
Kontinuität, die einen Premiumlieferanten auszeichnet. Wachstum, das sich auch von Konjunkturdellen nicht aufhalten lässt. Und Innovationen bei der Produktion von Komponenten als Automobilzulieferer, die für ein Alleinstellungsmerkmal selbst auf einem umkämpften Weltmarkt sorgen. Das sind, kurz gesagt, die Garanten für die Erfolgsgeschichte der Firma Reich GmbH, die weiter geschrieben wird. Firmenchef Karl-Hermann Reich hat ein Vorzeigeunternehmen am Standort Mellrichstadt aufgebaut, das wahrlich keine Vergleiche zu scheuen braucht.
Die Geschäfte laufen auch in 2012 gut, sehr gut sogar. Das Familien-Unternehmen verzeichnet Zuwächse beim Umsatz und den betrieblichen Investitionen, bei der Auftragslage wie auch bei der Zahl der Beschäftigten. Allein diese Daten sind ein eigenes Kapitel in der 93-jährigen Firmengeschichte wert.
Zum Ende des Jahres hin gibt es freilich noch zwei Nachrichten, die den Macher und Lenker mit Zuversicht und Optimismus nach vorne schauen lassen: Die Firma Reich hat mit einem Großauftrag des US-Automobilherstellers Chrysler einen Coup gelandet, der enormes wirtschaftliches Potenzial verspricht, berichtet Karl-Hermann Reich bei einem Pressegespräch voller Stolz. Und persönlich schätzt er sich sehr glücklich darüber, dass seine beiden Kinder André und Nina „aus freien Stücken“ in das Familienunternehmen eingestiegen sind, mit ihnen wird die vierte Generation die Zukunft der Reich-Gruppe gestalten.
Die Weichen der Unternehmens-Nachfolge sind also gestellt. André Reich steht nach Abschluss seines BWL-Studiums und einem erfahrungsreichen „Abstecher“ bei Bosch seit September 2011 seinem Vater als Juniorchef zur Seite. Der 32-jährige Diplom-Kaufmann ist seither dabei, die ganze Produktpalette und die betrieblichen Abläufe kennenzulernen. Dank der Unterstützung seitens des Managements geschieht dies offensichtlich so gut, dass „ich mich mehr und mehr für die Technik begeistern kann“, so André Reich. Nicht minder wichtig für ihn ist der Aspekt, in die Kontaktpflege mit den Kunden und Lieferanten einbezogen zu werden.
„Wir lassen nicht nach und wachsen auch im neuen Jahr weiter“, stufte der Juniorchef selbstbewusst die Aussichten des Unternehmens für das kommende Jahr ein. 2013 peilt die Reich-Gruppe – die Reich GmbH am Stammsitz Mellrichstadt und die Reich LLC mit Produktionsstandort Asheville in den USA – ein Umsatzvolumen von mehr als 100 Millionen Euro an – eine Rekordmarke für das mittelständische Familienunternehmen.
André Reich hat Verstärkung bekommen, denn Schwester Nina hat seit einigen Wochen im gemeinsamen Büro Platz genommen. Die Diplom-Kauffrau (29), die unter anderem dreieinhalb Jahre als wissenschaftliche Mitarbeiterin der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Würzburg tätig war, arbeitet sich nun ebenfalls nach der Devise „Training on the Job“ in die Unternehmensabläufe ein. „Eine Riesenherausforderung, die Spannendes und Interessantes zugleich bietet“, ist sie sich mit ihrem Bruder einig.
Am Reich-Stammsitz in Mellrichstadt wird nicht gerüttelt. Im Gegenteil, die Reich LLC, die auf dem und für den wachstumsstarken amerikanischen Markt produziert, stärkt das Familienunternehmen. „Aufbruch in eine neue Dimension“ – diese Devise verbindet Reich mit einem Großauftrag von Chrysler.
„Aufbruch in eine neue Dimension“ deshalb, weil die Reich GmbH weltweit der einzige Hersteller und Lieferant von fünf speziellen Teilen ist: Es handelt sich um einen Lagerring, eine Scheibe, einen Hohlradträger und um zwei sogenannte Klauen, die derzeit in Mellrichstadt in Vorserie gefertigt werden. Ab dem Jahr 2015 sollen von diesen Teilen jeweils 1,2 Millionen Stück in Asheville hergestellt werden und der Reich-Gruppe einen Umsatzzuwachs von etwa 40 Millionen Euro bescheren. Zum Vergleich: Die Reich GmbH erwirtschaftet mit der Gesamtproduktion heuer einen Umsatz von 83 Millionen Euro. Am Vergleich der Umsatzzahlen wird laut Juniorchef André Reich die hohe Wertschöpfung des Chrysler-Großauftrags deutlich. Sicher ist man sich bei der Reich GmbH, dass auch die europäischen Automobilhersteller Interesse an dem modernen Automatgetriebe zeigen werden.
Das heißt aber auch, dass für diese neuen Teile über die Jahre Investitionen von 20 Millionen Euro fällig werden. Und ganz erfreulich für die Region ist diese Nachricht: In den nächsten zwei Jahren wird die Zahl der Mitarbeiter (derzeit bei 733) um weitere 50 auf dann fast 800 steigen. Bewerbungen um einen Arbeitsplatz bei Reich kommen inzwischen aus der gesamten Main-Rhön-Region.
Bis Ende 2013 will er als Firmenchef noch das Unternehmen leiten, kündigte Karl-Hermann Reich an und sich dann in die Rolle des Unternehmenspatriarchen fügen. Bis dahin wird André und Nina die Reich'sche Firmenphilosophie in Fleisch und Blut übergegangen sein.