Der Krankenhausbetreiber Rhön-Klinikum setzt auf digitale Assistenten: Durch ein mitdenkendes und selbst lernendes Diagnose-System sollen teure Fehlzuweisungen von Patienten vermieden werden.
Damit will der unterfränkische Konzern die Abläufe in seinen Kliniken verbessern. Das Pilotprojekt werde noch in diesem Jahr am Zentrum für seltene Krankheiten in Marburg gestartet, sagte Unternehmenssprecher Achim Struchholz am Freitag in Bad Neustadt (Landkreis Rhön-Grabfeld).
System hilft bei Erstellen von Diagnosen
Der Arzt gibt das Krankheitsbild in das System ein, das dann durch die Verknüpfung mit medizinischen Daten eine Diagnose erstellt und Therapievorschläge unterbreitet. „Die Digitalisierung wird in der Medizin in den kommenden Jahren eine immer wichtigere Rolle spielen“, erläuterte Struchholz.
Das vom IT-Unternehmen IBM entwickelte kognitive System verstehe die natürliche Sprache, könne logische Schlüsse ziehen und sei lernfähig – ein virtueller Assistenzarzt mit Zugriff auf weltweites medizinisches Wissen. Rhön-Klinikum erhofft sich durch die Digitalisierung neben der Verbesserung der Therapien für die Patienten ein effizienteres Wirtschaften.
Nach den vorläufigen Zahlen stand 2015 unter dem Strich ein Gewinn von 87,4 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor hatte der Überschuss des im MDax notierten Unternehmens angesichts der Erlöse aus dem Verkauf eines Großteils seiner Kliniken an den Konkurrenten Fresenius bei 1,23 Milliarden Euro gelegen. „2015 war unser erstes vollständiges Geschäftsjahr nach der strategischen Neuausrichtung“, sagte Vorstandschef Martin Siebert.
Konzern denkt über Zukäufe nach
In diesem Jahr rechnet Siebert vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen mit einem Ergebnis zwischen 155 und 165 Millionen Euro. Mittlerweile denkt der Konzern wieder über Zukäufe nach: „Wir sind finanzstark genug, um das zu machen, aber nur wenn sich eine passende Gelegenheit bietet“, sagte Sprecher Struchholz. Für eine Übernahme kämen nur Premium-Klinken infrage.