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Bad Neustadt
Rhön-Klinikum: "Die vierte Corona-Welle wird im Herbst kommen"
Bernd Griewing sieht das schwindende Bewusstsein für die Gefährlichkeit von Covid-19 mit Besorgnis. Rhön-Klinikum appelliert an die Bevölkerung, sich impfen zu lassen und Disziplin zu wahren.
Herausforderung für Ärzte und Pflegekräfte: Am Rhön-Klinikum Campus registriert man derzeit eine starke Patientennachfrage. Die Notaufnahme verzeichnet einen Zuwachs von 20 bis 30 Prozent. Dabei müssen auch etliche schwere Erkrankungen behandelt werden.
Foto: Daniel Peter | Herausforderung für Ärzte und Pflegekräfte: Am Rhön-Klinikum Campus registriert man derzeit eine starke Patientennachfrage. Die Notaufnahme verzeichnet einen Zuwachs von 20 bis 30 Prozent.
Sigrid Brunner
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:43 Uhr

Am Rhön-Klinikum Campus befindet sich aktuell kein Akut-Corona-Patient mehr. Zwei Patienten werden noch nachbehandelt. Die Covid-Einheiten wurden aufgelöst und stehen der Regelversorgung zur Verfügung. Alles wieder normal? "Die Covid-Ruhe ist trügerisch", gibt Prof. Dr. Bernd Griewing, Vorstand Medizin der Rhön-Klinikum AG, keine Entwarnung. Er sieht mit Sorge, wie unter der Bevölkerung die Akzeptanz, eine Maske zu tragen und die Hygieneregeln einzuhalten, sinkt. "Die vierte Welle wird im Herbst kommen", betont er. "Ihre Höhe hängt von der Zahl der Impfungen und der persönlichen Disziplin ab."

Jetzt schon sagen könne man jedoch, dass bei einer vierten Welle die Infektionen verstärkt aus dem jüngeren Altersbereich kommen werden und dass sich die gefährlichere Delta-Variante durchsetzen wird. Welche Mutante danach kommt, sei ungewiss. "Wir appellieren an die Bevölkerung, sich impfen zu lassen, weiter eine Maske zu tragen und die Abstandsregeln einzuhalten", richtet sich Griewing in eindringlichen Worten an die Bürger.

"Wir müssen lernen, auf Dauer mit dem Virus zu leben"
Prof. Dr. Bernd Griewing, Vorstand Medizin der Rhön-Klinikum AG

Persönliche Vorsichtsmaßnahmen könnten verhindern, dass man selbst oder andere Menschen schwer an Corona erkranken. "Dieses Bewusstsein verliert sich gerade in der Gesellschaft", bedauert das Vorstandsmitglied. "Wir müssen lernen, auf Dauer mit dem Virus zu leben." Die Zukunft werde zeigen, dass das Tragen einer Maske immer normaler und Teil des Alltags wird. Die letzten Monate hätten zudem offenbart, dass Abstand und Maske auch gegen andere Krankheiten schützen. Fälle von Influenza oder Noroviren hätten deutlich abgenommen.

Sie gaben am Rhön-Klinikum-Campus in einem Pressegespräch Auskunft über die vergangenen Monate und warfen einen Blick in die Zukunft (von links) Prof. Dr. Martin Siepmann (Ärztlicher Direktor der Psychosomatischen Klinik), Prof. Dr. Bernd Griewing (Vorstand Medizin), Andreas Eckhardt (Pflegedienstleitung), Dr. Hassan Soda (Chefarzt der Klinik für Akutneurologie/Stroke Unit und Intensivmedizin) sowie Dr. Michael Schneider (Chefarzt der zentralen Notaufnahme).
Foto: Sigrid Brunner | Sie gaben am Rhön-Klinikum-Campus in einem Pressegespräch Auskunft über die vergangenen Monate und warfen einen Blick in die Zukunft (von links) Prof. Dr.

Im Rahmen eines Pressegesprächs zogen Prof. Bernd Griewing, Dr. Michael Schneider (Chefarzt der zentralen Notaufnahme), Prof. Dr. Martin Siepmann (Ärztlicher Direktor der Psychosomatischen Klinik), Dr. Hassan Soda (Chefarzt der Klinik für Akutneurologie, Stroke Unit und Intensivmedizin) sowie Andreas Eckhardt (Gesamtleitung Pflege) ein Fazit über die vergangenen Monate und warfen einen Blick in die Zukunft. 

Aktuell erlebt das Rhön-Klinikum eine starke Patientennachfrage

Derzeit nutzt man am Rhön-Klinikum die Zeit, um sich auf eine vierte Welle vorzubereiten. Viel Freiraum bleibt dazu aber nicht. Der Krankenhauskomplex erlebt derzeit eine sehr starke Patientennachfrage. Zahlreichen Menschen werde bewusst, wie sehr sie in den letzten Monaten ihre eigene Gesundheit vernachlässigt haben, führt Griewing, der gleichzeitig Ärztlicher Direktor der Neurologischen Klinik ist, aus. Etliche medizinische Probleme hätten sich aufgestaut - vielfach in schwerwiegender Form in den relevanten Bereichen von der Onkologie bis zur Herzchirurgie.

