Vor 30 Jahren, im März 1991, wurde der Rhön von der Unesco der Titel "Biosphärenreservat" verliehen. Inzwischen hat sich die Region im Dreiländereck zwischen Bayern, Thüringen und Hessen zu einer Modellregion für Naturschutz, Artenvielfalt, Tourismus und wirtschaftliche Entwicklung im Einklang mit der Natur entwickelt. Das 30-jährige Bestehen ist natürlich Grund zu Feiern. Doch noch während die Vorbereitungen auf das Jubiläumsjahr, das unter dem Motto "Mensch, Natur, Einklang" steht, anliefen, kam Corona. Und so verläuft das Jubiläumsjahr ganz anders, als zunächst gedacht.
Denn gefeiert werden sollte auf jeden Fall. 30 Jahre sei zwar kein klassisches rundes Jubiläum, sagt Julia Rösch, die die bayerische Seite im Koordinationsteam für die Jubiläumsveranstaltungen vertritt. Ein wichtiger Grund dafür ist, wie sie betont, dass nach 30 Jahren gerade ein Generationenwechsel stattfinde. Die Gründergeneration in Bayern, Hessen und Thüringen habe sich schon verabschiedet oder verabschiede sich allmählich, jüngere übernehmen die Verantwortung. Diese Zäsur sei Anlass genug.
Nicht die üblichen Fest-Formate
Durch Corona seien zwar schon so einige Umplanungen angefallen, sagt Rösch. Aber als die Vorbereitungen im vergangenen Jahr anliefen, sei Corona schon da gewesen, so die 40-jährige Geografin, die für das Thema nachhaltige Entwicklung in der Oberelsbacher Verwaltungsstelle für das Biosphärenreservat zuständig ist. Auch wenn die genaue Entwicklung damals nicht absehbar gewesen war, sei damit doch klar gewesen, dass Großveranstaltungen und andere übliche Formate für dieses Jubiläum wohl nicht infrage kämen. Stattdessen galt es - gemeinsam mit den jeweiligen Partnern - zu überlegen, wie man dennoch Menschen ansprechen kann, aber eben coronakonform.
Es habe dann aber schon weh getan, bedauert Rösch, dass publikumsträchtige Veranstaltungen wie der Rhöner Wandertag und verschiedene Märkte abgesagt werden mussten. Andere Anlässe wie der eigentliche Jubiläumsfestakt mit den drei Umweltministern im März oder die Gründung der Partnerschaft mit dem peruanischen Biosphärenreservat Oxapampa Asháninka Yanesha (BIOAY) in Peru wären sicherlich groß gefeiert worden. So hätten sie lediglich im Online-Format abgehalten werden können.
Erfreuliche Resonanz
Wo es ging, seien die Veranstaltungen ins Internet verlegt worden, so Rösch. Daneben habe man versucht, Termine in den Herbst zu verlegen - in der Hoffnung, dass sie dann als Präsenzveranstaltungen abgehalten werden können. Bei den Veranstaltungen, die stattgefunden hätten, sei die Resonanz sehr erfreulich gewesen. Als Beispiele nennt Rösch den Tag der "Nützlichen Vielfalt" im Freilandmuseum, auch wenn es im Vorfeld "das große Zittern" gegeben habe, ob er stattfinden könne. Auch die Aktion "Licht aus, Sterne an!", bei der am vergangenen Samstag im Rahmen der zweiten Rhöner Sternenparkwochen in zahlreichen Rhöner Kommunen mit mehr als 60 000 Bewohnern die Straßen- und Gebäudebeleuchtung ausgeschalten wurde, sei auf eine sehr positive Resonanz gestoßen. Andere Angebote wie Sternenführungen würden ebenfalls gut angenommen. Auch die Resonanz beim Jubiläums-Fotowettbewerb sei außergewöhnlich gut gewesen.
Das gilt auch für eine Neuerung, die Rösch im Rahmen des Jubiläumsjahres eingeführt hat. In einem Biosphären-Podcast zum Jubiläum blicken allmonatlich Akteure und Zeitzeugen auf die Vergangenheit, aber auch das Heute im Biosphärenreservat – und das aus ganz unterschiedlichen Perspektiven, ob aus dem Bereich Bildung, der Landwirtschaft, dem Naturschutz oder dem Tourismus.
Was steht noch an?
Auch wenn nicht absehbar ist, wie sich die Corona-Pandemie im Herbst entwickelt, sind verschiedene weitere größere Projekte geplant. Unproblematisch ist da sicherlich das Kooperationsprojekt "Klimaanpassung in der Forstwirtschaft". Statt eines zweitägigen Symposiums in Maria Bildhausen soll von November bis Dezember eine voraussichtlich sechsteilige Online-Seminarreihe unter eben diesem Thema angeboten werden.
Eine Präsenzveranstaltung ist laut Rösch hingegen dieLänderübergreifende Biosphärentagung am 17. und 18. Septemberzum Thema "Best Practice nachhaltige Regionalentwicklung" im thüringischen Zella.
Das Programm für dieRhönschaf-Genießerwochen vom 25. September bis zum 17. Oktober mit verschiedenen kulinarischen Angeboten und einigen überraschenden Schmankerln wird gerade erarbeitet, so Rösch. Am 7. November steht dann noch ein Erzählcafé in Maria Bildhausen auf dem Programm, bei dem die Partnerschaft mit Oxapampa Asháninka Yanesha in Peru und natürlich der dort produzierte Kaffee im Mittelpunkt stehen soll.
Dann gibt es noch ein Projekt, das gerade unabhängig von Corona entsteht. Im Herbst soll ein Biosphären-Magazin veröffentlicht werden. Hier kommen Rhöner zu Wort und berichten, welche Momente aus 30 Jahren Biosphärenreservat Ihnen besonders in Erinnerung geblieben sind. Aktuelle Themen werden vorgestellt und Projekte, die für die Zukunft angedacht sind. Welche, und was sonst noch in dem Magazin zu lesen sein wird, will Julia Rösch aber noch nicht verraten.