Im Jahr 1956 geboren, lebte ich mit meiner Mutter und meiner Großmutter zusammen in einem Haushalt. Meine Mutter arbeitete ganztags und meine Oma kochte, führte den Haushalt und passte auf mich auf. Und sie kochte sehr gut. Sie kochte alles, was man damals eben so aß, denn Pizza, Pasta, Spaghetti oder Burger waren unbekannte Speisen und von Kalorien redete damals auch noch niemand.
Meine Großmutter verköstigte aber nicht nur uns, sondern auch ihre zweite Tochter und kochte bei Bedarf auch für etliche Kinder ihrer fünf Schwestern, für den zukünftigen Schwiegersohn und seine Schwestern, die alle Flüchtlinge aus dem Sudetenland waren, in Hendungen wohnten und in Bad Neustadt arbeiteten. Alle fanden bei „Tante Fina“ Herberge und ein warmes Mittagessen.
Alles kochte in einem Topf
So kam es, dass bei uns öfters über zehn Leute am großen Tisch in der Wohnküche saßen und verköstigt wurden. Gekocht wurde alles auf einem altmodischen Holz-Kochofen mit einer großen eisernen Platte und einem kleinen Elektroherd mit zwei Platten. Spülmaschine gab es damals selbstverständlich auch noch keine.
So ging das die ganze Woche, aber am Samstag wollte Oma nicht groß kochen und so gab es jeden Samstag Kartoffelgemüse mit Fleischwurst. Im Nachhinein nur zu verständlich. Das kochte alles in einem Topf, die Fleischwurst wurde dazugelegt zum Wärmen, ein Glas Gewürzgurken dazu und fertig war das Essen.
Mit der Zeit schmeckte das Kartoffelgemüse nicht mehr
Aber mit der Zeit war mir dieses Kartoffelgemüse jede Woche einfach zu viel, ich hatte die Nase voll und meuterte. Aber da gab es kein Pardon, es musste gegessen werden. So kam es, dass ich, als ich dann meinen eigenen Haushalt führte, auf keinen Fall mehr dieses Essen kochen wollte.
Mich schüttelte es direkt, wenn ich bloß darüber nachdachte. Mindestens zehn oder 15 Jahre aß ich dieses Gericht nicht mehr. Aber eines Tages kochte ich es doch mal und was soll ich sagen, plötzlich schmeckte es mir wieder. Und so gibt es jetzt wieder alle sechs Wochen bei uns Kartoffelgemüse mit Fleischwurst und Gurke, wie es einst meine Großmutter für uns zubereitete.
In einer kleinen Serie stellen Mitarbeiter dieser Zeitung in losen Abständen ein selbst gekochtes Gericht vor und erzählen ihre ganz eigene Geschichte dazu. In diesem Bericht verrät Redaktions-Mitarbeiterin Eva Schmitt ein besonderes Rezept. Sie lebt in der Gartenstadt, ist 64 Jahre alt und arbeitet seit vielen Jahren für die Heimatzeitung.