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Rhöner Kuppenritt ist Kult
25. Auflage der Großveranstaltung: Aus einer Stammtischidee geboren, entwickelte sich der Radsport-Event zu einer Konstante im Veranstaltungskalender der Rhön.
Kuppenritt       -  _
Foto: Karin Nerche-Wolf (MainPost)
Martina Harasim
Martina Harasim
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:07 Uhr

Ideen, die am Stammtisch geboren werden, stehen nicht in dem Ruf, besonders tragfähig zu sein. Was die passionierten Radfahrer Klaus Schön, Franz Schlembach, Georg Eirich, Hugo Johannes, Gerhard Völker, Franz Moser und Winfried Jordan aber vor einem Vierteljahrhundert am Stammtisch austüftelten, sollte eine richtige Erfolgsgeschichte werden: der Rhöner Kuppenritt. Am Sonntag steigt er zum 25. Mal.

Ein Blick ins Main-Post-Archiv zeigt: Es gab „Wasserschlachten“, es gab „Hitzeschlachten“, es gab „Saukälte“ und „Suppenritte“ – die Fangemeinde ließ sich von solchen Kleinigkeiten nicht beirren. Traten in den Anfangsjahren ein paar Hundert Radler in die Pedale, kamen in den vergangnen Jahren immer um die 2000 Sportler zu dem Event des TSV-Brendlorenzen. Auch die 3000-er Marke hat man schon mal geknackt.

Der Kuppenritt hat Kultstatus. Einen Erklärungsversuch, warum das so ist, liefert der Organisator Norbert Hanft: Der Kuppenritt bietet Fahrvergnügen für alle, die gerne Rad fahren. Spaßfahrer, die keinen hohen sportlichen Anspruch haben, kommen ebenso auf ihre Kosten wie Familien. Und dann gibt es noch richtig anspruchsvolle Strecken für Profis und Extremsportler. Und was wirklich wichtig ist: Der Kreuzberg muss bei mindestens einer Strecke Station sein, denn dorthin zieht es den radelnden Rhöner automatisch.

Highlights

Norbert Hanft, der über den verstorbenen Klaus Schön zur Radsportabteilung des TSV Brendlorenzen kam, muss nicht lange nachdenken, wenn er nach den Highlights der vergangenen 25 Jahre gefragt wird: 2001 war Bad Neustadt Etappenort der Deutschlandtour mit 2521 Teilnehmern. Sieger wurde Erik Zabel vom Team Telekom. Das Jedermann-Rennen gewann Nico Wernicke vom Team Bad Neustadt. Im Nachhall dieses Ereignisses kamen 2002 stolze 3211 Teilnehmer zum Kuppenritt – ein Rekordergebnis. 2003 fand bei heißen 30 Grad die Deutsche Sparkassenmeisterschaft statt. Damals kamen 2751 Radler nach Brendlorenzen.

Udo Bölts

Ein besonderer Höhepunkt soll bei der Jubiläums-Tour am Sonntag der Stargast Udo Bölts sein. Er tritt mit in die Pedale und wird am Nachmittag Autogramme geben. Udo Bölts Profikarriere begann 1989 beim Team Stuttgart, aus dem 1991 das Team Telekom wurde. Von 1992 bis 2003 hat er zwölf Mal ununterbrochen an der Tour de France teilgenommen und ist das Rennen jedes Mal bis zum Ende durchgefahren. Hiermit war er deutscher Rekordmeister. Bölts' Trainingsdevise „Mit dem Wind fährt man hin, gegen den Wind fährt man zurück“ passt gut zum Kuppenritt, meint Norbert Hanft. Immer an die eigenen Grenze gehen, im nächsten Jahr eine schwerere oder längere Tour wählen, das würden viele Kuppenritt-Teilnehmer genauso machen. Ein anderes Zitat von Bölts ist allerdings weitaus bekannter. Mit den Worten „Quäl dich, du Sau“, hat er seinerzeit seinen Kollegen Jan Ullrich angefeuert, als dieser bei der Tour de France in den Vogesen schwächelte.

