Es ist eigentlich bizarr: Obwohl Deutschland eines der reichsten Länder Europas ist, befindet es sich in Sachen Mobilfunknetz in Teilen auf dem Niveau eines Entwicklungslands. Einer der Landkreise, in dem Funklöcher zur Normalität gehören, ist Rhön-Grabfeld.
„Bei uns gibt es so einige, vor allem im Milzgrund, aber auch zum Beispiel im Bereich Sulzdorf und Zimmerau sowie in Althausen“, erklärt Frank Reichert, stellvertretender Leiter der Stabsstelle für Kreisentwicklung in Rhön-Grabfeld. Eine genaue Karte aller Funklöcher gebe es aber nicht. „Es gibt drei Mobilfunkanbieter, und jeder kocht sein eigenes Süppchen“, sagt der Beamte. Die wichtigsten Problemstellen seien aber natürlich bekannt. Man arbeite daran, das Netz im Landkreis zu verbessern.
Förderprogramme könnten helfen
Dabei helfen könnte ein neues Förderprogramm der bayerischen Staatsregierung, welches im Herbst starten soll. Diese Mobilfunkinitiative hat sich zum Ziel gesetzt, 1000 neue Antennenstandorte in den Gebieten mit Funklöchern zu errichten. Auch die gesamte Qualität des Mobilfunks in Bayern soll besser werden. Dabei überträgt man die Aufgabe des Netzausbaus von den Netzbetreibern auf die Kommunen. Diese werden mit bis zu 500 000 Euro gefördert, um Sockel und Mast sowie einen Stromanschluss bauen zu können.
Gemeindetag sieht Pläne kritisch
Doch dieses Förderprogramm birgt mehrere Probleme: Der Gemeindetag steht den Plänen der Landesregierung kritisch gegenüber. So sei der Ausbau des Mobilfunknetzes Aufgabe von Staat und Industrie. Das Risiko für die kleinen Kommunen sei einfach zu groß. Im bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Energie und Technologie sieht man das laut Pressesprecherin Katrin van Randenborgh anders: „Keine Gemeinde übernimmt die Aufgabe des Netzbetriebs.“ Sie sollen lediglich die „passive Infrastruktur“, also die Masten, errichten. Und dies sei für die Gemeinden kein Risiko.
Geeignete Standorte fehlen
Trotzdem bleibt bei jedem Funkmast ein weiteres Problem: einen geeigneten Standort zu finden. Wie schwer das ist, sieht man aktuell in Stockheim. Dort protestieren einige Bürger wegen Gesundheitsbedenken gegen den geplanten Mast -- auch wenn diese nicht wissenschaftlich bewiesen sind. Laut Katrin van Randenborgh will man auch hier in Zukunft helfen: „Die Netzbetreiber haben im jetzt unterzeichneten Mobilfunkpakt zugesagt, auch beim Dialog mit den Bürgern mitzuhelfen.“ Das Umweltministerium liefere zusätzlich technische Aufklärung. Aber keine Gemeinde werde gezwungen.
Anlagen müssen nachgerüstet werden
Noch ist fraglich, ob die 1000 geplanten neuen Funkmasten auch reichen werden, um alle Funklöcher in Bayern zu stopfen. Genau Angaben, wie viele existieren, gibt es nicht. Zumal der Bau der neuen Masten nicht genug sein wird, um ein modernes Mobilfunknetz bereitzustellen. Der kommende Mobilfunkstandard 5G wird schon in wenigen Jahren für noch schnelleres Netz sorgen -- zumindest in der Theorie. Viele bestehende Anlagen müssen nämlich zunächst einmal nachgerüstet werden.
