Das Mellrichstädter Sportbad muss in den nächsten Jahren saniert werden. Das ist kein Geheimnis. Die Frage ist nur, wo das Geld herkommen soll. Sieben bis acht Millionen Euro sind nach einer ersten Schätzung veranschlagt – eine Summe, die die Stadt nicht allein stemmen kann. Bürgermeister Eberhard Streit hofft daher auf ein Förderprogramm der Staatsregierung, um der Kommune bei dieser Mammutaufgabe unter die Arme zu greifen. Unterstützung erhält er dabei von den SPD-Landtagsabgeordneten Kathi Petersen (Schweinfurt) und Christoph Rabenstein (Bayreuth). Am Freitag informierten sie sich über den Zustand des Sportbads und sicherten Streit zu, sich in München für eine Lösung einzusetzen.
Beim Polit-Besuch – auch Stadträtin Karoline Karg und Kreisrat René van Eckert waren mit von der Partie – zeigte sich das Freibad auf den ersten Blick von seiner schönsten Seite: dahingleitende Schwimmer im glitzernden Wasser, fröhliche Kinder auf der großen Rutsche und munter plaudernde Grüppchen auf der Liegewiese in der top-gepflegten Anlage. Dass dieses einladende Freizeitangebot nur mit viel Aufwand aufrecht erhalten werden kann, offenbarte ein Blick in den Untergrund. Veraltete Technik, die dringend überholt werden müsste, und immer schärfere Vorschriften und Auflagen zum Betrieb eines Bads passen nicht zusammen, das wurde deutlich.
Mellrichstadt will sein Bad erhalten
Aber da ist noch etwas, das nicht konform läuft: Immer weniger Kinder können heute schwimmen. Die Forderung auch von öffentlichen Stellen, hier gegenzusteuern, wird nach jedem Badeunfall laut. Dennoch können sich immer weniger Kommunen leisten, ein Schwimmbad zu unterhalten. Viele Einrichtungen werden geschlossen. Die Mellrichstädter Stadträte haben sich allesamt dafür ausgesprochen, dass das Sportbad trotz hoher Kosten erhalten wird. Es ist wichtig für den Schulsport, zudem trainieren in den 25- und 50-Meter-Becken die Mannschaften der Wasserwacht. Es ist auch das einzige Schwimmbad im Landkreis, in dem die Wasserwacht – höchst erfolgreich auch auf Bundes- und Landesebene, wohlgemerkt – ihre Wettbewerbe austragen kann. Im Gegenzug helfen die Aktiven, im Sommer den Badebetrieb aufrecht zu erhalten – extra eingestelltes Aufsichtspersonal könnte sich die Stadt nicht leisten, wie Bürgermeister Eberhard Streit im Gespräch mit den Abgeordneten hervorhob.
Überhaupt: Das Sportbad, 1975 eingeweiht, lebt von der Substanz. „Die Technik gehört ins Museum“, scherzte Bürgermeister Eberhard Streit. Doch eigentlich trifft diese Aussage genau den Punkt, unterstreicht Betriebsleiter Wolfgang Fritz. Seit 1991 sind er und die Mitarbeiter Garanten dafür, dass der Betrieb läuft – wenn auch manchmal improvisiert werden muss, um Probleme und Schäden zu beheben. Und davon gibt es mit zunehmendem Alter des Bads immer mehr. Für manche Schalter und Hebel gibt es keine Ersatzteile mehr, die Bedienung erfolgt also mit höchster Vorsicht. Und auch an die Elektrik wagen sich nur Fachleute, die mit der Installation vertraut sind. „Ohne das große Engagement von Wolfgang Fritz hätten wir schon längt zumachen können“, machte der Stadtchef deutlich.
Sanierung mehr als nötig
Auch die Ausstattung des Bads – die Umkleidekabinen, die Fliesen und die Duschen – versprühen 70er-Jahre-Charme. Was kaputt geht, wird repariert, aber eigentlich wäre eine Sanierung der Einrichtung mehr als nötig. Von der Gebäudesubstanz ganz zu schweigen. Im Hallenbad hatte das Chlor das Metall in der Decke angegriffen, durch den Einbau einer Holzkonstruktion wird die Decke nun ständig überwacht. Die Fenster, einfach verglast, sind nicht mehr dicht. Der Sprungturm, einst eine Attraktion des Bads, wurde nach einem tragischen Unfall geschlossen. Um ihn wieder in Betrieb zu nehmen, müssten über 80 000 Euro in neueste Sicherheitsvorkehrungen investiert werden. Geld, das an anderer Stelle dringender gebraucht wird.
