Es ist ganz offensichtlich keine leichte Aufgabe, die Bertram Vogel da übernimmt. Der 52-jährige gebürtige Oberfranke soll als neuer Geschäftsführer der Rhön GmbH in schwierigen Zeiten den Tourismus in der Rhön und die GmbH "zukunftsfit" machen, wie er selbst es sagt. Er muss dabei aber auch nach innen dafür sorgen, dass alle in Hessen, Thüringen und Bayern Beteiligten ihre Interessen gewahrt sehen. Sein Vorgänger Thorn Plöger ist offenbar nicht zuletzt daran gescheitert.
Reinhard Krebs, der Landrat des thüringischen Wartburgkreises und Vorsitzende der Gesellschafterversammlung der Rhön GmbH stellte Vogel am Freitag in Bad Kissingen als neuen Geschäftsführer des gemeinsamen Unternehmens von fünf Landkreisen aus drei Bundesländern vor. Bei der Beschreibung der Anforderungen an den Neuen wies Krebs mehrfach darauf hin, dass die Rhön GmbH erst "drei Jahre jung" sei und eine holprige Anfangszeit gehabt habe. Mit Bertram Vogel soll das Destinationsmanagement der Region jetzt in ruhiges und sachliches Fahrwasser kommen.
Gesellschafter sind nach wie vor ehrgeizig
Die Rhön GmbH habe sich in diesem Jahr "gleich mehreren großen Herausforderungen" stellen müssen. Der Corona-Lockdown habe die Tourist-Informationen über Monate lahmgelegt und "Umsatzeinbußen bei den Dachmarkenpartnern" zur Folge gehabt. Dazu kam die Trennung vom vorherigen Geschäftsführer Thorn Plöger.
Dabei zeigen die fünf Landkreise Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld, Fulda, Schmalkalden-Meiningen und Wartburgkreis, die das Unternehmen als Gesellschafter tragen, durchaus nach wie vor Ehrgeiz. Die Rhön solle im Ranking der vergleichbaren Destination einen guten Platz erreichen, sagte Reinhard Krebs.
Bad Kissingens Landrats Thomas Bold erklärte, wer verstehen wolle, wo die Destinationsvermarktung der Rhön steht, müsse "sehen, wo wir herkommen". Die zuvor bestehenden Initiativen aus drei Bundesländern zu einem Unternehmen zusammenzuführen, sei keine leichte Aufgabe. Da sei ein enormer innerer Kommunikationsaufwand nötig.
Wo der Neue hin will
Eine "Kultur der Kommunikation und der Zusammenarbeit" sowie "Netzwerkpflege" bezeichnete denn auch Bertram Vogel als "total wichtig" für seine Arbeit in der GmbH. Entscheidend sei die Frage "Was kann ich zur positiven Gesamtwahrnehmung dieser Region beitragen?"
Helfen soll ihm dabei zunächst auch der Umstand, dass er von außen kommt. Zur Vogel-Perspektive gehört für ihn der Blick von oben. Und das nicht nur, weil er nach eigenen Angaben privat Gleitschirmflieger ist.
Als seine Hauptaufgaben für die ersten Monate im Amt betrachtet Vogel unter anderem die "Unterstützung der Leistungsträger und Netzwerkpartner beim Erwerb digitaler Kompetenz". Eine Pressemitteilung zu seiner Vorstellung nennt in diesem Zusammenhang außerdem die Entwicklung von Premiumangeboten entlang des Hochrhöners. Dazu kommt unter anderem die "inhaltliche Gestaltung der drei touristischen Kompetenzzentren als Schaufenster "für die eine, kreative, hippe, ländliche Rhön als Ganzes".
Wo der Neue herkommt
Der aus Selbitz bei Hof stammende Vogel ist gelernter Wirtschaftsgeograf mit den Ausbildungsschwerpunkten Marketing und Regionalentwicklung. Er hat in Bayreuth studiert, war an der Universität Chemnitz und danach bei wechselnden Unternehmen Geschäftsführer. Von 1999 bis 2011 führte er das Stadtmarketing Regensburg, danach führte er die Tourismus GmbH in Prien am Chiemsee und wechselte 2015 zum Niederbayern-Forum e. V. mit Sitz in Landshut. 2020 hatte er für kurze Zeit die Geschäftsführung der Badenweiler Thermen und Touristik GmbH inne. "Im Corona-Krisenmodus", wie es in der Mitteilung zu seiner Vorstellung weiter heißt.
Die Geschäftsführung der Rhön GmbH soll er mit Vertragsbeginn am 15. November übernehmen. Sein Vertrag laufe dann für die nächsten fünf Jahre. Nach der Trennung von Plöger im April hat dessen Stellvertreterin Jennifer Rother die Geschäfte der GmbH mit ihren rund 40 Mitarbeitern, die insgesamt 30 Vollzeitstellen ausfüllen, interimistisch geführt. Rothers Leistung "in dieser schwierigen Phase" würdigten die Gesellschafter am Freitag ausdrücklich.