Sorgenvoll schauen viele Ärzte in die Zukunft, wenn sie mal die 60 überschritten haben. Sie stehen vor quälenden Fragen: Was wird aus meiner Praxis? Wird sie jemand übernehmen? Wie und wann steige ich selber aus dem Berufsleben aus? Augenarzt Dr. Michael Rauch gehört zu den Glücklichen, die eine Lösung gefunden haben.
Ab diesem Freitag, 1. Juli, führt Augenärztin Dr. Andrea Pfister seine Praxis mit einer ganzen Stelle, er selber füllt als Angestellter bei ihr eine halbe Stelle aus. Damit sind nur die Vorzeichen vertauscht, denn bereits seit 1. April war es Andrea Pfister, der die halbe Stelle gehörte. Aus der Sicht der beiden Augenärzte ist ihnen mit diesem Schritt etwas gelungen, das eigentlich optimal funktionieren müsste.
Nachfolgerin stammt aus
Wie Michael Rauch hat auch Andrea Pfister nach dem Medizinstudium ihre augenärztliche Fachausbildung in der Augenklinik der Uni Würzburg durchlaufen. Wie ihr Praxispartner ist auch sie in der Region verwurzelt. Sie stammt aus Schweinfurt, war zuletzt dort tätig und wird ihren Wohnsitz in absehbarer Zeit in den Raum Bad Neustadt verlegen. Als zusätzliche Qualifikation kann die 38-Jährige Operationen vornehmen.
Nach so einer geeigneten Kollegin begann Dr. Rauch vor einem Jahr Ausschau zu halten. Vor allem seine Familie sorgte sich um seine Gesundheit, die wohl nicht ewig mitmachen würde, wenn sein Arbeitspensum so weiterlaufen würde wie bisher. 1987 eröffnete Rauch, der in Sondheim/Rhön aufgewachsen ist, seine Praxis in der Zwiebelgasse. „Gleich am ersten Tag kamen 80 Patienten“, erinnert sich Ehefrau Gerda an den Zustrom, der seitdem nicht abgerissen ist.
Gerda Rauch, deren eigentlicher Beruf Lehrerin war, stieg von Anfang an mit ein, sie managte das Praxis-Geschehen am Empfang und war auch für die „Personalpolitik“ zuständig, weil ihren Mann so etwas nervös macht. Gerda Rauch ist übrigens die Einzige, die wirklich aufhört und am Donnerstag ihren letzten Arbeitstag hatte. Sie widmet ihre Zukunft den Enkeln und dem Kinderschutzbund.
Tochter beim Praxisaufbau helfen
Für ihren Mann zeichnen sich drei Arbeitstage in der Praxis, die ihm einmal gehörte, ab. Darüber hinaus wird er die Urlaubsvertretung übernehmen und in seiner Freizeit seiner Tochter beim Aufbau ihrer Augenarzt-Praxis in Nördlingen helfen. Schließlich ist er erst 63 und möchte schon noch einige Jahre seinem geliebten Beruf nachgehen.
Hat er für sich persönlich einen reibungslosen Übergang gefunden, so richten sich jetzt seine Hoffnungen auf die Patienten, dass sie seine Entscheidung mittragen, sich seiner Kollegin Andrea Pfister öffnen und nicht verschnupft sind, wenn sie nicht mehr von ihm behandelt werden können. Übrigens gibt es eine weitere Rauch-Pfister-Parallele: Profitierte das Praxis-Klima vom perfekten Zusammenspiel zwischen Gerda und Michael Rauch, so besetzt Andrea Pfister den Empfang ebenfalls mit einem Familienmitglied, mit ihrer Schwester.