Das machte ein Rundgang durch die Technikräume dann mehr als deutlich. Die Landtagsabgeordneten machten sich ein umfassendes Bild, dafür nahmen sie sich fast zwei Stunden Zeit. „Hier wird mehr als deutlich, wie dringlich die Maßnahme ist“, versicherte Christoph Rabenstein. Der Bayreuther ist stellvertretender Vorsitzender der Enquete-Kommission „Gleichwertige Lebensverhältnisse in ganz Bayern“ und ist sich mit Kathi Petersein einig, dass der Freistaat gerade den Kommunen im ländlichen Raum bei der Badsanierung zur Seite stehen muss.
Arbeitsgruppe eruiert Fördermöglichkeiten
„Wir wollen, dass der Unterhalt eines Schwimmbads, wie es das Sportbad Mellrichstadt ist, eine Pflichtaufgabe der Kommune für die Bevölkerung wird, keine freiwillige Leistung“, versicherten die Landtagsabgeordneten. Dann würden auch die Fördermöglichkeiten anders aussehen. „Wir sind dran am Problem, aber es gibt noch keine Lösung“, so Kathi Petersen. Sie hatte zum Plenum am 18. April 2018 die Frage an die Staatsregierung gestellt, welche Maßnahmen sie ergreifen will, damit finanzschwache Kommunen ihre von Schließung bedrohten Schwimmbäder offen halten können. Wie sie ausführt, erarbeitet eine staatlich-kommunale Arbeitsgruppe Möglichkeiten einer Förderung, die Ergebnisse sollen bis zum Doppelhaushalt 2019/2020 vorliegen.
Bis dahin könnte man ihrer Meinung nach andere Fördertöpfe abklopfen. Da das Bad gebaut wurde, als Mellrichstadt noch Bundeswehrstandort war und die Soldaten zum Sport kamen, könnte man bezüglich des Wegfalls dieser Nutzung vielleicht Gelder auftreiben. „Denn die Voraussetzungen, unter denen das Bad gebaut wurde, waren ja gänzlich andere.“ Auch Förderungen bezüglich Schulsport, Wasserwacht-Ausbildung und Rettung müssten ausgelotet werden. Da auch der TSV das Bad nutzt, könnte auch der Landessportverband angefragt werden. Nicht zu vergessen die Krankenkassen, da hier auch Krankheitsprävention betrieben werde. Eine energetische Sanierung könnte ebenfalls finanziell zünden, zumal schon gute Voraussetzungen da sind, da das Bad durch die Anwärme der Biogasanlage geheizt wird.
Ländliche Regionen unterstützen
Christoph Rabenstein liegt noch etwas anderes am Herzen. Er will, dass nicht nur die Menschen in Ballungszentren eine gute Versorgung vorfinden, sondern auch für die Landbevölkerung sorgen. „Ich habe nun 25 Regionen in Bayern aufgesucht und viele Anregungen bekommen, um den ländlichen Raum zu stärken. Die Staatsregierung muss sich des Problems annehmen, sonst blutet das flache Land aus.“
Bürgermeister Eberhard Streit jedenfalls kann nur auf eine Unterstützung vonseiten der Staatsregierung hoffen. „Um Klartext zu reden: Wir sprechen hier bei acht Millionen Euro Investitionssumme von den dringlichen Maßnahmen am Schwimmbad, nicht von Firlefanz.“ Der Unterhalt des Bads kostet zudem jährlich 350 000 bis 400 000 Euro, selbst nach der Renovierung werden die laufenden Kosten auf 250 000 Euro geschätzt. „Diese Summe ist die Stadt gern bereit, für ihr Schwimmbad zu zahlen. Aber die Sanierung können wir nicht allein stemmen“, so der Stadtchef. Und während die Landtagsabgeordneten darauf setzen, dass bei der Regierung diesbezüglich etwas in Bewegung kommt, richtete Eberhard Streit einen eindringlichen Appell an die Politiker: „Bitte kämpfen Sie für uns mit Leidenschaft in München.“