Seit Sonntag darf sich Rhön-Grabfeld nun offiziell "Fairtrade-Landkreis" nennen und ist damit unter den Landkreisen, Städten und Gemeinden die Nr. 861 in Deutschland und Nr. 251 in Bayern. In einer emotionalen Feierstunde im "Kloster Wechterswinkel" wurde das Zertifikat in Form einer Urkunde vom Fairtrade-Ehrenbotschafter Manfred Holz an Landrat Thomas Habermann und die Mitglieder der Steuerungsgruppe überreicht.
Projektmanagerin Manuela Michel, Landratsamt Rhön-Grabfeld, und Norbert Dietzel vom Bad Neustädter "Eine-Welt-Laden", der sich seit 32 Jahren für den Fairtrade-Handel einsetzt, moderierten die Veranstaltung, die Kinder und Jugendliche mit Tanz- und Gesang umrahmten. Landrat Thomas Habermann verwies in seinem Grußwort darauf, dass Fairtrade auch ein Zeichen des fairen Umgangs und der Wertschätzung sein sollte. Es sollte eine tagtägliche Verpflichtung für uns sein. "Wenn wir uns auch im Alltag fair bewegen, dann haben wir die Welt ein kleines bisschen besser gemacht !" "Kümmert euch um uns !"- so die eindringliche Botschaft an die Erwachsenen, die Schülerinnen und Schüler der Mellrichstädter Udo-Lindenberg-Mittelschule gesanglich und tänzerisch präsentierten.
Die Hürden sind hoch
Seit drei Jahren unterstützen die Mitglieder der Steuerungsgruppe (Norbert Dietzel, Karl Breitenbücher, Regina Derleth, Ursula Schneider, Christiane Schmalen, Doris Bruckmüller, Johannes Metz, Bernd Titius, Andreas Krefft und bis zu ihrem Ausscheiden auch Brigitte Möller) die Idee vom Fairtrade-Landkreis. Wertschätzung, Würde, Frieden, Umweltschutz, Nachhaltigkeit, Respek, Rücksicht, Bildung und Sensibilisierung gehören für sie zum fairen Umgang miteinander, zu Fairness und Fairtrade. Landrat Thomas Habermann und Projektmanagerin Manuela Michel dankten ihnen für ihren Einsatz.
Beeindruckt von der Veranstaltung zeigte sich Manfred Holz, der "Mann der ersten Stunde" auf dem Gebiet des Fairtrade. In seiner Laudatio hob er hervor, dass "man den Titel Fairtrade-Landkreis nicht geschenkt bekommt". Die Hürden sind hoch. Mit Bravour habe man allerdings alle Kriterien erfüllt. Dazu gehörte ein entsprechender Beschluss des Kreistags, der 2020 gefasst wurde. Eine lokale Steuerungsgruppe wurde gebildet, in Geschäften und in der Gastronomie wurden Fairtrade-Produkte ins Sortiment aufgenommen, Produkte aus fairem Handel werden in öffentlichen Einrichtungen verwendet, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit betrieben und ein Netzwerk aufgebaut.
Großes Steigerungspotenzial
Manfred Holz lobte das enorme Engagement unter der Überschrift "Visionen ohne Aktionen bleiben Illusionen". Einen "dynamischen Fairtrade-Markt" hat er in Deutschland ausgemacht, wobei Kaffee, Bananen und Blumen die wichtigsten Produkte sind. Es gebe allerdings großes Steigerungspotenzial, denn noch gibt jeder Bundesbürger im Schnitt jährlich nur 28 Euro für Fairtrade-Produkte aus. "Bitte kaufen Sie fair, regional, bio und saisonal !", forderte er auf und appellierte weiter: "Wir müssen einfacher leben, damit einfach mehr Menschen leben können !"
Abschließend rief Projektmanagerin Manuela Michel dazu auf, jetzt nicht nachzulassen, sondern die Verleihung des Fairtrade-Siegels als Signal zu weiterem Einsatz zu sehen. "Jetzt gilt es, das Siegel nicht zu verlieren !" In zwei Jahren ist nämlich eine Rezertifizierung.