Der Rhönkauz ist ja nicht gerade ein kluger Vogel. Er zieht so seine Bahnen durch die Landschaft, schnappt hier und da mal etwas auf, was die Menschen tun, ansonsten hat er an ein paar Bissen für sein Schnäbelchen genug.
Ganz anders die Menschen. Die sagen „Der frühe Vogel fängt den Wurm“ und bemühen sich darum, schon mit sieben Jahren den Status eines Popstars erreicht zu haben.
Zwischen der Einschulung und dem Karrierehöhepunkt bleiben also nur wenige Monate, um einen jungen Menschen mit dem lebensnotwendigen Wissen zu versorgen.
Darum gibt es für Drittklässer in Bayern zum Beispiel schon das Fach „Philosophieren“. Das ist an und für sich eine gute Sache. Denn ausgerüstet mit den wichtigsten Inhalten von Immanuel Kants „Kritik der Urteilskraft“ können Achtjährige den Eltern von ABC-Schützen erklären, warum ihre selbst gebastelte Schultüte ästhetisch nicht überzeugt.
Nun, je mehr der Rhönkauz über das Philosophieren nachdenkt, desto mehr erhofft er sich von dem Fach. Wurden früher zum Beispiel Konflikte auf dem Schulhof mit der einen oder anderen Handgreiflichkeit ausgetragen, so gilt ab sofort die friedfertige Diskursethik von Jürgen Habermas, wonach Normen nur dann gelten, wenn sie die Zustimmung aller Diskursteilnehmer finden.
Nun, die Kinder werden an so manchem philosophischen Dilemma zu knabbern haben. Da bleibt der Rhönkauz lieber auf seinem Baum sitzen, ein Ort der prästabilierten Harmonie im Sinne von Leibnitz. Seine philosophischen Weisheiten holt sich der Rhönkauz sowieso von Meister Yoda aus der Star-Wars-Serie. Er könnte die Rhön-Grabfelder ABC-Schützen gemeint haben mit seiner Weisheit: „Größe ist nicht alles. Die kleinere Truppe wir sind, dafür größer im Geist“.