Das kleine Unsleben hat schon immer den großen Respekt des Rhönkauzes. Nicht, weil der Ort den mutmaßlich berühmtesten Blitzer-Standort im Landkreis besitzt, sondern weil sie im Dorf so gut zusammenhalten und gemeinsam anpacken.
Einen erfolgreichen Dorfladen gibt es praktisch seit Menschengedenken.
Und selbst das Gasthaus im Ort wird als Genossenschaft betrieben und lockt Gäste von überall her in die Streutalgemeinde. Alleine, die Unslebener plagt derzeit ein Wehwehchen. Und ausgerechnet der langjährige Dorf-Apotheker bereitet die Schmerzen.
Als Betreiber der Kreuz-Apotheke war er nicht nur über Jahre eine dörfliche Instanz. Er ist als Führungsfigur der CSU im Landkreis mit gewisser Prominenz ausgestattet. Hinzu kommt noch, dass er in der bayerischen Apothekerkammer wichtigste Ämter bekleidete – bis alles nicht mehr so easy war.
Kurz und gut: Der Apotheker – der sich auch für die medizinische Versorgung in Afrika stark macht – kündigte vor einigen Wochen an, sich aus Unsleben und dem erst neu renovierten Apotheken-Ensemble zurückzuziehen. Bürgermeister Michael Gottwalt blieb nicht verdrossen, sondern reagierte schnell und gewann eine Nachfolgerin für den Apotheken-Betrieb. Doch die kann nicht schon in Frühsommer die Türen wieder öffnen, sondern muss bis Ende des Jahres warten, weil der berühmte Vormieter nicht frühzeitig die Koffer packen könne.
Das ist für den Rhönkauz schon fast ein Krimi, Ingrid Noll könnte mit „Der Apotheker“ ja einen Nachfolger ihres mörderischen Bestsellers schreiben!
Die positive Hauptfigur ist freilich Bürgermeister Gottwalt, der nun sein Büro räumt, damit die neue Apothekerin doch schon im Frühsommer loslegen kann.
Und die wird einiges zu tun haben. Der Schreck über den Apotheker-Rückzieher steckt ja noch in den Gliedern und verlangt mindestens nach Voltaren forte! Und in Unsleben wurden ja tiefe seelische Wunden geschlagen durch das Hin und Her. Ein Billig-Präparat aus der Discounter-Apotheke dürfte da nicht viel helfen.
Allerdings hofft der Rhönkauz, dass die Initiative von Michael Gottwalt nicht einen anderen politischen Zweck verfolgt, wenn sich am Ende die Unslebener nur daran gewöhnen sollen, dass man im Rathaus zukünftig so manche bittere Pille verabreicht bekommt!
Der Rhönkauz wünscht das Beste für die Apotheken-Zukunft Unslebens. Auch wenn eines klar ist: Wenn auf die Apotheken-Neueröffnung angestoßen wird, dann bestimmt nicht mit einem Gläschen Birkwild!