Mit großem Hurra wurde in der Öffentlichkeit die Einführung des 49-Euro-Tickets begrüßt, das die deutschlandweite Nutzung des ÖPNV zum monatlichen Spartarif ermöglichen soll. Am Landratsamt und im Kreisausschuss für Wirtschaft, Kultur, Verkehr und Tourismus fällt die Freude verhaltener aus. Man sieht sich einer Reihe von Problemen gegenüber.
Denn die Kommunen könnten auf den Kosten sitzen bleiben, während das Bundesunternehmen Deutsche Bahn über seine weitverbreitete DB-App die Gebühren einstreicht. Und das ist nur eine von mehreren Tücken des Tickets.
49-Euro-Ticket auch in Rhön-Grabfeld
Das vom Bund und den Ländern eingeführte 49-Euro-Ticket wird am 1. Mai eingeführt. Nachdem die umliegenden Verkehrsverbünde nach Stand der Dinge hier nicht ausscheren, will sich auch der Landkreis Rhön-Grabfeld beteiligen. Theoretisch könnte er für seinen Linienverkehr auch das Ticket nicht gelten lassen.
Doch Landrat Thomas Habermann erwähnte Probleme, die das Monatsticket dem ÖPNV-Anbieter Rhön-Grabfeld bereite. Das Ticket ist generell nur online buchbar, unter anderem über die weit verbreitete DB-App der Deutschen Bahn, die auch von vielen Schülerinnen und Schülern benutzt werde. Das Problem: Kaufen die Kundinnen und Kunden über die DB-App, gehen die 49 Euro monatlich an den Bund und bleiben nicht in der Region.
Die DB-App als Konkurrent
Die ÖPNV-Anbieter in Unterfranken, die sich im zukünftigen Verkehrsverbund Mainfranken organisieren, wollen aber ein ordentliches Stück vom Kuchen abbekommen. Zumal sie nicht wissen, wie die Zuschüsse von Bund und Ländern für das Ticket konkret aussehen werden.
"Eine eigene App für das Smartphone wird es aber nicht sein. Aus technischen Gründen arbeitet die Nahverkehr Unterfrtanken GmbH an einer Webshop-Lösung", erklärt dazu Julia Katzenberger vom Sachgebiet ÖPNV am Landratsamt. Das Online-Ticket muss also über eine Internetseite erworben werden, die gerade in Arbeit ist. "Hier ist Schnelligkeit gefragt", so Landrat Habermann. Vor allem müsse dieser Webshop intensiv bei Schülerinnen und Schülern, Pendlerinnen und Pendlern beworben werden.
Viele Fragezeichen für die Kommunen
Der Bund und die Länder unterstützen die Kommunen beim 49-Euro-Ticket nur bis 2025 mit jeweils bis zu 1,5 Milliarden Euro. Mindereinnahmen für die Verkehrsunternehmen sollen ausgeglichen werden, eine Pflicht dazu besteht aber nur im Einführungsjahr. Viele Fragezeichen also, die sich für die Kommunen ergeben.
Julia Katzenberger nannte ein weiteres Beispiel für unerwünschte Folgen des 49-Euro-Tickets. Da es als Höchsttarif fungieren soll, das nicht durch teurere Tarife ersetzt wird, könnten sich Ungleichbehandlungen ergeben. Ein Schüler aus Dürrnhof zum Beispiel, der in Bad Neustadt die Schule besucht, würde ein reguläres Schülerticket für den ÖPNV in Rhön-Grabfeld bekommen.
Ungleichbehandlung beim 49-Euro-Ticket?
Ein anderer Schüler, der in weiterer Entfernung zur Kreisstadt wohnt, könnte jedoch in den Genuss des deutschlandweit gültigen 49-Euro-Tickets kommen, weil es für die Kommune das kostengünstigste Angebot ist.
Über die Einführung wird der Kreistag Ende März entscheiden. Der Kreisausschuss gab am Dienstag seine positive Empfehlung dafür ab.