Letzthin ist der Rhönkauz wieder einmal den Franziskusweg gelaufen und war wieder ganz beeindruckt vom Lobpreis der Schöpfung und vom Lobpreis der einfachen Werte und Dinge.
Dermaßen von franziskanischem Geist erfüllt machte er sich hinauf zum Kreuzberg, um – bescheiden wie ihn die Wanderung machte – keinen Schweinshaxen, sondern nur etwas Gerupften, zu kaufen.
Nun, das Gericht sollte bescheiden sein, aber dass keine Scheibe Brot dabei war, war dem Rhönkauz dann doch etwas zu frugal. „Eine Scheibe Brot? Das macht 20 Cent“, hieß es an der Gaststättentheke.
Der Moment war gekommen, in dem über den franziskanischen Sonnengesang ein dunkler Schatten huschte. Der Ort, an dem in der Rhön das meiste Bier fließt und mit Dunklem, Hefe und Pils quasi ein paradiesisches Dreistromland gewässert wird, hier am Ort der immerwährenden Umsätze soll der kleine Rhönkauz also 20 Cent für eine Scheibe Brot bezahlen!?
„Wenn ich jedes Mal 20 Cent für eine Scheibe Brot blechen darf, dann muss ich bald meinen Gürtelstrick enger schnallen!“, dachte sich der Rhönkauz.
Mit einem Mal erkannte er, dass eine gewöhnliche Scheibe Brot etwas Besonderes, etwas Geschätztes ist, dem man mehr Achtsamkeit entgegenbringen sollte. Mit einem wertvollen Brotscheibenrest vom Kreuzberg würde der Rhönkauz fortan nie zum Beispiel Vögelchen füttern, so wie es noch Franziskus getan hat.
Und jetzt weiß der Rhönkauz auch, warum es seit einigen Monaten die Security-Sheriffs auf dem Kreuzberg gibt: damit Brotscheiben-Diebe schnell dingfest gemacht werden können und man das wertvolle Gut schnell wieder an ihre Besitzer zurückgeben kann!
Vielleicht könnte man ja auf dem Kreuzberg über eine Flatrate für Brotscheiben nachdenken, wenn eine solche für das Klosterbier schon eher undenkbar ist. Auf der anderen Seite: Warum ärgert sich der Rhönkauz bloß über die 20 Cent für die Brotscheibe? Mit dem flüssigen Brot aus der Klosterbrauerei ist ja aller Groll schneller verflogen als der Rhönkauz!