Menschenmassen, Geschiebe, Gedränge, die Stände mit dem Zauberstab und den „blauen Küchenmessern“, die sogar Stahl schneiden, den Wundergeräten, die Grillen, Backen, Dämpfen und zehn andere Dinge beherrschen, dicht umlagert – so kenne ich seit Jahren die Ufra in Schweinfurt und die Mainfrankenmesse in Würzburg. Heuer hatten wir manche Gänge in den Messehallen fast für uns allein. Klasse Organisation, ausgezeichnete Umsetzung der geltenden Coronaregeln -Lob gab es allerorten für den Veranstalter. Was aber fehlte bei der Ufra 2020 waren die Besucher.
Messen sind seit dem 1. September in Bayern unter strikten Hygieneauflagen wieder erlaubt. Mit der Durchführung der Ufra 2020 ging der Veranstalter, die Sandner GmbH, ohne Zweifel ein großes Risiko ein. Der Veranstalter baute laut eigener Aussage darauf, dass die 150 000 Menschen im Einzugsgebiet „endlich wieder etwas erleben, endlich wieder ein Stück Normalität“ gewinnen wollen. Dieses Vorhaben konnte bei den befragten Ausstellern nicht erreicht werden. Es überwog doch die Sorge vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus.
Fünf Kunden, keine Abschlüsse
Die befragten Aussteller betonten unisono, das Hygienkonzept sei gut durchdacht und sehr gut umgesetzt worden. Was aber definitiv fehlte, waren die Besucher, lautete das einhellige Credo. Trotz des großen Lobes für den Veranstalter von allen befragten Ausstellern konnte somit kein positives Fazit gezogen werden. Nachdrücklich hervorgehoben wurde die Solidarität der Aussteller untereinander, die für die sehr überschaubaren Abschlüsse gegenseitig in die Bresche gesprungen waren.
Fünf Kunden durfte Hermann Kirchner vom Verkaufsteam der Sälzer Firma Blaurock bis zum Donnerstag, 1. Oktober, vermelden. Dies beriet er wohlgemerkt, Abschlüsse gab es keine. „Es ist einfach nichts los, die Ufra-Besucher kommen nicht“, bezweifelt Hermann Kirchner, dass sich wenigstens die Standgebühr amortisiert.
Solidarität unter den Ausstellern ist groß
Auch Edwin Hofmann aus der Verkaufsabteilung von Hanse Haus in Oberleichtersbach spricht von einem schlechten Resultat. „Montag und Dienstag kein Verkaufsgespräch, Mittwoch vier, Donnerstag bis 16 Uhr keines“, lautet die deprimierende Bilanz, wobei ein Kundengespräch bei weitem keinen Abschluss darstelle. „Ein gutes, top funktionierendes Konzept durch den Veranstalter, aber eine sehr, sehr überschaubare Annahme durch die Besucher“, lautet das Fazit von Edwin Hofmann.
Nach momentanem Stand kann sich der erfahrene Verkaufsberater schwer vorstellen, dass sich eine Präsentation auf einer Messe in Coronazeiten für seine Firma als rentabel zeigt. Von einem „Trauerspiel“ spricht Natascha Kasper vom „Duftparadies“ aus dem badenwürtembergischen Fichtenau, die am Donnerstag bis 16 Uhr keinen Kunden an ihrem Stand bedienen durfte. Kasper hob besonders die wirklich ausgezeichnete Solidarität der Aussteller untereinander hervor.
Die Laufkundschaft fehlt
„Wir leben von der Laufkundschaft, das ist heuer eindeutig zu wenig“, bilanzierte der Verkäufer vom „Bärentreff“ in der Schweinfurter Rückertstraße Fruchtgummis in allen erdenklichen Variationen anbietet. Ein „komisches Gefühl“ sei es schon, wenn die fünfjährige Lena heuer die Hüpfburg für sich alleine hat“, erzählt eine junge Mutter aus Hollstadt. Ihr Arbeitgeber in Schweinfurt, sonst regelmäßiger Aussteller auf der Ufra, hat heuer auf einen Messestand verzichtet.
„Auch wenn nichts läuft, beim Essen geht immer etwas“, kann Vesel Thaqi vom Imbissstand „Bratwursthäusl“ definitiv nicht bestätigen. „Schrecklich, ganz schlecht“, lautet das Fazit der beiden jungen Damen im Imbissstand. „Am ersten Tag haben wir mit eindeutig mehr Kunden gerechnet, am Abend mussten wir zahlreiche Lebensmittel entsorgen. Ein Minusgeschäft schon am ersten Tag. Am Donnerstag haben wir rund 60 Brötchen verkauft, aber zum großen Teil nur an Aussteller“, bilanziert Vesel Thaqi, dessen Team den diesjährigen Tagesumsatz sonst in einer Stunde verkauft hatte.
Unisono stellen die Aussteller heraus, dass die Schweinfurter Ufra in den vergangenen Jahren ein richtiger Renner war und der Würzburger Mainfrankenmesse in nichts nachstand.