Die Firma Rudolf-Erich Müller GmbH & Co KG (Remog) ist nach schwerem Wellengang wieder in ruhigerem Fahrwasser angekommen. „Die Erwartungen sind sehr positiv“, freut sich Geschäftsführer Wilfried Müller. Eine Entwicklung, von der auch die verbliebenen 130 Mitarbeiter profitieren sollen. Zum nächsten Jahr sind kräftige Lohnerhöhungen angekündigt.
Schon das zweite Halbjahr 2011 habe gegenüber dem ersten Halbjahr eine Umsatzsteigerung von gut zehn Prozent gebracht, sagt der Geschäftsführer gut gelaunt im Gespräch mit der Main-Post. Und für das nächste Jahr erwartet er nach heutiger Sicht noch einmal acht Prozent Plus am Standort Münnerstadt.
Das sollen jetzt auch die Beschäftigten im Geldbeutel spüren. Die Mitarbeiter in der Produktion erhalten in zwei Stufen gestaffelt bis Mitte Januar 8,5 Prozent mehr Lohn, für die Angestellten gibt es 3,5 Prozent mehr. „In den vergangenen Jahren konnten wir hier sehr wenig tun“, erklärt Müller den Nachholbedarf.
Die auf hochwertige Präzisionsteile spezialisierte Firma war von den Auswirkungen der Finanzkrise 2009 brutal erwischt worden. Wie bei vielen anderen Betrieben in Deutschland verhinderte die umfangreiche Kurzarbeit das Schlimmste. Andere Mittelständler, wie etwa Autozulieferer, erholten sich relativ rasch wieder, Remog aber hatte lange mit schweren Auftragsrückgängen zu kämpfen. Bis zu 70 Arbeitsplätze der damals rund 175 waren zeitweise in Gefahr. Im Zusammenspiel mit dem Betriebsrat gelang es aber nach Ablauf der Kurzarbeit im Februar dieses Jahres die Zahl der betriebsbedingten Kündigungen auf sieben zu reduzieren. Manche Mitarbeiter verließen mit einer Abfindung freiwillig das Unternehmen, andere fanden woanders einen Job. Mittlerweile seien wieder einige Arbeitnehmer zurückgekehrt, sagt Müller. Der deutliche Aufschwung bei Remog resultiert laut Müller auch aus einer stark verbesserten Marktposition. Oder anders ausgedrückt: Die Firma kann für manche ihrer Produkte höhere Preise erzielen. Die gute Lage führt nächstes Jahr auch zu deutlich höheren Investitionen im Millionenbereich. Vor allem neue Maschinen sollen gekauft werden.
Noch deutlich besser laufen die Geschäfte im polnischen Tochterunternehmen in Mielec, das vorwiegend von Müllers Sohn Markus geleitet wird. Von einem Plus von 30 Prozent allein im Jahr 2011 spricht Wilfried Müller. Und: „Für das nächste Jahr erwarten wir noch einmal 10 bis 15 Prozent Wachstum.“ 110 Menschen sind dort in erster Linie mit der Produktion von Hydraulikteilen für die Industrie, Maschinenbau und Luftfahrt beschäftigt. „Auf zwei Füßen steht man eben besser“, resümiert Müller.
Arbeitskräftemangel gibt es nicht in der Sonderwirtschaftszone, die gut 120 Kilometer entfernt von Krakau in Richtung Ukraine liegt. Gut 20 000 Arbeitsplätze gingen dort durch den Zusammenbruch eines Luftfahrtunternehmens verloren. Mittlerweile haben sich US-Unternehmen aus dem Flugzeugbau wie Pratt & Whitney oder Sikorsky (Hubschrauber) angesiedelt. Durch die Stärkung der Infrastruktur für Luftfahrtteile sieht auch Müller Chancen für sein Unternehmen. So stehe die Firma in Verhandlungen, die bei einem positiven Ausgang zu einem deutlichen Anstieg der Beschäftigten auch in Münnerstadt führen könnten.
Die Hydraulikteile, die Remog in Deutschland und Polen herstellt, werden bei Fahrwerken, Landeklappen, Türen und vielen anderen Bereichen gebraucht. Wobei Müller nicht bange ist, dass sich das bald ändern könnte. Die Hydraulik besitze gegenüber dem Elektromotor deutliche Vorteile, weil sie mit relativ geringem Eigengewicht größere Kräfte erzeugen könne.