Der Aufwand ist groß. Seit Ende der Osterferien müssen die Schulkinder in Bayern zum Coronatest, wenn sie in den Unterricht gehen. In der Regel dreimal in der Woche führen die Schülerinnen und Schüler einen Selbsttest durch. Der soll dafür sorgen, dass der Präsenzunterricht gewährleistet und der Sicherheit so weit wie möglich Rechnung getragen wird. Wie sieht der genaue Ablauf der Testungen aus? Was geschieht, wenn ein Test positiv ist? Schulamtsdirektor Karl-Heinz Deublein und Schulrätin Inga Palma vom Staatlichen Schulamt Rhön-Grabfeld geben darüber Auskunft.
Gibt es Unterschiede zwischen den Grund- und den weiterführenden Schulen?
Ja, die gibt es. An den Grundschulen finden sogenannte PCR-Pooltests sowie Schnelltests und an den weiterführenden Schulen nur Schnelltests statt.
Was sind PCR-Pooltests?
Bei einem PCR-Pooltest werden Speichelproben von mehreren Schülern gemeinsam in einer Gesamtprobe (dem "Pool") untersucht. Die Probenentnahme geschieht durch einen "Lollitest", einem gerade für jüngere Kinder besser anwendbaren Verfahren, bei dem die Schülerinnen und Schüler für 30 Sekunden an einem Abstrichtupfer lutschen wie an einem Lolli. Alle Abstrichtupfer einer Klasse kommen gemeinsam in einen Behälter. Es entsteht eine Sammelprobe.
Wie laufen die Pooltests ab?
In den Grundschulen wird an zwei Tagen in der Woche im Pool getestet. Die Tests sind jeweils gleich zu Beginn der ersten Stunde in den Klassenräumen. Die Schüler testen sich selbst. Die Lehrkräfte organisieren und beaufsichtigen die Durchführung. Die Auswertungen der Pools sollen am Abend bis 19 Uhr vorliegen. Zusätzlich findet jeden Montag nach dem Wochenende für alle Grundschüler ein Schnelltest statt.
Was ist der Vorteil von Pooltests?
PCR-Tests sind genauer und zuverlässiger. Mit ihnen können Infektionen früh nachgewiesen werden, wenn ein Kind möglicherweise noch nicht ansteckend ist. Außerdem wird durch die Sammelproben die Anzahl der Labor-Auswertungen deutlich reduziert.
Wie laufen die Schnelltests ab?
Die Schnelltests finden ebenfalls zu Unterrichtsbeginn statt. Und auch hier testen sich die Schüler unter Aufsicht der Lehrer selbst. An den weiterführenden Schulen sind die Schnelltests dreimal in der Woche. Die Ergebnisse der Schnelltests sind nach 15-minütiger Wartezeit abzulesen.
Was passiert, wenn der Pool- oder der Schnelltest negativ ist?
Wenn ein Pool negativ ist, bedeutet dass, dass alle Kinder negativ getestet wurden. Der Unterricht kann weiter ganz regulär für alle Kinder stattfinden. Das Gleiche gilt bei einem negativen Schnelltest.
Was passiert, wenn das Poolergebnis positiv ist?
Sollte ein Pool positiv auf eine Infektion mit Covid-19 getestet werden, muss zeitnah ermittelt werden, welches Kind betroffen ist. Dafür ist eine individuelle Nachtestung erforderlich. Neben den Poolproben werden bei jeder Testung auch Rückstellproben ("Einzelproben") genommen. Diese Einzelproben werden in dem Fall noch über Nacht ausgewertet. Bis 5 Uhr am nächsten Morgen sollen die Ergebnisse den Schulen vorliegen. Klappt das nicht, muss die gesamte Gruppe zu Hause bleiben, bis das Einzelergebnis da ist.
Ein Schnelltest in den weiterführenden Schulen oder am Montag in den Grundschulen ist positiv. Was nun?
Positiv getestete Schüler werden zunächst in der Schule isoliert. Gleichzeitig werden die Eltern informiert, damit sie ihr Kind abholen. Symptomlose Schüler müssen sich noch am selben Tag einem PCR-Test unterziehen. Dazu erhalten sie von der Schule einen Berechtigungsschein. Schüler mit Symptomen müssen zum Hausarzt gehen.
Was ist, wenn auch der PCR-Test positiv ist?
Infizierte Kinder müssen in häusliche Quarantäne. Das Gesundheitsamt, das Schulamt und die betroffene Schule werden informiert. Für die Grundschulen wurde mit einem hohen Verwaltungsaufwand ein spezielles Benachrichtigungssystem über E-Mail (alternativ SMS) aufgebaut, mit dem die Schulen im engen Kontakt zu den Eltern stehen. Über dieses können die Eltern des Schülers das Testergebnis ihres Kindes abrufen. Darüber hinaus tritt die Schule bei einem positiven PCR-Testergebnis persönlich in Kontakt mit den Eltern, um sicherzugehen, dass diese die Nachricht erhalten haben.
