem Ordner findet sich der Erdogan ("Presse, halt die Fresse!") genauso wie der Trump, dessen Haartracht der Putin einst auf der Jagd erlegte. Um diesen Sachverhalt genauer darzulegen, bedient sich Chris Boettcher der guten alten "Sendung mit der Maus". Wäre ja auch gelacht, wenn er die sonore Erklärstimme der Kinderkultwissensserie nicht auch drauf hätte.

In die Tiefe geht Boettcher gerne mal in Versform, sucht dann nach Donald Trumps Gehirn oder geht haarscharf an die Grenze des kabarettistisch Möglichen, wenn er Angela Merkels Traurigkeit erklärt, nicht Bestandteil der #MeToo-Debatte zu sein.

Kuschelparties sind eher nicht das Ding von Chris Boettcher, Glücksmomente aus der Drogerie ("Dusch dich glücklich!") auch nicht wirklich. Lieber schickt er "prominente" Ex-Fußballer gemeinsam ins Dschungelcamp, wohl innigst darauf hoffend, dass sie von dort nicht zurückkehren. Noch nicht ganz ex, aber fast ist der Franck Ribéry: Nach dessen Goldsteakverzehr bangt Chris Boettcher um den Erhalt der Meisterschale, die wohl als nächstes auf der Speisekarte des französischen Fußballers stehen dürfte. Über Loddar Maddäus wundert er sich aber kaum noch: "In Deutschland wird jede zweite Ehe geschieden, bei Lothar Matthäus sogar jede erste."

Chris Boettcher bot ein kabarettistisches Feuerwerk.
Foto: Stefan Kritzer | Chris Boettcher bot ein kabarettistisches Feuerwerk.
 
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