Anfang der Woche war Auftakt für das Sommerrätsel "Rhön und Grabfeld aus der Vogelperspektive". Wie es scheint, haben viele nur darauf gewartet, dass es wieder losgeht, denn die Redaktion erreichte auf Anhieb eine Flut von Lösungsvorschlägen. Die Aufnahme zeigte eine Ortschaft, die im Vordergrund exakt von einer Straße eingefasst ist. "Schwer zu erraten" dachten wir, doch tatsächlich lagen 250 Teilnehmer mit ihrem Tipp richtig, dass es sich bei dem Dorf inmitten landwirtschaftlicher Flächen um Leutershausen handelt.
Leutershausen gehört zur Gemeinde Hohenroth. Mit seinen 700 Bewohnern gehört Leutershausen zu den Zuwachs-stärksten Dörfern des Landkreises. Seine Entwicklungsbereitschaft zeigte das Dorf in diesem Jahr gleich mit zwei bemerkenswerten Ereignissen: Zum einen der Eröffnung der Kurzzeitpflegeeinrichtung für 40 Personen, zum anderen der Inbetriebnahme des Innovationsparks mit 16.000 Photovoltaikmodulen in Kombination mit Speichern, der als einer von sieben Projektanlagen der Bundesnetzagentur ausgewiesen ist. Eine wichtige Einrichtung gibt es jedoch nicht mehr – und das hatte Folgen für eine der ältesten Einwohnerinnen.
Sie kellnerte in der "Krone"
Helga Moret ist 87 Jahre und kellnerte bis zur Schließung im Jahre 2016 sieben Jahrzehnte in der "Krone". Schon im Teenageralter hat sie in der Wirtschaft ausgeholfen und hat dabei manches vom "Innenleben" des Dorfes erfahren. Doch keine Angst, dass etwas ausgeplaudert wird. Beim Erzählen über die Ereignisse an den Stammtischen hält sich die Seniorin vornehm zurück.
Als in ihren jungen Jahren heikle Themen angesprochen wurden, wurde sie außerdem auch schon mal vom Wirt vor die Tür geschickt, erzählt die rüstige Seniorin an ihrer Nähmaschine sitzend, mit der sie noch im Bekannten- und Familienkreis nach wie vor Kleidungsstücke herstellt.
Flucht durch das Schlafzimmerfenster der Wirtin
"Früher gingen nur Männer in die Wirtschaft. Es gab schon den ein oder anderen Hallodri unter ihnen, der öfter mal einen über den Durst trank, aber meist ging es recht anständig zu". Nur ab und an hat mal die Polizei vorbeigeschaut, wenn die Sperrstunde überschritten wurde oder wenn bei einem Tanz die Fäuste flogen, "dann haben die Burschen schon mal durch die Hintertür und das Schlafzimmerfenster der Wirtin das Weite gesucht".
Gleichwohl viel junges Volk in der Wirtschaft verkehrte, war für sie nie der "Richtige" dabei und sie blieb daher auch unverheiratet. "Dafür hatte ich sowieso keine Zeit – immer nur arbeiten", und berichtet, dass sie im Hauptberuf 40 Jahre bei Siemens angestellt war. Nur mit der Freundin und ihrer Isetta hat sie ab und zu Ausflüge gemacht. Jetzt geht sie mit ihrem Neffen hin und wieder auf Reisen.
Hier ist das neue Rätsel
Ob sie bei ihren Ausflügen dann auch in das Dorf gekommen ist, das heute gesucht wird? Dorthin fährt man allerdings eher mit dem Drahtesel als mit dem Auto, denn der Ort liegt an einem der idyllischsten Radwege des Landkreises, der auf kurzer Strecke gleich an zwei hübschen Schlössern vorbeiführt.
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