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Bad Neustadt
Rhön-Grabfeld: Beim Klimaschutz den Artenschutz nicht vergessen
Der Landkreis Rhön-Grabfeld will beim Thema Klima- und Artenschutz ein Gesamtkonzept entwickeln. Habermann: "Wir sind der eigentliche grüne Landkreis in Bayern"
Klimaschutz und das zunehmende Artensterben waren unter anderem Thema in der jüngsten Kreistagssitzung. Der Landkreis will ein entsprechendes Konzept zur Kampagne 'Klima- und Artenschutz' erstellen. 
Foto: Fabian Sommer/dpa | Klimaschutz und das zunehmende Artensterben waren unter anderem Thema in der jüngsten Kreistagssitzung. Der Landkreis will ein entsprechendes Konzept zur Kampagne "Klima- und Artenschutz" erstellen. 
Hanns Friedrich
Hanns Friedrich
 |  aktualisiert: 19.10.2020 10:38 Uhr

Eine Lanze brach Rhön-Grabfelds Landrat Thomas Habermann in der jüngsten Sitzung des Kreistages für den Klimaschutz, fügte aber an, dass man auch das zunehmende Artensterben nicht vernachlässigen dürfe. "Klima- und Artenschutz" sei die Kampagne im Landkreis Rhön-Grabfeld, wozu ein entsprechendes Konzept erstellt werden soll. Der Landkreischef stellte eingangs fest, dass sich die Gremien schon öfter und intensiv mit diesem Thema befasst hatten. Er erinnerte an das Volksbegehren "Rettet die Bienen" und stellte fest: "Wir sind der eigentliche grüne Landkreis in Bayern." Wenn es um Aktionen gehe, dann gehöre auch der Artenschutz dazu. Das sei ein europaweit wichtiges Thema. Für Habermann sei es wichtig, nicht nur über diese Aktionen zu reden, sondern sie umzusetzen und damit auch das eigene Verhalten zu ändern.

Er nannte das Reduzieren von Autofahrten, den Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel, die Umstellung bei der Ernährung oder auch das Freizeitverhalten der Menschen. Hingewiesen hat er auf einen Vorschlag von Kreisrat Klaus Schmitt (Kleineibstadt) zum Bau von Zisternen und dem Auffangen von Regenwasser im großen Stil, zum Beispiel von landwirtschaftlichen Dächern. Auch Zisternen und Auffangbehälter auf privatem Grund seinen heute wichtiger denn je. Grund sei die mittlerweile bekannte Wassernot.

Gesamtkonzept in der Zukunft wichtig

Zum Vorschlag von Klaus Schmitt sagte Thomas Habermann: "Das Thema ist angekommen." Der Landkreis habe sich schon frühzeitig mit Klima- und Artenschutz beschäftigt, wozu es bereits entsprechende Sitzungen gab. Für die Zukunft sei aber ein Gesamtkonzept wichtig. Deshalb erhielten Dr. Jörg Geier, Leiter der Stabstelle am Landratsamt Rhön-Grabfeld, und Regierungsdirektor Manfred Endres die Aufgabe, eine entsprechende Beschlussfassung vorzubereiten.

Immer wieder sprach der Landrat deutlich auch den Artenschutz an, der nicht in den Hintergrund rücken darf. "Klima- und Artenschutz, beide sind wichtig, es ist ein Wahnsinn, was wir an Tierarten verloren haben und verlieren." Für den Landkreischef ist es von Bedeutung, den Ist-Zustand zu erfassen und zu bewerten und die Langfristigkeit in den Vordergrund zu rücken. Veranlasser müsse der Landkreis sein, allerdings müsse auch eine Außenwirkung erzielt werden. Dazu will Thomas Habermann die Bevölkerung mit einbeziehen, Hilfe und Beratung anzubieten.

Bevölkerung miteinbeziehen

Der Landrat sprach das Internet an und sagte, das man auch darüber die Bevölkerung einbeziehen sollte. "Jeder kann sich beteiligen und das ist zielführend." Deshalb sollte ein Projektmanagement eingerichtet werden. Sein Vorschlag war es, dies auf den Weg zu bringen und zwar bei der Sitzung des Kreistags am 9. Dezember. Die Bevölkerung erwarte, dass man sich mit dem Thema beschäftigt, wobei inhaltliche Themen erarbeitet werden müssten. Einen ganz wichtigen Partner nannte er die Landwirtschaft, aber auch die Autoindustrie. Gerade von letzteren würde der Landkreis leben. Thomas Habermann sprach unter anderem von umweltfreundlichen, sicheren Autos von Autoteilzulieferern und die Absicherung der Metallfirmen im Landkreis. All das seien Themen für die nächsten Jahre.

Mellrichstadts Bürgermeister Eberhard Streit erwähnte die Kommunen, die auf vielen Gebieten schon sehr viel Vorleistung gebracht haben. Seiner Meinung nach sollte erst die Aufgabenstellung klar sein, bevor man einen Projektmanager einstellt. Für das Projekt sprach sich Fraktionssprecherin Birgit Erb (CSU) aus und erwähnte vor allem die Forstwirtschaft. Mit ihren Ideen und Vorschlägen sei sie aber schon einen großen Schritt voraus, stellte der Landrat fest. Es gehe zunächst um die Struktur. Klimaschutz ist wichtig, hieß es von Seiten der SPD Fraktion. René van Eckert sprach von einem kommunalen Klimabeauftragten - als Schnittstelle zum Landkreis. Der eingeschlagene Weg sei richtig, allerdings müsse nun eine zügige Umsetzung erfolgen.

Raschert: Forderung nach CO2-neutralem Landkreis

Den ökologischen Fußabdruck brachte die Birgit Reder-Zirkelbach von den Grünen ins Gespräch und verwies auf das große Interesse bei Kindergärten und Schulen. Man sollte ein CO2-neutraler Landkreis werden, forderte Kreisrat Thorsten Raschert, wobei der öffentliche Personennahverkehr einbezogen werden sollte. Werner Ortloff erinnerte an Aktionen in der Vergangenheit an, erwähnte das Abholzen von Laub- und Fichtenbeständen, was dann wieder eingestellt wurde und meinte: "Öko ist es nicht allein, man müsse alles im Auge behalten."So sei Landwirten zu empfehlen auf Bio umzustellen, aber beide Seiten - auch der Ökobereich - seien wichtig.

Hartmut Rausch von der FDP empörte sich, dass 14 000 Tonnen Müll von Schweinfurt nach Leipzig gefahren werden, weil das Gemeinschaftskraftwerk Schweinfurt voll ist. Das sei unfassbar und man sollte überlegen, ob der Müll nicht auf der Schiene von Schweinfurt nach Leipzig gefahren werden könnte. Oft ausufernde Diskussionen waren am Montagnachmittag im Kreistag in Bad Neustadt an der Tagesordnung und führten zu einer fast dreistündigen öffentlichen Sitzung.

Das Gemeinschaftskraftwerk Schweinfurt kann aktuell die anfallenden Müllmengen nicht mehr bewältigen, 14.000 Tonnen Müll werden deshalb nach Leipzig transportiert. 2012 und 2015 waren die Mitglieder des Kreistags Rhön-Grabfeld im Gemeinschaftskraftwerk in Schweinfurt und ließen sich dort die Anlage der Müllverbrennung zeigen.
Foto: Hanns Friedrich | Das Gemeinschaftskraftwerk Schweinfurt kann aktuell die anfallenden Müllmengen nicht mehr bewältigen, 14.000 Tonnen Müll werden deshalb nach Leipzig transportiert.
 
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