25 Jahre Kuppenritt, das sind auch 25 Jahre Veränderung. Anfangs gab es drei Strecken, dieses Jahr können die Radler unter neun Touren wählen. Und natürlich hat sich das Erscheinungsbild der Fahrradfahrer gewandelt. „Früher waren die Teilnehmer in weiten Hosen und T-Shirts unterwegs, heute sind es eng am Körper anliegende Trikots“, erinnert sich Hanft. Helme hatten in den Anfangsjahren Seltenheitswert und waren nicht viel mehr als ein aus Styropor gefertigter Kopfschutz. Heute sind Helme nahezu Standard. Und dann die Räder – die Quantensprünge, die die Fahrradindustrie in den vergangenen Jahren gemacht hat, bildet sich gerade auch beim Rhöner Kuppenritt ab.

Selbstverständlich ist auch das digitale Zeitalter nicht am Kuppenritt vorbeigegangen. Am Anfang stand ein handgeschriebener, vervielfältigter Zettel (Bild unten), danach kamen die gelben Falt-Flyer und nun können sich die Radler die Strecken von der Homepage herunterladen und sich während der Fahrt von ihrem GPS leiten lassen.

Seit September am Organisieren

Nichts geändert hat sich in den vergangenen 25 Jahren an dem organisatorischen Aufwand, der nötig ist, damit bei einem solchen Großereignis alles wie am Schnürchen klappt. Seit September vergangenen Jahres ist das Team um Norbert Hanft am Organisieren.

Da müssen Sponsoren abgeklappert werden. Die Straßenverkehrsbehörde, Waldbesitzer, die Naturschutzbehörde haben bei der Streckenplanung ein Wörtchen mitzureden. Dann muss geklärt werden, wie viele Bananen, Energieriegel, Fettbrote, Kuchen und Getränke nötig sind, um die Versorgung auf der Strecke und im Basislager auf dem Brender Sportgelände zu gewährleisten. Und schließlich muss eingeteilt werden, wer wann und wo anpackt. Dazu braucht es viele helfende Hände, nicht nur aus der Radsportabteilung. Da ist der komplette TSV im Spiel. Die Fußballer sind beispielsweise für das Catering am Sportplatz zuständig, aus anderen Abteilungen gibt es Hilfe bei der Versorgung der Radler auf der Strecke.

Wenn am Sonntagmorgen um 7 Uhr die ersten Radler sich aufmachen zu den Kuppen der Rhön, dann ist organisiert, was zu organisieren war. Offen sind dann nur noch die Dinge, die der TSV nicht beeinflussen kann: Und was wäre das? „Schönes Wetter und so um die 2200 Radler“, wünscht sich Hanft.

IRhönman

Der Kuppenritt ist eingebunden in den IRhönman – laufen, schwimmen und radeln an drei Tagen: Stadtlauf am Freitag: 17.30 Uhr, Start 4 - 7 Jahre; 17.45 Uhr, Start 8 - 12 Jahre; 18 und 18.15 Uhr, Start jedes Alter; 19.30 Uhr, Hauptlauf. 21.30 Uhr Siegerehrung auf dem Marktplatz bei der After-Run-Party auf der Marktplatzbühne.

Schwimmen am Samstag: Die Schwimmer sind am Samstag von 9 bis 21 Uhr ins Triamare eingeladen.

Ab 11 Uhr Schwimmen auf Zeit mit dem VfL. 13 bis 17 Uhr: Training mit Weltmeister Thomas Rupprath; Synchronschwimmvorführung des SV Würzburg; Turmspringen mit Heiko Meyer und Jan Hempel. Radeln beim Kuppenritt am Sonntag: Sonntag ab 7 Uhr Start; ab 8 Uhr AOK Stand am Kontrollpunkt der Familienstrecke Tour 1; 8 Uhr Start für die 70-Kilometer-Mountainbike Strecke mit dem Stargast Udo Bölts vom Rocky-Mountain-Team; ab 11 Uhr Lactatmessungen und Herz-Kreislaufkontrolle an der Kontrollstelle Kreuzberg; ab 11.30 Uhr Festbetrieb auf dem Gelände des TSV; ab 12 Uhr Sparkassen Hüpfburg, AOK Spielestation mit „Tigerenten Rodeo“; ab 13 Uhr kostenlose Massage am Sportplatz; ab 14 Uhr Live Musik mit den Hüttenmusikanten; ab 15 Uhr Gaudi Rennen für Kinder und Jugendliche; 15.30 Uhr Autogrammstunde und Infos mit Udo Bölts; 17.30 Uhr Kontrollschluss; ab 18.30 Uhr Tombola und Pokalübergabe.

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Kuppenritt 2005       -  _
Foto: Anand Anders
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Foto: Dennis Stratmann
 
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