In den Wäldern der Region herrscht derzeit Katastrophenalarm aufgrund des Befalls mit Borkenkäfer in bisher nicht gekanntem Ausmaß. Der gefürchtete Schädling hat schon immense wirtschaftliche Schäden bei den Waldbesitzern hinterlassen.
Waldbesitzer Edgar Günther gab in Rappershausen einen Überblick über die katastrophale Situation. Die aktuelle Lage in seinem Forst stehe stellvertretend für viele Waldflächen im Landkreis. Einen so heftigen Käferbefall hat der 75-jährige bisher noch nicht erlebt.
Lang anhaltende Trockenheit und Hitzeperioden sorgten heuer dafür, dass viele Bäume geschwächt sind. Diese Bäume besäßen wenig Abwehrkräfte gegenüber Schädlingen wie dem Borkenkäfer. Die ein bis sechs Millimeter langen dunkelbraunen Käfer haben dadurch leichtes Spiel. Sie können sich ungehindert von der Rinde ins Stamminnere bohren, dort ein Netzwerk von verzweigten Fraßgängen errichten und so dem ohnehin schon geschwächten Baum den Garaus machen.
Fraß der Borkenkäfer hinterlässt sichtbare Spuren
Edgar Günther erspart sich den frustrierenden Blick in die Baumkronen. Am Fuß des Stamms findet er große Mengen an Bohrmehl. Ein derartiges Phänomen hat der Waldbauer noch nicht erlebt. Das Mehl entsteht beim Fraß des Borkenkäfers und fällt zu Boden. Am Stammende befinden sich dann regelrechte Haufen dieser Hinterlassenschaft, die auf Käferbefall hinweist.
Die Eigentümer befallener Flächen wurden vom zuständigen Forstamt in Bad Neustadt schon im Juli angeschrieben und zu Gegenmaßnahmen aufgefordert. Befallene Bäume sollen umgehend gefällt und aus dem Wald entfernt werden. Nur so könne eine weitere Ausbreitung des Borkenkäfers verhindert werden. "Befallenes Holz muß beseitigt werden", weiß Edgar Günther.
Dazu zähle auch das Verbrennen des dünnen Astmaterials, das beim Fällen der Bäume entsteht. Denn auch in dünnen Ästen kann sich der Borkenkäfer einnisten. Glücklicherweise gab es Mitte August in Rappershausen einen heftigen Gewitterschauer. Unmittelbar nach dem Regen ging Edgar Günther mit seiner Familie in den Wald und verbrannte dünnes Astmaterial, das vorher beim Umsägen der Bäume angefallen war. "Das Verbrennen geht natürlich nur unmittelbar nach Regen, da sonst die Waldbrandgefahr zu hoch ist", erklärt Günther. Dennoch hat er bei solchen Verbrennungsaktionen immer einen Wasservorrat dabei, um ein unbeabsichtigtes Ausbreiten des Feuers zu vermeiden. Da der Forst in Gefahr ist, sei in solchen Katastrophensituationen das Verbrennen im Sommer erlaubt. Es trage zu einer wirksamen Bekämpfung des Borkenkäfers bei.
Alle Waldbesitzer müssen an einem Strang ziehen
Mittlerweile hat Edgar Günther auf diese Weise knapp einen Hektar durchforstet und somit effektive Borkenkäferbekämpung geleistet. Leider nähmen nicht alle Waldbesitzer den Aufruf des Forstamts soernst. "Eine nachhaltige Eindämmung des Borkenkäferbefalls können wir nur dann erreichen, wenn alle Waldbesitzer an einem Strang ziehen und entsprechende Maßnahmen ergreifen", so der Rappershäuser. Hierzu zähle auch die Aufarbeitung von Sturmholz, das teilweise schon einige Jahre im Forst liegt und eine ideale Angriffsfläche für den gefürchteten Schädling bietet.
Bei der Aufarbeitung sind mittlerweile immense Mengen an Stammholz angefallen. Einen Teil davon hat der erfahrene Waldbauer schon verkauft. Allerdings sei der Holzpreis derzeit sehr niedrig. Die Preise sind innerhalb eines Jahres um 50 Prozent gefallen, so Edgar Günther.
Der bisher entstandene finanzielle Schaden lasse sich schlecht beziffern. "Hier in Rappershausen herrschen zu 90 Prozent Mischwälder vor", so Günther. Bei reinen Nadelholzbeständen könne es schnell zu einem Totalverlust auf der gesamten Fläche kommen. Zum Schaden kommen noch die Kosten für die notwendige Neuanpflanzung hinzu. Nach wie vor ist die Fichte die am stärksten befallene Baumart. Edgar Günther weist aber darauf hin, dass mittlerweile auch immer mehr andere Baumarten vom Borkenkäfer befallen werden. Die Situation bleibt nach wie vor angespannt in den Wäldern der Region. Ein solches Wald-Drama wie das aktuelle hat der 75-jährige noch nicht erlebt.