zurück
Herschfeld
Rhön-Grabfeld erneut Schauplatz für die "Blue Flag"-Übung
Das Vereinte Nationen Ausbildungszentrum der Bundeswehr übt gerade wieder im Landkreis, um UN-Militärbeobachter auszubilden. Warum sogar ein Hubschrauber in Herschfeld landete.
Die künftigen Militärbeobachter mit den blauen Helmen im Rahmen der 'Blue Flag 2019'-Bundeswehrübung, hier am Schauplatz in Kleinwenkheim. Für die spätere Auswertung wird fleißig notiert. 
Foto: Christian Hüther | Die künftigen Militärbeobachter mit den blauen Helmen im Rahmen der "Blue Flag 2019"-Bundeswehrübung, hier am Schauplatz in Kleinwenkheim. Für die spätere Auswertung wird fleißig notiert. 
Christian Hüther
 |  aktualisiert: 27.04.2023 08:57 Uhr

Schüsse sollen Samstagnacht in der Nähe des Sportheims von Herschfeld gefallen sein, später sind liegengebliebene Patronenhülsen gefunden worden. Was zunächst für den Außenstehenden höchst bedrohlich klingt, erklärt sich jedoch ganz schnell. Die konstruierte Situation ist Teil der Großübung "Blue Flag 2019" des Vereinte Nationen Ausbildungszentrums der Bundeswehr Hammelburg (VNAusbZBw) im Landkreis Rhön-Grabfeld. Die Ausbildung findet - wie beispielsweise auch schon im vergangenen Jahr - verstreut über den Landkreis statt. Sie bildet den Abschluss des internationalen UN-Militärbeobachter-Lehrgangs.

Fotoserie

Die insgesamt 180 beteiligten Personen aus 21 Nationen, darunter auch Vertreter der Bundespolizei, befinden sich aktuell unter anderem in Herschfeld, Niederlauer, Aubstadt, Wargolshausen oder Hendungen. Das Ziel: Künftige UN-Militärbeobachter bestmöglich auszubilden, damit diese dann weltweit in Krisenregionen entsendet werden können, um dort zur Stabilisierung der Sicherheitslage beizutragen. Das Besondere der sogenannten "Military Expert on Mission": Sie sind dabei grundsätzlich unbewaffnet. "Ihre Waffe ist das Wort", erklärt es Oberst Werner Klaffus und Kommandeur des Ausbildungszentrums.

Ein 'War Lord' trifft im Vereinsheim vom SV Herschfeld ein, das dieser Tage ein Teamlager der Übung darstellt.
Foto: Christian Hüther | Ein "War Lord" trifft im Vereinsheim vom SV Herschfeld ein, das dieser Tage ein Teamlager der Übung darstellt.

Treffen mit dem "War Lord"

Für die 26 Lehrgangsteilnehmer aus neun Nationen geht es beispielsweise um den Umgang und die Verhandlung mit Führern von örtlichen Konfliktparteien. Im Rahmen der Übung sitzen zwei militärische Anführer, in diesem Fall "War Lords" genannt, jeweils in Hendungen und Niederlauer. Die Militärbeobachter befinden sich in ihren Teamlagern, die in Herschfeld und Aubstadt angesiedelt sind und erleben mehrmals im Rahmen dieser Tage den Besuch eines Anführers. So auch an jenem Samstagvormittag. Die "Blauhelme", die unter anderem aus Kolumbien, Schweden, Angola oder Kasachstan stammen, beobachten dabei stillschweigend das Treffen, in dem über den aktuellen Stand der Konfliktsituation gesprochen wird. Sie sollen daraus ihre Schlüsse für kommende Schritte ziehen.

Im Herschfelder Sportheim findet ein Treffen mit dem 'War Lord' (sitzend) statt. Bewacht wird er von einem Bodyguard.
Foto: Christian Hüther | Im Herschfelder Sportheim findet ein Treffen mit dem "War Lord" (sitzend) statt. Bewacht wird er von einem Bodyguard.

