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RHÖNBLICK/MEININGEN
Rhön: Klares Nein zum schiefsten Turm der Welt
Aus dem schiefsten Turm der Welt wird wohl nichts: Bei einem Bürgerentscheid in Südthüringen fiel das Millionenprojekt "Hohe Geba" in der Rhön durch.
Projekt schiefer Turm gekippt: Es bleibt bei dieser Vision.
Foto: Biessmann & Büttner | Projekt schiefer Turm gekippt: Es bleibt bei dieser Vision.
Steffen Standke
Steffen Standke
 |  aktualisiert: 15.09.2014 20:13 Uhr

Das Kultur- und Erlebniszentrum mit schiefem Turm auf der Hohen Geba in Südthüringen wird nicht realisiert. So wollte es die Mehrheit bei einem Bürgerentscheid im Landkreis Schmalkalden-Meiningen. 59 Prozent der gültigen Stimmen entfielen auf ein „Nein“ zum 14-Millionen-Euro-Projekt, 41 auf „Ja“. Bemerkenswert: In der Gemeinde Rhönblick, auf deren Gemarkung der Berg Hohe Geba liegt, lagen die Verhältnisse andersherum.

Noch vor dem Wahl-Sonntag hatte Jörn Herklotz von der Bürgerinitiative gegen den Turmbau ernüchtert geklungen: Der Initiative hätten, anders als den Befürwortern, die Mittel gefehlt, ihre Argumente im gesamten Landkreis publik zu machen.

Jetzt – nach der Abstimmung – können sich Herklotz und seine Mitstreiter als Sieger fühlen. 57 719 Landkreis-Bewohner haben ihr Votum abgegeben; das sind 53,55 Prozent der Wahlberechtigten. 33 726 sprachen sich gegen das Geba-Projekt aus; 23 323 dafür. 670 Stimmen waren ungültig.

Die Mitglieder der Bürgerinitiative hatten in kleiner Runde die Abstimmung im Internet verfolgt. Obwohl erste Ergebnisse kurz nach 21 Uhr einliefen, zitterten sie bis 23.30 Uhr. Dann standen die Voten der größeren Städte Meiningen und Schmalkalden fest. Beide lieferten klare Mehrheiten für die Projektgegner.

Jörn Herklotz hielt insbesondere das Votum der Meininger für wichtig. Die Hohe Geba liegt nur 15 Kilometer von der Kreisstadt entfernt, stellt eine Art Hausberg, eine grüne Lunge für deren Bewohner dar. Sie hätten das Naturerlebnis dem vordergründigen, oberflächlichen Spaß vorgezogen.

Herklotz fühlt sich nun „glücklich und zufrieden“, Landrat Peter Heimrich (SPD) dagegen nicht. In einer Pressemitteilung des Landratsamtes bedauert der leidenschaftliche Befürworter des Geba-Projektes „das Ergebnis, da dieses weltweit einmalige Erlebniszentrum mit Sicherheit riesige Impulse für den Tourismus in unserer Region erzeugt hätte“. Das habe zuletzt auch eine Potenzialanalyse der IHK deutlich bestätigt.

Das Ergebnis hat laut Heimrich gezeigt, dass die Rhöner hinterm Projekt stehen. „Aber die Bürger im gesamten Landkreis haben anders entschieden und das ist zu akzeptieren. Der Bürgerentscheid ist bindend.“

Christoph Friedrich von der Interessengemeinschaft Rhön//Blick, dem Sammelbecken der Unterstützer, glaubt, „dass im Rest des Landkreises nicht die Dringlichkeit des Projektes gesehen“ wurde. Man habe offensichtlich befürchtet, dass viel Geld nur ins Erlebniszentrum gesteckt und andere, eigene Projekte vernachlässigt würden.

In der Tat erntete das Turmprojekt rund um die 751 Meter hohe Geba breite Zustimmung. In der Gemeinde Rhönblick, auf deren Gemarkung der Berg liegt, erreichten die Befürworter mit 1156 Stimmern fast doppelt so viele wie die Gegner (602). Im Thüringer Wald hingegen entwickelte sich die Sache genau umgekehrt.

Für Herklotz ist die breite Zustimmung in der Rhön „Ergebnis der monatelangen Kampagnen“ der Befürworter. „Die Ortsbürgermeister und ihre Vertreter haben Erwartungen geweckt, dass das Projekt der Region etwas bringt.“ Etwas weiter entfernt habe man eher erkannt, dass man mit Steuermitteln verantwortungsvoll umgehen müsse.

Herklotz regt nun einen Ideenwettbewerb an, in dem sich ein von den Bürgern gewolltes Projekt durchsetze.

Landrat Heimrich will sich „in jedem Falle weiter für den Tourismus auf der Hohen Geba, in der Rhön und in der gesamten Region einsetzen“. Da gebe es im Vergleich zur hessischen und zur bayerischen Rhön „deutlichen Nachholbedarf“.

Er kündigte an, den Ältestenrat des Kreistages einzuberufen, um Vorschläge zu entwickeln. Über den schiefen Turm ist gerichtet, über den Tourismus auf der Hohen Geba nicht.

 
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  • P. K.
    ist eine feine Sache!
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  • Veraltete Benutzerkennung
    ..und das für einen schiefen Turm....scheint viel zu sein, das ist wahr und was hätte man wohl mit dem Geld usw..Ok, es ist völlig in Ordnung dass dieser Blödsinn nicht stattfindet, aber bei den jährlichen Meldungen in Sachen Schwarzbuch Steuerverschwendung erschrecke ich meist mehr. zwinkern
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Hat man denn für 14 Millionen Euro keine bessere Verwendung?
    Ich wüsste, wie man dieses viele Geld besser investiert!
    Kinderbetreuung, Altenbetreuung usw. wären hier zu nennen. Das ist aber möglicherweise der falsche Titel. Umdenken, aber schnell, ist hier anzuraten!!!
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  • H. S.
    Bevor man den Soli in solche Sachen steckt, da sollte man ihn besser gleich ganz abschaffen! grinsen
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  • k. k.
    die "vernünftigen" haben sich durchgesetzt !
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