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Bad Neustadt
Rhöner Prominenz aus Wirtschaft, Politik und Kirche gab sich im Erzählcafé die Klinke in die Hand - jetzt ist Schluss
Rhöner Prominenz aus Wirtschaft, Politik, Kirche und Kultur gab sich im Erzählcafé von Wolfgang Kitscha die Klinke in die Hand.  Wer ist ihm in besonderer Erinnerung?
Wolfgang Kitscha, Organisator und Moderator des Erzählcafés.
Foto: Holger Schwabe | Wolfgang Kitscha, Organisator und Moderator des Erzählcafés.
Holger Schwabe
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:17 Uhr

Rhöner Prominenz aus Wirtschaft, Politik, Kirche und Kultur gab sich im Erzählcafé im Caritashaus Edith Stein die Klinke in die Hand. Das Erzählcafé wurde von Rudolf Brunner und Günter Werner gegründet. Das erste fand im Oktober 1992 im Gewölbekeller des Caritashauses statt. Insgesamt gab es 189 Veranstaltungen. Im Oktober 2008 übernahm Wolfgang Kitscha die Planung und Moderation. Nun hört er auf. Wie es dazu kam, was ihn besonders bewegte und wieso er jetzt aufhört, beantwortet er in einem Interview.

Frage: Wie kam es, dass Sie das Erzähl-Café 2008 übernommen haben?

Wolfgang Kitscha: Eigentlich war ich vorher regelmäßiger Zuhörer, oft als einziger Mann unter vielen Damen. Ende 2007 fragte mich Rudolf Brunner, ob ich selbst bereit wäre, dort als Gast unter der Überschrift "Die Storchengasse in den 50-er Jahren" zu erzählen. Am 5. Januar 2008 bei Eis und Schnee und der Befürchtung, alleine im Gewölbekeller zu sitzen, befand ich mich das erste Mal nicht auf der Zuhörerseite. Trotz des schlechten Wetters füllte sich der Keller restlos und es wurde ein schöner Nachmittag. Im folgenden Februar verstarb überraschend Rudolf Brunner und ich wurde nach der Trauerfeier gefragt, ob ich das Erzähl-Café übernehmen würde. Nach einem Tag Bedenkzeit sagte ich zu.

Was hat Sie an der Aufgabe gereizt?

Kitscha: Jetzt konnte ich mir die Gäste selbst aussuchen, beziehungsweise vorschlagen, denn es sind natürlich auch andere bei der Vorbereitung beteiligt. Zudem konnte ich meine eigenen Vorstellungen einbringen. Als ersten Gast lud ich Anne Zeisner unter dem Motto "Mein Leben im Herzen von Bad Neustadt" ein. Sie war Apothekerin und zweite Bürgermeisterin. Da wir uns bereits kannten, milderte ich meinen Sprung ins kalte Wasser damit etwas ab.

Gab es Gäste, die Sie besonders gerne im Erzähl-Café begrüßt haben?

Kitscha: Da gab es einige. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir Theo Braun, der von der Bildzeitung als "Nettester Kaufmann Deutschlands" aufgrund einer Briefaktion ausgezeichnet wurde. Der Nachmittag mit Barbara Stamm, als soziales Gewissen der CSU, ist mir unvergesslich geblieben. Auch Johann Böhm als ehemaliger Landtagspräsident, Bischof Friedhelm Hofmann unter dem Motto "Im Auftrag Gottes unterwegs" und sein Nachfolger Franz Jung, Hubert P. Büchs von der Firma Jopp, Josef "Sepp" Schmitt vom HSC Bad Neustadt, Clemens Behr, ein ehemaliger Schulkamerad mit Gitarre, und natürlich in jüngerer Zeit Eugen Münch vom Rhön-Klinikum sowie Kilian Ort als Profi Tischtennisspieler, der übrigens mit 26 Jahren der jüngste Gast von allen war, sind mir neben vielen anderen in guter Erinnerung geblieben.

Wie haben Sie es geschafft, die Gäste zu gewinnen?

