Es ist ein gewaltiger bürokratischer Aufwand, den die Forstleute erledigen müssen, wenn sie alle drei Jahre das sogenannte Verbissgutachten anfertigen. "Aber nur so können wir ein objektives Bild vom tatsächlichen Rehwildbestand in unseren Wäldern erhalten", sagt Hubert Türich, Abteilungsleiter am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Bad Neustadt, anlässlich des Auftakts zur Bestandsaufnahme in Rhön-Grabfeld.
Alle drei Jahre rückt ein Großteil der Forstleute des Landkreises aus, um einen Überblick in erster Linie vom Rehwildbestand zu erhalten. Dazu ist über ganz Bayern ein Raster gelegt, an dessen Kreuzungspunkten jeweils die aktuelle Situation an Jungbäumen erfasst wird. Im Zuständigkeitsbereich des Bad Neustädter Forstamts liegen rund 1000 solcher Aufnahmepunkte.
Baumart, Größe und Verbiss werden untersucht
Auf der dem Aufnahmepunkt am nächsten gelegenen Verjüngungsfläche werden fünf Stichprobenpunkte gelegt, an denen jeweils 15 Einzelbäumchen nach Baumart, Größe und Verbiss untersucht werden. Weil die Knospen der jungen Bäume die Lieblingsspeise des Rehwilds darstellen, lasse sich aus dem dabei gewonnenen Datenmaterial auf den Umfang des Bestandes schließen. Dementsprechend gibt Türich eine Empfehlung an Jäger und die Untere Jagdbehörde, die daraufhin die Abschusszahlen in den rund 31 Hegegemeinschaften mit ihren 200 Revieren festlegt.
Da diese Vorgaben immer wieder für Diskussionen in der Jägerschaft sorgen, bemühe sich das Forstamt um größtmögliche Objektivität und Genauigkeit, betont Türich. Daher werden für die Bestandsaufnahme auch nur ausgebildete Forstleute eingesetzt.
In Corona-Zeiten ist das Wild schwerer zu jagen
Thomas Schmitt, Vorsitzender der Kreisgruppe des Bayerischen Jagdverbands, macht sich beim Auftakt in einem Waldstück bei Querbachshof selbst ein Bild über die aufwendige Vorgehensweise. Doch auch er räumt ein, dass sie notwendig sei, um sich ein umfassendes Bild des Tierbestandes in der Region zu machen. Denn die Verhältnisse können von Revier zu Revier vollkommen unterschiedlich sein.
Das Erfüllen der Abschusspläne werde allerdings immer schwieriger. Gerade jetzt in Corona-Zeiten, in der Menschen verstärkt die Natur aufsuchen, ziehe sich das Wild stärker zurück und sei deshalb schwerer zu jagen. Doch gerade jetzt, unter dem durch den Klimawandel verursachten Stress für den Wald, sei es erforderlich, den Nachwuchs zu schützen, beteuert Türich. Eine funktionierende Naturverjüngung sei eine der Voraussetzungen für stabile Waldbestände.