Wie geht es für die Schule und die Familie weiter?
In der betroffenen Klasse werden die Testungen deutlich intensiviert und an fünf Folgetagen jeden Tag alle Schüler getestet. In den Grundschulen findet ergänzend zu den regulären Testungen am fünften Tag nach dem positiven Befund ein zusätzlicher Schnelltest statt, falls an diesem Tag kein PCR-Pooltest vorgesehen ist. Das Gesundheitsamt nimmt Kontakt zu der Familie auf. Ist davon ein Mitglied des Hausstandes, Eltern oder Geschwister, nicht geimpft, so muss laut Gesundheitsamt dieses ebenfalls in Quarantäne.
Wann ist die Quarantäne vorbei?
Die Quarantäne dauert 14 Tage. Am 15. Tag kann sich der Schüler, sofern er symptomfrei ist, freitesten. Dazu ist ein negativer Test von einem offiziellen Leistungserbringer notwendig. Ein Schnelltest zu Hause reicht nicht.
Wann muss eine ganze Klasse in Quarantäne?
Das liegt im Entscheidungsbereich des Gesundheitsamtes. Dieses teilt auf Anfrage mit, dass, sobald drei oder mehr positive Fälle in einer Klasse bestätigt sind, die gesamte Klasse für sieben Tage geschlossen wird.
Wann wird die komplette Schule geschlossen?
Das sei eine Einzelfallentscheidung. Dazu könne pauschal keine Aussage getroffen werden, teilt das zuständige Gesundheitsamt mit. Fakt ist laut Schulamt: Sollte bei einem erkrankten Schüler die Omikron-Variante festgestellt werden, dann muss die ganze Klasse in Quarantäne.
Was geschieht mit Schülern, die sich nicht testen lassen?
Im Rahmen der 3G-Verordnung für Schulen herrscht für Schülerinnen und Schüler, die nicht geimpft, getestet oder genesen sind, Betretungsverbot an den Schulen. Diese Schüler fehlen unentschuldigt im Unterricht und werden auf freiwilliger Basis durch die Schulen mit Unterrichtsmaterial versorgt. Gegebenenfalls wird ein Bußgeldverfahren wegen der Verletzung der Schulpflicht durch die Kreisverwaltungsbehörde eingeleitet.
Wie sehr belasten die Testungen den Schulalltag?
"Sehr", antworten Karl-Heinz Deublein und Inga Palma übereinstimmend. Vor allem an den Grundschulen ist der Verwaltungsaufwand für die Tests sehr hoch. Die Pooltests nehmen viel Zeit in Anspruch. Am Abend muss geprüft werden, wie die Pools und am frühen Morgen, wie die Einzeltests ausgefallen sind. Der Informationsbedarf der Eltern ist groß. Zahlreiche Telefonate müssen geführt werden. Die Lehrkräfte sind auch außerhalb des Unterrichts gefordert. Inga Palma: "Man ist immer im Dienst."
Wie beurteilen Karl-Heinz Deublein und Inga Palma die Teststrategie an den Schulen?
"Das Testregime ist sehr ausgereift und funktioniert gut. Es ist engmaschig, minimiert das Infektionsrisiko und gibt Sicherheit", meint Deublein. Seine Kollegin fügt hinzu: "Das aufwändige Testverfahren ermöglicht es, Präsenzunterricht mit einem höchstmöglichen Maß an Sicherheit durchführen zu können."
Nun geht es erst einmal in die Weihnachtsferien. Was ist für das neue Jahr zu erwarten?
Die Testungen werden fortgeführt. Abzuwarten bleibe, wie sich das Infektionsgeschehen mit der Virus-Mutante Omikron entwickelt. Das Schulamt hofft, dass die Schulen so lange wie irgendwie möglich geöffnet bleiben können. "Präsenzunterricht hat für die Entwicklung unserer Kinder und Jugendlichen einen sehr hohen Stellenwert", sagen Karl-Heinz Deublein und Inga Palma.
Welche psychischen Schäden da zurück bleiben scheint den meisten Politikern und teilweise auch Eltern egal....Kinder können sich leider nicht wehren und müssen tun, was Erwachsene sagen. Teilweise gibt es jeden Tag Tränen und Bauchschmerzen, aber egal - Hauptsache Schule läuft - wobei tut sie das überhaupt noch? Schließlich ist es nur noch ein frieren zwischen Lüftungszeiten, Stundenausfall wegen Krankheit, Quarantäne einzelner, Zeitverlust durch Testungen usw...aber ja offiziell heißt es Schulen laufen perfekt und sind sicher...