Kitscha: Sehr oft durch direkte Ansprache. Bischhof Friedhelm Hofmann habe ich auf dem Kreuzberg nach einem ökumenischen Gottesdienst auf dem Kreuzweg zwischen zwei Stationen auf dem Weg zum Mittagessen abgepasst, Franz Jung traf ich nach einem Gottesdienst in Würzburg auf dem Domplatz. Beide verwiesen natürlich auf ihre Sekretäre. Es dauerte dann immer etwas, bis ein Termin frei war. Aber schließlich kamen beide und erzählten aus ihrem Leben. Bei der Übergabe des vierten Vinzenz-Preises für das Erzähl-Café 2010 habe ich Barbara Stamm direkt gefragt.

Erinnern Sie sich an besonders humorige Gäste oder Momente?

Kitscha: Es gab viele, wenn das Thema es zuließ, aber Johann Böhm und Barbara Stamm hatten eine außergewöhnliche Art zu erzählen.

Haben Sie sich auch mal sehr unwohl gefühlt?

Kitscha:  An einen solchen Moment kann ich mich spontan nicht erinnern.

Nun zur Kernfrage: Warum hören Sie auf?

Kitscha: Im jetzt zu Ende gehenden Jahr 2023 habe ich insgesamt fünf tolle Gäste im Erzähl-Café begrüßen dürfen. Diese waren Bischof Franz Jung, Kilian Ort, Anne Maar als Leiterin des Maßbacher Theaters, Eugen Münch und Angelika Ochs in ihrer Funktion als Geschäftsführerin der Caritas Rhön-Grabfeld. Nach insgesamt 16 Jahren, in denen ich ungefähr 70 Gäste ausgesucht und dann die Veranstaltungen mit viel Herzblut und Spaß moderiert habe, ist es jetzt Zeit aufzuhören. Man wird ja auch nicht jünger.

Hat sich von offizieller Seite jemand zu ihrem Entschluss aufzuhören geäußert?

Kitscha: Oft habe ich bedauert, dass nicht mehr Interesse von offizieller Seite an den honorigen Gästen im Erzähl-Café bestanden hat. Dies ist leider bis zum letzten Tag so geblieben, obwohl diese Veranstaltungen im Landkreis Rhön-Grabfeld einzigartig waren.

Was werden Sie vermissen,wenn es das Erzähl-Café nicht mehr gibt?

Kitscha: Vor allen Dingen den Kontakt mit den Gästen und die Gespräche mit besonderen Menschen.

Haben Sie Pläne für ein neues Projekt?

Kitscha: Ich habe Pläne im privaten Bereich, auf die ich an dieser Stelle nicht eingehen möchte.

Haben Sie ein Hobby,in das Sie nun mehr Zeit investieren werden?

Kitscha: Besonders die sportliche Betätigung wird von mir groß geschrieben. Regelmäßiges Schwimmen, Wandern und Fahrradfahren mit Freunden gehören dazu. Auch den Neustädter Biergarten genieße ich im Sommer. Meine Frau und ich gehen zudem sehr gerne auf Reisen.

Haben Sie einen Rat für jemanden,der oder die ein ähnliches Projekt starten oder dieses weiterführen möchte?

Kitscha: Ganz wichtig ist die ausführliche und gründliche Vorbereitung auf einen Gast,um Überraschungen und unangenehme Situationen zu vermeiden.Falls sich doch noch jemand findet,der oder die das Erzähl-Café weiterführt, würde ich mich natürlich sehr freuen.

Gibt es jemanden,den oder die Sie gerne als Gast gesehen hätten,was aber leider nie gelungen ist?

Kitscha: Selbstverständlich hätte ich gerne den bayrischen Ministerpräsidenten Markus Söder als Gast im Erzähl-Café begrüßt. Es hat sich leider terminlich nie ergeben.

Möchte Sie noch etwas Persönliches hinzufügen?

Kitscha: Besonders bedanken möchte ich mich bei meinem Team, den ehrenamtlichen Helferinnen Renate Bauer, Maria Blümm, Rosemarie Greb, Cilly May und Marlies Wohlfromm, die sich vorbildlich um die Gäste gekümmert haben. Stand man an der Kuchentheke, fiel einem die Auswahl der Torten und Kuchen, alle selbst gebacken, sehr schwer. Die Dekoration der Tische war jedes Mal der Jahreszeit angepasst und immer wieder liebevoll dekoriert.

 
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