Topografie bereitet Probleme
Doch warum ist das bisherige Netz in Rhön-Grabfeld eigentlich so schlecht? „Das liegt an der Topografie bei uns“, erklärt Frank Reichert. Viele Orte lägen in Senken, die von den Funkwellen nur schwer zu erreichen seien. Als Beispiel nennt er Waltershausen: Zwar sei in Saal ein Mast, dessen Signal erreiche Waltershausen aber nicht. „Eigentlich ist der Funkmast nah genug dran, aber Waltershausen liegt wirklich in einem Kessel. Da bräuchte man eine eigene Anlage.“ So gehe es an mehreren Orten im Landkreis. Teilweise, wie zum Beispiel in Schmalwasser in den Walddörfern, ist nur ein Netzbetreiber empfangbar, möglicherweise auch nur in Teilen des Ortes.
Besiedelung zu dünn
Außerdem müsste man erst einmal einen der Mobilfunkanbieter überzeugen, der einen Funkmast errichten möchte. „Die Besiedelung hier ist oftmals zu dünn“, sagt Reichert. Ein Mast lohne sich für die Anbieter außer in den größeren Orten meistens nicht wirklich. Das neue Förderprogramm der bayerischen Staatsregierung könnte dies zwar ändern, ist für Reichert aber schwer einzuschätzen. „Natürlich ist der Kostendruck dann raus, aber man muss trotzdem zuerst einen Anbieter finden.“
Drei Anbieter angeschrieben
Wie schwer das ist, kann der Höchheimer Bürgermeister Michael Hey bestätigen: Laut ihm wurden alle drei großen Mobilfunkanbieter angeschrieben, um das Funkloch im Milzgrund zu schließen. Geantwortet hat allerdings nur die Telekom. „Die hat ihre Rückmeldung aber nicht bestätigt“, sagt Hey. Somit fiel der geplante Funkmast flach. Das neue Förderprogramm werde im Winter ein Thema werden. Aber man müsse „erst einmal schauen, ob es für die Gemeinde in Frage kommt.“
Mobilfunk-Pläne ruhen
Ganz ruht das Thema in der Gemeinde Sulzdorf. Zwar hat man dort und in einigen umliegenden Dörfern schlechtes bis teilweise gar kein Netz. Geplant sei ein Funkmast laut Bürgermeisterin Angelika Götz trotzdem nicht: „Das ist bis jetzt noch nicht besprochen worden.“ Lange vor ihrer Amtszeit habe es schon mal einen Bürgerentscheid gegen den Bau eines Masten gegeben. Seitdem ruhen die Pläne für besseren Mobilfunk. Auch mit dem neuen Förderprogramm habe man sich noch nicht beschäftigt.
Funkmast in Waltershausen kommt
Viel weiter ist man dagegen in Waltershausen: Wie der Saaler Bürgermeister Norbert Bauer bestätigte, ist dort die Planung eines Funkmasten stark vorangeschritten: „Wir warten nur noch auf die Festlegung eines Standortes durch die Telekom.“ Auch die Bürger wurden informiert, es gab eine Aufklärungsveranstaltung zu möglichen Gesundheitsrisiken. Man sieht: An einigen Orten im Landkreis ist der Ausbau in Gange, an anderen hofft man auf das neue Förderprogramm der bayerischen Landesregierung. Und auch, wenn in einigen Orten Mobilfunkgegner Widerstand leisten oder Anbieter erst gar keine Bereitschaft zeigen: Was schnelles Netz betrifft, scheint es in Rhön-Grabfeld mit kleinen Schritten dann doch voranzugehen.
Als Irmelshäuser kann mir keiner erzählen, dass ich in einem Funkloch wohne. Ich wohne eigentlich auf dem Berg. "Viele Orte lägen in Senken, die von den Funkwellen nur schwer zu erreichen seien."(Artikel oben). Und Irmelshausen liegt in der Senke?
Und sebst Gollmuthausen, das wirklich "in der Senke" liegt, wäre bei ein bisschen Willen und bei ein bisschen Forderungen, an die jeweiligen Anbieter, anschließbar. Wir schreiben das Jahr 2018 und nicht 19??, wo ein Handy noch Handy hieß. Und das Ding so schwer war, dass wir es gar nicht in die Hosentasche stecken konnten.
Wir empfangen Nachrichten von Sonden die auf dem Mars gelandet sind! Und dann kann der Milzgrund keinen digitalen Anschluss erhalten?