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MÜHLBACH
Rhöner „Rennsport“ mit Witz
Alle Rallye-Kabarettisten auf einem Bild: Ilona Zirkelbach (von links), Rainer „Sir“ Breunig, Angelika Enders, Edith Hüttner, Joachim „Chopper“ Bühner, Fredi Breunig, Frank Schmitt, Theresa Seiffert und Martin Wachenbrönner bei der Mundart-Rallye, die in Mühlbach, Mittelstreu, Wargolshausen und in Reichenbach vor ausverkauften Häusern stattfand.
Foto: Björn Hein | Alle Rallye-Kabarettisten auf einem Bild: Ilona Zirkelbach (von links), Rainer „Sir“ Breunig, Angelika Enders, Edith Hüttner, Joachim „Chopper“ Bühner, Fredi Breunig, Frank Schmitt, Theresa ...
Von Björn Hein
 |  aktualisiert: 27.04.2018 02:25 Uhr

Eine Mundart-Rallye kann im wahrsten Sinne des Wortes eine rasante Sache sein. Auch für die Künstler ist sie fast so etwas wie „Rennsport“ – nach einem Boxenstopp in einem Ort geht es nahtlos weiter zum nächsten. Die „Original Rhöner Mundart-Rallye“ in Mühlbach, Mittelstreu, Reichenbach und Wargolshausen war wieder eine überaus gelungene Veranstaltung: das Pfarrzentrum in Mühlbach war bis auf den letzten Platz gefüllt und das Publikum von der fränkischen Action ganz hin und weg. „Schö', dass der Saal gerammelt voll is'“, begrüßte Ortssprecherin Gabi Gröschel. 90 Personen füllten den ausverkauften Saal.

Von Kabarett über musikalische Darbietungen war alles dabei, die Abwechslung konnte sich sehen lassen. Gleich in die Vollen ging es mit dem Quartett „Kaufmannsware“, auch bekannt unter „Die wilden Schlehen aus der Rhön“. Dass diese Gewächse durchaus wild waren, zeigte sich an ihren mal hintersinnigen, mal frivolen Liedern, die das Zwerchfell der Besucher stimulierten. In schönster Rhöner Mundart nahmen sie die politischen Ereignisse und die Eigenarten der Region treffend aufs Korn.

Praktische Lebenstipps

Die lokale Politik wurde gehörig veräppelt, so wie bei der gescheiterten Stadthalle in „Böscheme“. Auch praktische Tipps für das Leben hatten die vier Grazien parat und betätigten sich als „Heiratsberaterinnen“. „Nehmens en Alten“ lautete ihr Vorschlag: was diesem an Temperament fehlt, mache er mit Talent wieder wett. Dass er froh ist, wenn er behalten wird, sei ein weiterer positiver Aspekt. Mit ihrer lausbubenhaften Art kam das Quartett gut an.

Auch musikalisches Kabarett ganz ohne Worte können sie perfekt. So entstand ein musikalisches Streitgespräch, wobei die beiden jüngeren Damen von klassischen bis zu flotten Stücken mehrere Stilrichtungen präsentierten, während die zwei anderen dies mit ihren volkstümlichen Liedern herrlich konterkarierten. Dabei zeigten die Vier, dass sie echte Vollblutmusikerinnen sind, die ihre Instrumente beherrschen.

Mit ihrem „Wegwerflied“, einem typischen Schnadlhüpfer, brachten sie auch einige kritische Zeilen gegen die Nationalparkgegner an. Kaufmannsware verstand es, witzige Mundartakrobatik mit fränkischen Zungenschlag zu präsentieren und dies mit einer typischen Rhöner Prise Anarchie zu würzen. Nach rund 30 Minuten mussten sie sich auf den Weg zur nächsten Station der Mundart-Rallye machen.

Nach kurzer Pause traf das Duo „Gotthold & Eustach“ alias Martin Wachenbrönner und Fredi Breunig zum Boxenstopp in Mühlbach ein. Spitzbübisch ging es zu, als die beiden zur Höchstform aufliefen. Ein schlaues Kerlchen ist dieser Gotthold. Er drischt sein Getreide bereits im Frühjahr, denn: „Wer weiß, ob ich im Sommer den Mähdrescher krieg?“ Mit viel Wortwitz kamen die beiden daher und zeigten, dass 26 000 Euro für eine Küche beileibe nicht zuviel sind – soll diese doch auch noch die zweite Frau aushalten.

Da Gotthold demnächst Urlaub auf den Seychellen macht, muss er Englisch lernen. Mit dem Crashkurs „Für Davoagelaffene“ zeigte er aber, dass er für etwas anderes als Rhöner Dialekt kaum Talent hat. Er brachte Eustach zum Verzweifeln. „Red efoch langsam fränkisch, dann verstinn dich die Leut“, so der Tipp von Eustach.

Das Duo kalauerte sich zur Freude des Publikums durchs Programm, wobei eine Lachsalve nach der anderen abgefeuert wurde. Der Humor der beiden war köstlich und die Charaktere ergänzten sich herrlich. Während Eustach immer etwas altklug daherkam, konterte Gotthold mit seiner Bauernschläue.

Mit der Gruppe „Spilk“ kamen dann geistreiche und kritische Lieder auf die Bühne. So ließ man sich über den Nationalpark aus, den man ihrer Meinung nach überhaupt nicht brauche. „Häuser, Hädelbier und Pilz“ reichen vollkommen aus. Der neue Hype um Wallfahrten wurde verulkt, der Weg nach Vierzehnheiligen humoristisch präsentiert. Natürlich ging man mit den Liedern auch auf die Rhöner Eigenarten ein und stellte außerdem einen Vergleich zwischen Bayern und Franken an. Zwischen den Stücken moderierte Frank Schmitt immer wieder mit seinen Erzählungen.

Der letzte Halt bei der Rhöner Mundart-Rallye in Mühlbach wurde dann von Rainer „Sir“ Breunig eingeleitet. In seinem Monolog beschäftigte er sich mit einem Tupper-Abend. Dabei wusste er allerhand geistreiche Beobachtungen anzustellen, die er mit Ironie und Witz präsentierte.

„Es war wieder eine gute Mischung, die Abwechslung im Programm hat mir sehr gut gefallen“, war Ortssprecherin Gabi Gröschel am Ende begeistert. Die Original-Rhöner Mundart-Rallye zeigte, dass man stolz auf den Dialekt ist und die Region ins Herz geschlossen hat. „Wir wollen in jedem Fall im nächsten Jahr eine solche Veranstaltung wiederholen“, so Gröschel.

Auch „Eustach und Gotthold“ (Martin Wachenbrönner und Fredi Breunig, von links) machten bei der Mundart-Rallye in Mühlbach, Mittelstreu, Reichenbach und Wargolshausen je einen „Boxenstopp“.
Foto: Björn Hein | Auch „Eustach und Gotthold“ (Martin Wachenbrönner und Fredi Breunig, von links) machten bei der Mundart-Rallye in Mühlbach, Mittelstreu, Reichenbach und Wargolshausen je einen „Boxenstopp“.
 
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