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Bad Neustadt
Rhön-Grabfeld: Müllentsorgung bald mit Wasserstoff-Lkw?
Am Steuer des Test-Lkw, der für den Landkreis den Wasserstoff-Antrieb vorbereiten soll,  stellte Thomas Habermann die neue Klima- und Artenschutzmanagerin Marita Wolf vor.
Foto: Eckhard Heise | Am Steuer des Test-Lkw, der für den Landkreis den Wasserstoff-Antrieb vorbereiten soll,  stellte Thomas Habermann die neue Klima- und Artenschutzmanagerin Marita Wolf vor.
Eckhard Heise
 |  aktualisiert: 13.02.2024 22:01 Uhr

Fährt der Müll-Laster in Rhön-Grabfeld bald mit Wasserstoff? Noch ist es nicht so weit. Aber der Anreiz mit einer 90-prozentigen Förderquote und der politische Druck zur Reduzierung klimaschädlichen Ausstoßes sprechen für einen Einstieg in die Wasserstoff-Verbrennung. Die Grundlagen wurden jetzt bei der Müllabfuhr geschaffen. Landrat Thomas Habermann gab den Startschuss für einen Feldversuch mit einem konventionellen Testfahrzeug, das den Einsatz eines mit Brennstoffzellen ausgerüsteten Lkw vorbereitet.

Messgeräte sollen Daten liefern

Noch ist das Fahrzeug, das auf dem Wertstoffhof in Brendlorenzen vorgestellt wurde, noch kein Lkw mit der neuen Antriebstechnik, die derzeit in Politik und Medien die Runde macht. Vielmehr soll der Wagen nur die Vorhut darstellen, die ausgerüstet mit Messgeräten die Datengrundlage für den Einsatz eines Wasserstoff-Fahrzeugs liefert.

Das Fahrzeug zeichnet Daten auf, die den Energieverbrauch in den unterschiedlichen Arbeitsabläufen widerspiegeln, erklärt Daniel Vick von der Firma Faun-Umwelttechnik, die sich auf die Umrüstung von Nutzfahrzeugen mit Wasserstoff-Technik spezialisiert hat. „Ständiges Anfahren und Bremsen, dazwischen die Vorgänge zur Entleerung der Tonnen“. Daraus ergebe sich ein komplexes Muster des Einsatzes von Energie, das einerseits die Möglichkeiten zur Energierückgewinnung und andererseits die Zahl der notwendigen Brennstoffzellen aufzeigt. Gerade dieser Faktor sei in Bezug auf die Kosten bedeutsam, denn die Technik ist noch sehr teuer. Gegenüber einem konventionellen Fahrzeug, das bei knapp einer Viertel Millionen Euro liegt, könne die Anschaffung das Dreifache betragen.

Noch in der Vorbereitungsphase befindet sich das Vorhaben zum Kauf eines mit Wasserstoff betriebenen Fahrzeugs zur Müllentsorgung.
Foto: Eckhard Heise | Noch in der Vorbereitungsphase befindet sich das Vorhaben zum Kauf eines mit Wasserstoff betriebenen Fahrzeugs zur Müllentsorgung.

Dafür gibt es jedoch ein Förderprogramm des Bundes, erklärt Gerald Roßhirt, Geschäftsführer des Kommunalunternehmens des Landkreises, das für die Abfallentsorgung im Landkreis verantwortlich ist. Demnach übernehme der Bund 90 Prozent der zusätzlichen Kosten. Der Landkreis hat rund 40 Fahrzeuge in Betrieb, fährt Roßhirt fort. Ein Einsatz mit Elektro-Antrieb, der durch Akkus gespeist wird, wäre wegen des hohen Energiebedarfs unpraktikabel.

Was ist mit der Wasserstoff-Infrastruktur im Landkreis?

Ein noch offenes Thema ist die bisher fehlende Wasserstoff-Infrastruktur. Die nächste Tankstelle für Wasserstoff sei weit entfernt, es gebe zwar mobile Lösungen, die aber noch sehr teuer seien. Doch Vick rechnet in dieser Hinsicht mit Bewegung durch die Wasserstoff-Initiative die Bundesregierung, die ebenfalls unter erheblichen Handlungsdruck stehe. Der Faun-Mitarbeiter entnimmt das auch der steigenden Nachfrage. Erst tags zuvor sei das erste Müllfahrzeug dieser Art von seiner Firma ausgeliefert worden. In anderen Bereichen wie dem öffentlichen Nahverkehr gebe es schon seit längerem verstärkte Aktivitäten auf dem Wasserstoffsektor.

Wie sich die weitere Situation im Landkreis Rhön-Grabfeld entwickelt, bleibt hingegen noch im Dunklen. Zunächst muss erst einmal die vierzehntägige Messreihe abgewartet und ausgewertet werden. Habermann rechnet mit einer Entscheidung durch den Kreistag bis Ende des Jahres. Doch sieht er, „dass die Zeit gekommen ist, sich mit neuen Technologien auseinanderzusetzen, um technologisch auch nicht den Anschluss zu verlieren“.

Für dieses Vorhaben spricht auch die Einstellung einer Klima- und Artenschutzmanagerin, die Habermann bei dieser Gelegenheit mit Marita Wolf vorstellte. Die neue Mitarbeiterin werde mit dem Projekt direkt in ihr Aufgabenfeld eingeführt, und an Arbeit werde kein Mangel sein.

 
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    Jetzt muss "nur noch" geklärt werden, wo der Wasserstoff herkommt. Übrigens ist auch die Produktion von Methanol energieintensiv.
    Dafür braucht es einen deutlichen Ausbau von Windkraft und Photovoltaik.
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  • W. F.
    Na also. Es ist gut auf diese Energieform zu setzten. Dem Wahn der Elektro-Mobilität wird endlich was vernünftiges entgegen gesetzt.
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  • C. H.
    bringt erst mal eure Modellstadt für Elektromobilität auf die Reihe!

    Ich warte seit 10 Jahren auf eine entsprechende Infrastruktur.
    Wer keinen Privatgrund hat, sprich Mieter und Laternenparker, hat keine Lademöglichkeit.
    Ausser er läuft kilometerweit. Ebenso wird nichts unternommen um das Leitungsnetz auszubauen. Wenn ein Haus mit acht Parteien plötzlich drei E-Autos hat....hat nur einer eine vernünftige Lademöglichkeit. Und der Rest der Straße? Hat auch ein Problem. Keine Fiktion. Fakt!
    Da erwarte ich von einer Modellstadt deutlich mehr!

    Das Thema Wasserstoff ist seit 1978(!) im Gespräch. Noch Fragen?
    Das wird wieder nix. Die Brennstoffzelle mit Methanolbetrieb ist Serienreif, könnte vorhandene Infrastruktur nutzen (Tankstellen!) und wäre Alltagstauglich. Das will aber keiner haben. Roland Gumpert versucht das seit Jahren. Erfolglos. Die Lobby will nicht....
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