Christian Hey bringt es auf den Punkt. Er steht mit seinem Bruder Thomas und seinem Vater Herbert auf der EXPO in Yeosu in Südkorea vor der gigantischen Klangskulptur: „Mit unserer Orgel aus der Rhön haben wir ein Stück Deutschland nach Südkorea gebracht. Und wir sind stolz auf das, was wir geschaffen haben.“ „Wer hätte das gedacht“, sagt Thomas Hey, der die lauteste Orgel der Welt entwickelt hat.
Die 80 Orgelpfeifen sind in einer überdimensionalen Harfe, der mit 70 Metern Höhe größten Klangskulptur der Welt, dem sogenannten Sky Tower, angebracht. Das sind zwei Rundtürme, die früher einmal als Betonsilos genutzt wurden. Die kleinste Pfeife ist 1,70 Meter hoch, die Größte 10 Meter. Wenn die Orgel spielt, ist sie rund fünf Kilometer weit zu hören.
Die Orgel ist im gesamten EXPO-Gelände zu hören und so zieht sie zu den Spielzeiten immer wieder viele Zuhörer an, die dann mit großen Augen den „Sky Tower“, wie die Klangskulptur genannt wird, bestaunen. Der „Sky Tower“ ist eine der vier Hauptattraktionen der EXPO. „Mich erinnert das ein bisschen an Klänge aus der Heimat“, sagt ein Mitarbeiter des deutschen Pavillons. Er findet es toll, dass aus einem alten Silo etwas Neues entstanden ist.
Der Initiator der Orgelidee, Professor Hong Seung-pyo von der Hankyong Universität, will mit der Klangskulptur das Instrument Orgel, das eigentlich nur in Kirchen und bei Konzerten ein Rolle spielt, in einem neuen Kontext präsentieren. Die Orgelpfeifen sind dem Klang her Schiffssirenen und Bootspfeifen nachempfunden. Passend zum Thema der Weltausstellung „The living ocean and coast“.
„Das Werk ist vollbracht und gelungen“, sagen die Orgelbauer Thomas, Christian Hey und Herbert Hey. Die Riesenorgel haben sie zu Hause in Urspringen (Lkr. Rhön-Grabfeld) gebaut. Um das überdimensionale Instrument spielen zu können, ist die entsprechende Technik notwendig, erklärt Gregor Hüllmann, Techniker des Orgelbaubetriebs Hey. In einem eigenen Raum an der Orgel ist die Luftversorgung untergebracht. Ein Kompressor, so groß wie eine Garage. Der Lufttank umfasst fast zwei Stockwerke. In der oberen Etage befinden sich auch die Tonventile, Magnete und die Feintechnik.
Begeistert sind auch die beiden koreanischen Organistinnen, die die Orgel während der EXPO spielen dürfen. Es sei etwas Besonderes, vor allem, weil man dabei Kontakt zum Publikum und zu Musikgruppen hat, die teils in das Orgelspiel integriert sind. Ein Höhepunkt für die Koreaner und die Gäste aus der ganzen Welt war die große EXPO-Eröffnungsgala, direkt am „Gelben Meer“. Im Hintergrund: die Silhouette der Rhöner Orgel, deren 80 Pfeifen in wechselnden Farben angestrahlt wurden. Staatspräsident Lee Myung-bak eröffnete die Ausstellung. Alle Nationen der Welt, haben auf der EXPO in Yeosu ihren Pavillon. Unter dem Motto „Der lebende Ozean und die Küste - Ressourcenvielfalt und nachhaltige Aktivitäten“ präsentiert sich Deutschland als modernes und weltoffenes Land.
Die EXPO 2012 in Yeosu, läuft noch bis 12. August. Übrigens: die Rhöner Orgel bleibt danach dort stehen, auch nach der EXPO soll sie für Konzerte genutzt werden.