Patrouillenfahrten zu anderen "Schauplätzen" gehören für die künftigen Militärbeobachter ebenfalls zum täglichen Ablauf der Übung. Dass sich diese in dem für sie völlig unbekannten Terrain trotz Landkarte auch einmal mit ihrem Auto verfahren, ist nicht ungewöhnlich und könnte schließlich so auch in der Realität passieren. "Das ist einkalkuliert", erklärt Sebastian Vogt. Der Oberleutnant und Presseoffizier beschreibt die Übung als ein freilaufendes Szenario, in dem alles aufeinander aufbaut. "Es gibt auch feste Elemente, die wir vorher planen, sogenannte 'Incidents'", führt er weiter aus. Ein solches Element ist beispielsweise das Nachstellen von eben jenen Schüssen bei Herschfeld. Außerdem müssen sich die Lehrgangsteilnehmer mit einem vorgegebenen Budget selbst um ihre Verpflegung kümmern. "Da hatten wir in der Vergangenheit auch schon kreative Teilnehmer, die einen Caterer aus der Region engagiert haben", erklärt Sebastian Vogt.

"Rekrutierung in Kleinwenkheim"

Welchen großen Aufwand die Bundeswehr für diese Übung betreibt, zeigt unter anderem auch eine fiktive Rekrutierungsveranstaltung, die im weiteren Verlauf des Samstags in Kleinwenkheim stattfand. Dort wollte eine Konfliktpartei neue Kräfte für die Truppe anwerben. Die potenziellen Interessierten probierten unter anderem vor Ort Waffen aus. Auch ein Medizinzelt war aufgebaut, um den Fitnesszustand der Kandidaten zu überprüfen. "Die Militärbeobachter müssen dann eben überprüfen, ob in diesem Gebiet Waffen überhaupt erlaubt sind und ob vielleicht nicht auch Kinder angeworben werden", beschreibt Oberst Klaffus das Szenario. Für Klaffus ist bei der Übung kein Aufwand zu groß, wenn es darum geht, die Militärbeobachter gut auszubilden. "Die treffen schließlich unbewaffnet auf bedrohliche Leute in für sie völlig fremden Ländern. Denen will man auf der Straße eigentlich nicht begegnen".

Die 'Blauhelme' bekommen letzte Hinweise, bevor es in die Luft geht. 
Foto: Christian Hüther | Die "Blauhelme" bekommen letzte Hinweise, bevor es in die Luft geht. 

Apropos kein Aufwand zu groß: In diesem Jahr hat die Bundeswehr sogar dafür gesorgt, dass den Teilnehmern ein Hubschrauber der Bundespolizei für die Überwachung aus der Luft zur Verfügung steht. Als Landeplatz wurde dafür der alte Herschfelder Sportplatz ausgesucht.

Unkomplizierte Organisation vor Ort 

Dass die zahlreichen UN-Geländewagen oder auch gepanzerten Transportfahrzeuge aktuell wieder durch Rhön-Grabfeld fahren können, liegt auch an der aus Bundeswehrsicht unkomplizierten Zusammenarbeit mit den jeweiligen Verantwortlichen vor Ort. So stellt beispielsweise Stephanie Philipp-Schirmer, Vereinsvorsitzende vom SV Herschfeld, wieder ihr Sportheim und das Gelände zur Verfügung. "Da möchte ich mich auch für das Verständnis unserer Mitglieder bedanken", erklärt Philipp-Schirmer, die auf eine weitere gute Zusammenarbeit mit der Bundeswehr in Hammelburg hofft. 

Und während sich der eine oder andere dieser Tage über die Bundeswehrfahrzeuge oder einen kreisenden Hubschrauber gewundert haben dürfte, ist für die Einwohner der Ortschaften im Übungsraum die Anwesenheit der Bundeswehr schon zur Normalität geworden. "Schön, dass ihr wieder da seid", hört man da des Öfteren. Wohl wissend, dass es sich nur um eine Übung handelt, die letztlich noch bis einschließlich diesen Mittwoch andauert.

Ungewöhnlich: Der alte Sportplatz von Herschfeld wird als Landeplatz für einen Hubschrauber der Bundespolizei genutzt. 
Foto: Christian Hüther | Ungewöhnlich: Der alte Sportplatz von Herschfeld wird als Landeplatz für einen Hubschrauber der Bundespolizei genutzt. 
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Herschfeld
Christian Hüther
Bundespolizei
Bundeswehr
Friedenstruppen
Hubschrauber
Kleinwenkheim
Kommandanten
Militär
Munition
Nationen
Truppen
UNO
Waffen
Wargolshausen
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top