Dr. Michael Schneider verzeichnet in der zentralen Notaufnahme eine Patienten-Zunahme von 20 bis 30 Prozent. Darunter seien bemerkenswerterweise etliche Personen, die den Weg zum niedergelassenen Haus- oder Facharzt aussparen und direkt die Notaufnahme aufsuchen. Am Rhön-Klinikum stehe man demnach vor der Aufgabe, so Griewing, trotz der noch bestehenden Corona-Einschränkungen der großen Nachfrage nachzukommen. 

Stand der Impfungen der Mitarbeiter

Wie ist der Stand bei den Impfungen der Mitarbeiter Anfang Juli? In Bad Neustadt haben 66 Prozent der Mitarbeiter ihre erste und 60 Prozent ihre zweite Impfung erhalten. Dabei handelt es sich nur um die Impfungen, die im Haus durchgeführt wurden. Impfungen der Hausärzte etc. sind nicht einberechnet. Insofern liege die Quote höher, meint Bernd Griewing. Im Juli kämen nochmals 400 Impfungen dazu. Die Impfungen erfolgen auf freiwilliger Basis. "Wir wollen keine Verpflichtung haben." Man müsse auf anderem Wege verständlich machen, dass eine Impfung für einen selbst und die Patienten wichtig sei.

Das unterstreicht auch Dr. Hassan Soda. Angst vor Spätfolgen oder eine Schwangerschaft würden Kollegen von einer Impfung abhalten. Darüber hinaus sei es aber schwer nachvollziehbar, wenn jemand schwerstkranke Corona-Patienten erlebe, sich aber selbst nicht impfen lässt. Prof. Martin Siepmann vertieft das Thema und bezieht sich dabei auf die gesamte Gesellschaft. "Man begegnet der Angst, indem man sie verleugnet." Das sei ein gängiger menschlicher Abwehrmechanismus. Soda weiß dazu noch zu sagen: Nach einer Corona-Erkrankung liege die Wahrscheinlichkeit einer Thrombose bei 17 Prozent, nach einer Impfung bei 0,002 Prozent. 

Bestand an Beatmungsgeräten wurde aufgerüstet

Seit Ausbruch der Pandemie habe man insgesamt in allen Krankenhäusern des Rhön-Klinikum-Konzerns rund 3000 Corona-Patienten versorgt, davon 400 in Bad Neustadt, zieht Bernd Griewing über die letzten anderthalb Jahre Bilanz.1500 Personen wurden bei Gesamt-Rhön intensivmedizinisch behandelt, knapp 100 in Bad Neustadt. Die dritte Welle habe verstärkt jüngere Menschen in der Altersgruppe von 40 bis 50 Jahre erfasst und einen höheren Bedarf an Intensivbetten nötig gemacht.In dieser Phase sei auch der Bestand an ECMO-Geräten (Beatmungsgeräte) aufgerüstet worden. Eine Triage sei aber zu keinem Zeitpunkt notwendig gewesen, so Griewing. Auch sei die Notfallversorgung nie eingeschränkt gewesen, stellt er heraus.

Dem konnte sich Michael Schneider die zentrale Notaufnahme betreffend anschließen: "Wir mussten keinen Corona-Patienten ablehnen und hatten immer ein freies Bett." In der Notaufnahme findet eine Ersteinschätzung für Covid-Patienten statt. "Wir haben erlebt, wie Patienten das Krankenhaus noch laufend betreten haben und sich ihr Zustand nur Stunden später dramatisch verschlechtert hat."

Ein hauseigenes PCR-Schnelltestgerät habe die Arbeit sehr erleichtert. Schneider schildert aber auch, wie schwer die Arbeit für die Mitarbeiter teilweise war. "Wenn eine Beatmung eingeleitet werden musste, taten das die Kollegen in dem Bewusstsein, dass sie unter Umständen das letzte sind, was der Patient sieht."

Körperliche und psychische Belastung für die Mitarbeiter

Auch Prof. Bernd Griewing hob die hohe Inanspruchnahme des Personals hervor. "Für die Mitarbeiter waren die vergangenen Monate eine außerordentliche körperliche und psychische Belastung." Es sei ihm ein Anliegen, allen Danke zu sagen. Dem pflichtete Pflegedirektor Andreas Eckhardt bei: Die Mitarbeiter hätten über Monate hinweg gezeigt, zu welchen besonderen Leistungen man in Extremsituationen fähig ist.

 
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    im Artikel verweist Prof. Dr. B. Griewing u.a. auf -Mutante-

    Diesbezüglich Hrn. Griewing zur allgemeinen Kenntnis:

    Dieser Begriff wurde bereits 1901 von dem Botaniker Hugo de Vries geprägt.
    Näheres:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Mutation
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    erfreulich, dass drei Wellen überstanden sind.

    Wahrscheinlich kommt im Herbst die 4. Welle in Form einer "Epsilon-Variante"
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